Süddeutsche Zeitung

Eiskunstlauf:Erst mal befrieden

Lesezeit: 2 min

Die Deutsche Eislauf-Union hat den Journalisten Andreas Wagner zum Präsidenten gewählt. Zu seinen Zielen gehört es, den internen Zwist zu schlichten .

Von Barbara Klimke

Nach einer Führungskrise und heftigen Verwerfungen im Verband haben die Eiskunstläufer einen neuen Präsidenten bestimmt. Im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in Dortmund wurde am Samstag der Rundfunkjournalist Andreas Wagner mit seinem Team gewählt. Anders als bei der ergebnislosen Chaos-Wahl im September gab es diesmal keine anderen Kandidaten. Zu seinen Zielen in der Deutschen Eislauf-Union (DEU), sagte Wagner, gehöre es "die Gräben, die aufgegangen sind, wieder zuzuschütten".

Der 62 Jahre alte Wagner, einst Hörfunksportchef des SWR, tritt die Nachfolge von Dieter Hillebrand, 80, an, der seit 2006 an der Spitze der Deutschen Eislauf-Union gestanden hatte. Neue Vizepräsidenten sind der frühere Eistänzer Daniel Hermann sowie Thomas Rücker, Präsident des Rheinland-Pfälzischen Eisportverbands. Die nicht-öffentliche Wahl erfolgte einstimmig, teilte die DEU mit; laut Aussage mehrerer Anwesenden habe es zwei Enthaltungen gegeben.

Ein zweiter Anlauf bei der Wahl war nötig geworden, weil der erste Versuch am 10. September bei der ebenfalls nicht-öffentlichen Mitgliederversammlung in München nach Machtkämpfen und verbandsinternen Querelen gescheitert war. Damals erhielt die 30-jährige Ärztin und Unternehmensberaterin Larissa Vetter die meisten Stimmen, sie nahm die Wahl aber nicht an. Sie hätte mit ihren Mitstreitern feststellen müssen, dass sie an bestimmten Stellen im Verband "als Team nicht erwünscht" seien, sagte Vetter, die auf erneute Kandidatur verzichtete. Eine ausführliche Aussprache zu diesen Vorgängen habe am Samstag im Plenum in Dortmund nicht stattgefunden, hieß es aus Teilnehmerkreisen; "ich finde das bitter", sagte ein Mitglied.

Wagner will unbelastet ans Werk gehen

Der neue ehrenamtliche DEU-Präsident Andreas Wagner sagte am Tag nach der Wahl: "Ich gehe auf jeden zu, der bereit ist, mit dem Verband positiv zusammenzuarbeiten." Da er bei aller emotionalen Nähe zum Eiskunstlauf "von außen" komme, "sollte ich gute Voraussetzungen dafür mitbringen, das erfolgversprechend anzugehen". Ein erstes Anliegen sei die nach einer Satzungsänderung beschlossene Installation einer hauptamtlichen Geschäftsführung, einen genauen Zeitplan gebe es dafür noch nicht. Die Sponsorensuche gehört ebenso zu Wagners Zielen wie eine größere Aufmerksamkeit für die Sportart, die in Deutschland ins Mittelmaß abgeglitten ist.

Bei den Olympischen Winterspielen in Peking im Februar konnte sich keiner der DEU-Athleten für einen Platz jenseits der besten Zehn empfehlen. Die Paarläufer Minerva Hase/Nolan Seegert, die bei der WM im März in Abwesenheit der dominierenden Eislaufnation Russland Rang fünf belegten, haben die gemeinsame Karriere beendet. Die vorerst letzte große Eisgala, der Olympiasieg der Paarläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot in Pyeongchang, liegt schon fast fünf Jahre zurück. Auch Alexander König, der Erfolgstrainer des Gold-Duos, hat die DEU mittlerweile verlassen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5684349
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.