Süddeutsche Zeitung

Eishockey:Kreativ im Verlieren

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Neun Niederlagen in zehn Spielen: Die Nürnberg Ice Tigers stecken nach der 2:5-Niederlage gegen Straubing in der Krise. Die Offensive bleibt das größte Problem, auch wenn zwei Stürmer Hoffnung machen.

Von Christian Bernhard

Tim Bender konnte einem fast leid tun, als er kürzlich mitteilte, dass "wir derzeit leider immer irgendwie Wege finden, zu verlieren". Das sei frustrierend, sagte der Verteidiger der Nürnberg Ice Tigers bei Magenta Sport. Am vergangenen Sonntag fanden die Franken einen besonders kreativen Weg. Im Derby bei den Straubing Tigers spielten sie lange Zeit gut mit und lieferten dem Tabellendritten der Deutschen Eishockey Liga (DEL) einen harten sportlichen Kampf. 2:1 führten die Straubinger, als das Schlussdrittel begann, für die Ice Tigers war noch alles möglich - speziell, da sie die letzten 20 Minuten mit einer Fünf-gegen-Drei-Überzahl begannen. Die Scheibe landete dabei auch im Tor - allerdings im eigenen. Nürnbergs Brandon Buck verlor sie im Spielaufbau an der Mittellinie an Chase Balisy, dieser setzte Antoine Laganière in Szene und der Kanadier markierte das 3:1 für Straubing nach nur 22 gespielten Sekunden. Da war selbst der Twitter-Account der Ice Tigers bedient: "Es ist unfassbar. So was darf einfach nicht passieren."

Dieses Unterzahl-Tor sei der Schlüssel zum Sieg gewesen, sagte Straubings Trainer Tom Pokel nach dem 5:2-Sieg seines Teams. Speziell in jener Phase der Partie sei es eine "sehr enge Angelegenheit" gewesen. Nürnbergs Co-Trainer Manuel Kofler sprach auf der Pressekonferenz von "einigen leichten Fehlern", die Straubing "eiskalt bestraft" habe. Zum Fünf-gegen-Drei-Gegentor sagte er nichts, es bedurfte keiner weiteren Erklärungen. Was Kofler stattdessen sagte, war: "Wir sind natürlich enttäuscht und müssen das aufarbeiten und weiter werkeln."

Weiter werkeln wie zuletzt wäre für die Franken keine gute Option: Die Derby-Pleite war für die Nürnberger die neunte Niederlage in den vergangenen zehn Spielen. Die guten Nachrichten für die elftplatzierten Ice Tigers (46 Punkte) kamen am Sonntag aus Bremerhaven und Mannheim. Dort verloren auch Augsburg (46) und Wolfsburg (49), Nürnbergs direkte Konkurrenten um Platz zehn, der als letzter zur Teilnahme an den Pre-Playoffs berechtigt.

Trotz Patrick Reimers 350. DEL-Tor, das den Franken am Freitag den 1:0-Sieg gegen Krefeld gesichert hatte, ist die Offensive weiter das größte Ice-Tigers-Problem. In den ersten vier Spielen des neuen Jahres erzielte die Mannschaft von Trainer Kurt Kleinendorst lediglich fünf Treffer. Kapitän Reimer sagte floskelhaft zu den Problemen mit dem Toreschießen: "Wenn man kein Glück hat, kommt meistens auch noch Pech dazu."

Hoffnung machen da zwei Stürmer, die aus unterschiedlichen Gründen noch nicht für die Ice Tigers gespielt haben. Jack Skille wurde erst vergangene Woche verpflichtet, der 32-jährige US-Amerikaner mit der Erfahrung von 374 NHL-Partien spielte zuletzt für Genf in der Schweiz. In dieser Saison hat er allerdings noch kein Spiel bestritten. Für Nürnbergs Sportdirektor Andre Dietzsch ist das kein Grund zur Besorgnis. Eishockeyspielen sei wie Fahrrad fahren, sagte er, "wenn man es kann, geht es relativ schnell". Der zweite Hoffnungsträger ist zwar schon seit einem halben Jahr in Nürnberg, hat aber noch kein Spiel in der Deutschen Eishockey Liga bestritten: Jim O'Brien, der im Sommer als die womöglich hoffnungsvollste Verpflichtung der Ice Tigers galt, hatte sich in einem Vorbereitungsspiel in Straubing eine derart schwere Muskelverletzung zugezogen, dass sogar die Fortsetzung seiner Karriere in Gefahr zu geraten schien. Mittlerweile ist er wieder voll im Eis-Training, womöglich feiert er am Freitag in Düsseldorf sein Pflichtspieldebüt für die Ice Tigers. Dietzsch erhofft sich einiges von O'Brien: "Er hat in der Vorbereitung gezeigt, was er kann." Würde er das demnächst wieder zeigen, täte das den Franken in dieser heiklen Saisonphase sicher gut.

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SZ vom 14.01.2020
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