Süddeutsche Zeitung

Eintracht Frankfurt besiegt Hoffenheim:Wieder mit Welle

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So richtig wissen sie bei der Frankfurter Eintracht noch nicht, wohin sie der Weg in dieser Saison führt. Der Erfolg in Hoffenheim liefert zumindest ein paar erbauliche Indizien.

Von Ulrich Hartmann

Elf Monate und 16 Tage - so lange hatte Eintracht Frankfurt kein Bundesliga-Auswärtsspiel mehr gewonnen. Erbarmen, die Hesse' komme'? Dieser alte Gassenhauer der Rodgau Monotones hatte fast ein Jahr lang keine Gültigkeit. Seit einem 2:1 am 5. November 2022 in Augsburg waren die Frankfurter in 14 Ligapartien in fremden Stadien sieglos geblieben. Bis zum Samstag. Da gewannen sie 3:1 (3:1) bei jener TSG Hoffenheim, die zuvor ihren besten Saisonstart in 16 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit aufgeführt hatte.

Dabei schien gegen Frankfurt zunächst alles perfekt weiterzugehen für die TSG. Maximilian Beier, 21, seit Wochen in Topform, brachte Hoffenheim nach einer langen Vorlage des Torwarts Oliver Baumann mit seinem sechsten Saisontor 1:0 (4.) in Führung. Doch nur sieben Minuten später zeigten die Frankfurter, dass sie ebensolche langen Vorlagen im Angebot führen. Nach entsprechender Vorarbeit des kurzfristig für den verletzten Kevin Trapp in die Startelf gerückten Torwarts Jens Grahl erzielte Omar Marmoush das 1:1 (11.), dem Ansgar Knauff (23.) und Ellyes Skhiri (45+3.) noch vor der Pause die Treffer zum 3:1-Endstand folgen ließen.

Trainer Topmöller schwelgt auffällig vom Teamgeist

"So kann man in der Bundesliga nicht verteidigen", schimpfte Hoffenheims Trainer Pellegrino Matarazzo. Die dritte Niederlage im vierten Heimspiel der Saison gab ihm Recht. Immerhin bleiben die Kraichgauer Tabellensechster, weil sie bisher alle vier Auswärtsspiele in Heidenheim (3:2), Köln (3:1), Berlin (2:0) und Bremen (3:2) gewonnen haben. Vom Spielplan empfangen sie nun ein hoffnungsvolles Signal: Am kommenden Samstag dürfen sie wieder auswärts antreten, dann indes beim starken VfB Stuttgart, Matarazzos vormaligem Klub, der nun von Sebastian Hoeneß trainiert wird, dem vormaligen Trainer der TSG Hoffenheim. In vier Duellen in der Bundesliga zwischen November 2020 und Februar 2022 hatten beide Trainer auf der Bank des jeweils anderen Klubs gesessen.

Die Frankfurter bejubelten ihren Sieg in Hoffenheim überschwänglich, nachdem ihnen in Kapitän Sebastian Rode (Wade), Stammtorwart Trapp (Rückenbeschwerden beim Aufwärmen) und Mittelfeldmotor Mario Götze (Geburt des zweitens Kindes, erste Tochter) drei relevante Spieler ausgefallen waren. Von Götze gibt es für die Mannschaft gewiss bald eine Einladung, aber so recht tanzen werden die Frankfurter eher auf jenen drei Hochzeiten, die sie in den kommenden neun Tagen besuchen: am Donnerstag in der Conference League gegen HJK Helsinki, am Sonntag in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund und am übernächsten Mittwoch im DFB-Pokal beim Drittligisten Viktoria Köln. Nach den beiden aufeinanderfolgenden Siegen gegen Heidenheim und in Hoffenheim dürften sie sich für derlei Herausforderungen zumindest gewappnet fühlen.

"Wir wollen im Flow bleiben", bestätigte Trainer Dino Toppmöller, der seinen Posten im Sommer angetreten und im Anschluss an einen 1:0-Auftaktsieg gegen Neuling Darmstadt mit seiner Mannschaft vier Unentschieden und eine Niederlage in Wolfsburg erlitten hatte. Noch weiß man bei der Eintracht nicht sicher, wo man steht. Auch in der Conference League geht es nach einem Sieg und einer Niederlage genauso wie in der Bundesliga um eine Richtungsentscheidung. Nach dem Sieg in Hoffenheim schwelgte Toppmöller auffällig vom Teamgeist, als wolle er seine Spieler weiter antreiben. "Sie haben alle einen richtig guten Charakter. Sie treten absolut als Team auf, jeder bringt sich voll ein und weiß, dass er wichtig ist."

Bereits nach dem Erfolg gegen Heidenheim habe er seinen Spielern gesagt, "dass es sich lohnt, für das Gefühl eines Sieges alles zu investieren", erzählte der Trainer. Am Samstag hatte man den starken Eindruck, dass sie dies selbst spüren. Eine Welle vor dem Gästeblock voller Eintracht-Fans hatte man in der Bundesliga lange nicht mehr gesehen. Elf Monate und 16 Tage, um genau zu sein.

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