Süddeutsche Zeitung

DFB-Pokal in Berlin:Union erobert Herthas Heimat

Lesezeit: 2 min

Im Pokal-Derby zeigt Hertha BSC Herz, doch Union zieht beim 3:2 mit einer frappierenden Selbstverständlichkeit ins Viertelfinale ein - auch dank eines Kunsttreffers.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der 1. FC Union regiert Berlin. 60 Tage nach dem 2:0-Derbysieg in der Bundesliga auf heimischem Grund schlugen die Köpenicker ihren Nachbarn Hertha BSC am Mittwoch auch im DFB-Pokal - und zogen ohne überbordende Brillanz, aber mit frappierender Selbstverständlichkeit ins Viertelfinale ein. Der Triumph bei der Nachbarin stand keine 90 Sekunden infrage. Denn den Treffer von Suad Serdar zum zwischenzeitlichen 1:2 (53.) quittierte Robin Knoche nach einer Freistoßflanke von Bastian Oczipka per Volleyabnahme zum 3:1.

Die beiden Klubs blicken in der gleichen Stadt auf Horizonte, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Die Hertha steckt im Abstiegskampf; Union darf träumen - als Tabellenfünfter von einem Platz im Europapokal und vom Pokalfinale, das just im Olympiastadion ausgetragen wird, in Herthas Heim. Oder: in einem Stadion, das für Union neulich noch Komantschen-Territorium war.

Die Herthaner hatten vor der Partie genau daran erinnert. In den beiden Bundesligaderbys, die im Westend ausgetragen worden waren, hatte immer Hertha gewonnen, die Bilder davon flimmerten über die Leinwände des pandemiebedingt kahlen Olympiastadions. Doch nichts von dem, was man am Mittwoch sah, weckte Assoziationen mit der Vergangenheit. Im Gegenteil.

Der 1. FC Union Berlin ist genau in seinem Element

Denn die Unioner brauchten nur zehn Sekunden, um den Ton zu setzen. Stürmer Andreas Voglsammer verlängerte per Kopf einen lang aus der eigenen Hälfte geschlagenen Ball, sodass Kruse völlig freistehend, aber aus spitzem Winkel aufs Tor schießen konnte. Sein Pech: Herthas Torwart Alexander Schwolow war bereits wach - und lenkte den Schuss am rechten Pfosten vorbei zur Ecke. Zehn Minuten später jedoch war Schwolow machtlos, kam Union zur Führung. Verteidiger Dominque Heintz schickte Kruse auf der linken Seite steil, sodass Unions Regisseur Voglsammer bedienen konnte - mit einer Flanke in den Rücken von Kapitän Dedryck Boyata. Voglsammer fuhr das rechte Bein aus und traf den Ball perfekt und artistisch: Er flog über Schwolow hinweg ins Tor, zum 1:0.

Der 1. FC Union war schon vor dem Treffer in seinem Element, danach galt das umso mehr. Wie die Köpenicker sich zusammenzogen, Räume gar nicht erst entstehen ließen und die Hertha zwangen, stets den Ball zurückzuspielen, war einem Spektakel nur mäßig dienlich, aber effektiv. Im Grunde kam die Hertha erst in der zweiten Minute der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zu einer Torgelegenheit, als der Ball in den Fünfmeterraum gerumpelt wurde und Suat Serdar ihn versenkte. Nur stand er ebenso im Abseits wie zuvor Voglsammer - was zur Folge hatte, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin einen Handelfmeter wieder zurücknahm, die Chance zum möglichen 1:1 zunichte machte.

Nach der Pause hob die Hertha den Kopf. Vladimir Darida wurde von Ishak Belfodil freigespielt, jagte den Ball aber übers Tor. Union fand seinerseits eine präzise Antwort: Kruse spielte Levin Öztunali auf der rechten Seite frei, und dessen Hereingabe schoss Hertha-Verteidiger Niklas Stark ins eigene Tor, als er den Atem des einschussbereiten Voglsammer im Nacken spürte. Serdar verkürzte zum 1:2, dem Knoches Replik folgte. Die Hertha zeigte Herz. Doch Serdars 2:3 in der 95. Minute aus kurzer Distanz fiel zu spät.

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