Süddeutsche Zeitung

Debatte um Ruderin:Drygalla soll bald Sportsoldatin werden

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Nun könnte es für Nadja Drygalla ganz schnell gehen: Der Deutsche Ruderverband hat erneut einen Antrag auf Aufnahme in die Sportfördergruppe der Bundeswehr gestellt. Die Athletin bekräftigt, dass sie weitermachen will, und beklagt eine mediale "Hetzjagd".

Nadja Drygalla soll schneller als erwartet Sportsoldatin werden. Nach dem Wirbel um die freiwillige Abreise der Ruderin von den Olympischen Spielen in London könnte die 23 Jahre alte Rostockerin bereits zum 1. September in das Sportförderprogramm der Bundeswehr aufgenommen werden. Der Deutsche Ruderverband (DRV) stellte einen entsprechenden Antrag, wie das Verteidigungsministerium am Mittwoch nach einem Bericht der Tageszeitung Die Welt bestätigte.

Drygalla war vor knapp zwei Wochen nach einem Gespräch mit der deutschen Teamleitung über ihre Beziehung zu einem früheren NPD-Funktionär von den Olympischen Spielen in London abgereist. Zwei Tage später hatte sie sich öffentlich deutlich von der rechten Szene distanziert. Der DRV hatte die Bundeswehr einen Tag vor Drygallas Abreise gebeten, den Aufnahmeantrag zurückzustellen. Daraufhin war der erstellte Bescheid zur Einberufung zurückgezogen worden.

Das Verteidigungsministerium hat nun den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zu einer Stellungnahme aufgefordert und will den Antrag des Ruderverbands dann prüfen. Eine Aufnahme Drygallas in die Bundeswehr sei nicht auszuschließen, sagte ein Ministeriumssprecher. Gemustert ist die Ruderin.

Der DOSB bestätigte die Anfrage des Verteidigungsministeriums. "Wir werden dies prüfen und das Ergebnis an das Ministerium weitergeben", sagte DOSB-Sprecher Christian Klaue. Generaldirektor Michael Vesper betonte beim Empfang der deutschen Olympioniken in Hamburg, dass man nun Zeit habe, "das alles in Ruhe zu klären". Eine Sportlerin könne nur nach dem beurteilt werden, was sie selber denke und nicht nach ihrem Umfeld. "Wenn sie weiter Sport machen will - und das hat sie erklärt -, dann soll sie das tun können", betonte Vesper im NDR.

Nach der breiten Unterstützung aus der Sportwelt seit ihrer öffentlichen Distanzierung vom Rechtsextremismus bekräftigte Drygalla noch einmal den Wunsch, ihre Karriere fortsetzen zu wollen. "Ich möchte endlich das Training wiederaufnehmen", sagte die Athletin dem Magazin Stern. Die Berichterstattung nach ihrer Olympia-Abreise habe sie als "Hetzjagd" empfunden. "Ich konnte nicht in meine Wohnung zurück, das fand ich am gruseligsten. Vor dem Haus meiner Mutter wurden Kameras aufgestellt, ihr Klingelschild im Fernsehen gezeigt." Ihre Entscheidung, freiwillig das olympische Dorf zu verlassen, sei auch im Nachhinein "so besser" gewesen.

"Natürlich ist mir das nicht so leicht gefallen, und ich bin auch traurig über das alles, was ich verpasst habe", sagte Drygalla. Erneut unterstrich sie, dass sie sich von der rechtsextremen Szene distanziere und nichts mit diesem Umfeld zu tun haben wolle. "Ich habe nie einen von seinen Freunden zu Hause empfangen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich kenne keinen von denen. Aber ich wollte mit denen nichts zu tun haben", sagte Drygalla. Ihr Freund war nach eigenen Angaben im Mai aus der rechtsextremen Partei ausgetreten. "Wir haben besprochen, dass er aussteigt. Und das ist für mich ein Versprechen", berichtete die Ruderin.

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