Süddeutsche Zeitung

DEB-Präsident Reindl:"Sturm ist nah an den Spielern"

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Franz Reindl krempelt den Deutschen Eishockey-Bund um. Im SZ-Interview erklärt der Präsident, warum er Marco Sturm zum Bundestrainer befördert hat, obwohl der über keinerlei Erfahrung verfügt.

Von Johannes Schnitzler

Als Franz Reindl, 60, vor einem Jahr zum neuen Präsidenten des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) gewählt wurde, stand der Verband vor dem Kollaps. Das Verhältnis zur Profiliga DEL und den Landesverbänden war stark belastet, die Nationalmannschaft drohte in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Seitdem hat Reindl den Verband radikal von oben nach unten umgebaut.

Jüngste Maßnahme: die Berufung von NHL-Veteran Marco Sturm zum Bundestrainer und General Manager des Nationalteams. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung zieht Reindl eine "durchweg positive" Bilanz seines ersten Amtsjahrs. "Wenn ich sehe, welche Entwicklung wir in den Strukturen genommen haben, wie Verband und Liga zusammengerückt sind: Da ist klar Aufbruchstimmung zu spüren."

Die Verpflichtung Sturms sei keineswegs als Schlusspunkt der Umbauarbeiten zu verstehen: "Es gibt weiterhin Gegenwind. Jetzt beginnt die langfristige Arbeit erst so richtig."

Sturm, der in der nordamerikanischen Profiliga NHL 1006 Spiele - mehr als jeder andere Deutsche - bestritten hat, verfüge zwar über praktisch keine Erfahrung als Trainer. "Aber seine möglicherweise fehlende Coaching-Erfahrung ist aus meiner Sicht nicht so wichtig wie seine Ausstrahlung und Kompetenz", sagt Reindl. Sturm soll im Hinblick auf das olympische Qualifikationsturnier und die Heim-WM 2017 sicherstellen, dass alle NHL-Legionäre an Bord sind. "Es gehört zu seinen Aufgaben, dass er die Spieler motiviert und wieder emotional näher an die Nationalmannschaft bringt. Wer wenn nicht Marco sollte das schaffen?", fragt Reindl.

Sturms Vorgänger Pat Cortina, dessen Vertrag nach drei Jahren nicht verlängert worden war, hatte vor der WM in Prag zuletzt mehr als 20 Absagen kassiert. "Marco Sturm ist das Gesicht der Nationalmannschaft. Er ist nah an den Spielern. Und wir brauchen die besten Spieler, wenn wir uns für Olympia 2018 qualifizieren wollen", sagt Reindl. Fehlendes Know-how könne er sich "einkaufen", indem er sich ein Team aus kompetenten Co-Trainern und Spezialisten zusammenstelle. Unter anderem führe der 36-Jährige bereits "intensive Gespräche" mit seinem Vorvorvorgänger Uwe Krupp, der von den Eisbären Berlin keine Freigabe für eine hauptamtliche Tätigkeit beim DEB bekommen hatte.

Sturms Vertrag läuft bis 2017, bei erfolgreicher Olympia-Qualifikation verlängert er sich automatisch bis 2018. Bei der WM im kommenden Jahr kann der Weltranglisten-13. Deutschland nicht aus der Gruppe der besten 16 Teams absteigen, weil der DEB als Ausrichter für das Turnier 2017 gesetzt ist. "Das Risiko ist für alle Seiten überschaubar", sagt Reindl. "Aber es bleibt ein hartes Programm. Wir haben viel gutzumachen. Und wir dürfen nichts dem Zufall überlassen."

Sorge bereitet dem Verbandspräsidenten die Situation an der Basis. In Landshut und Füssen stehen zwei Traditionsvereine auf der Kippe, die für ihre hervorragende Nachwuchsarbeit bekannt sind. Sein Blick in die Zukunft sei dennoch "getragen von Optimismus". Für seinen Vorgänger Uwe Harnos hat Reindl einen Seitenhieb parat: "Wenn ich sehe, welche Entwicklung wir in den Strukturen genommen haben, wie Verband und Liga zusammengerückt sind: Da sage ich Hut ab vor allen, die daran mitgewirkt haben, vor der DEL und vor meinem Präsidium."

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