Süddeutsche Zeitung

Champions League:Haalands Rekordspiel

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Bei Dortmunds 3:0 gegen Club Brügge trifft der Stürmer doppelt und stellt mal wieder eine Bestmarke auf. Sein Trainer Lucien Favre macht das Gegenteil von dem, was alle erwarten.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund/München

Beim 3:0 (2:0)-Sieg von Borussia Dortmund gegen den FC Brügge hätte es ein historisches Ereignis geben sollen. Dass die Dortmunder einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale der Champions League unternommen haben, war damit nicht gemeint. Das Spiel hätte vielmehr dafür in Erinnerung bleiben können, dass Youssoufa Moukoko eingewechselt wird und mit seinen 16 Jahren und 4 Tagen dann der jüngste Spieler gewesen wäre, der jemals in der Champions League gespielt hat. Doch Dortmunds Trainer Lucien Favre hat darauf verzichtet, den auf seine Einwechslung wartenden Moukoko ins Spiel zu bringen. Gelegenheit hätte er gehabt, denn die Dortmunder standen schon nach einer Stunde als Sieger so gut wie fest. Aber Favre macht ja gern das Gegenteil von dem, was alle erwarten.

Zwei Monate hat Moukoko noch Zeit, um jüngster Spieler in der Königsklasse zu werden, und ein gutes Jahr hat er sogar noch, um eines Tages auch als jüngster Torschütze der Champions League zu firmieren. Man sieht ihn ja schon zum Nachfolger Erling Haalands heranreifen, doch dessen Torquote wird er nur schwer schlagen können. Haaland hat am Dienstagabend in seinem zwölften Champions-League-Spiel sein 15. und 16. Tor geschossen. Den weiteren Treffer erzielte Jadon Sancho. "Das war ein Big Point", freute sich Sportdirektor Michael Zorc, "und ein großer Schritt in Richtung Achtelfinale." Nach dem 1:3 zum Auftakt in Rom haben sich die Dortmunder mit drei Zu-Null-Siegen in der Champions League stabilisiert. Nächsten Mittwoch gegen Lazio Rom können sie den Einzug ins Achtelfinale perfekt machen.

Auch Brügges Stürmer Emmanuel Dennis hat am Dienstagabend nicht mitgespielt. Er soll noch daheim im Mannschaftsbus einen Tobsuchtsanfall bekommen haben, weil sein Stammplatz coronabedingt als Sperrsitz markiert war. Daraufhin wurde er sowohl aus dem Bus als auch aus dem Kader entfernt. Aber daran lag es natürlich nicht, dass die Dortmunder gewonnen haben. Selbst mit Marco Reus, Julian Brandt, Axel Witsel oder Emre Can anfangs nur auf der Bank waren die Westfalen den Gästen aus Westflandern deutlich überlegen. Sancho, zuletzt nicht mehr gesetzt, erhielt in der 18. Minute nach einem Ballverlust der sonst recht solide spielenden Belgier die Chance, Haaland steil zu schicken - und nutze sie. Haaland schoss zuverlässig zum 1:0 ein. Vier Treffer hatte der Norweger am Samstag in Berlin geschossen. Kurz vor der Pause sah man ihn aber sogar per Kopfball im eigenen Strafraum klären. So etwas gefällt Favre.

Sancho beweist Augenmaß

Nicht immer gut gefallen hat dem Trainer in dieser Saison bislang die Leistung des Engländers Sancho, der bisweilen ein wenig Elan vermissen ließ. Diesmal bemühte er sich um Tempo in beide Richtungen, bewies auch Augenmaß, als er in der 45. Minute einen Freistoß aus 20 Metern in den Winkel zirkelte. Damit war die Partie vor der Pause vorentschieden. Brügge agierte harmlos und schien nicht wirklich an einen Erfolg in Dortmund zu glauben. Haalands Treffer zum 3:0 in der 60. Minute legten sie ihm versehentlich selbst vor.

Immerhin hat Haaland an diesem Abend mit seinen 16 Treffern einen Champions-League-Rekord aufgestellt, denn so oft in den ersten zwölf Spielen hat noch nie ein Fußballer getroffen. Haaland, 20, nennt sich selbst gern grinsend "alt" und Moukoko "das größte Talent der Welt". Doch das größte Talent der Welt blieb diesmal auf der Bank.

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SZ vom 25.11.2020
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