Süddeutsche Zeitung

BVB-Niederlage in Wolfsburg:"Eine ganz schlimme Woche"

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Zu geschockt, um auszurasten: Nach der 1:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg und dem Kreuzbandriss von Verteidiger Neven Subotic ist die Stimmung bei Trainer Jürgen Klopp und Borussia Dortmund gedämpft. Am Ende hadert der BVB weniger mit dem Schiedsrichter als mit der eigenen Leistung.

Jürgen Klopps Sprint zum Schiedsrichter ließ nichts Gutes ahnen. Wie ein Raubtier, das aus seinem Käfig ausgebrochen war, rannte Dortmunds Trainer nach dem Abpfiff über den Rasen, direkt auf Jochen Drees zu. "Ich wollte die Spieler, die naturgemäß aufgebracht waren, wegholen", berichtete Klopp später, nach der 1:2-Niederlage beim VfL Wolfsburg. "Dann wollte ich dem Schiedsrichter nur die Hand geben, das hat ihn wohl erschreckt."

Es gab also keine emotionale Eskalationen, für die Klopp gerne zu haben ist. "Ich war relativ ruhig", versicherte der Trainer des Tabellenzweiten nach der zweiten Niederlage der Borussia innerhalb von vier Tagen: Dem 0:1 gegen Arsenal in der Champions League folgte die Enttäuschung in der Bundesliga, die den Abstand vor dem direkten Duell mit Tabellenführer Bayern München in 14 Tagen auf vier Punkte vergrößert.

Klopp wurde mit jedem Satz, den er sprach, ruhiger. Am Ende wirkte er fast geschockt. Weniger die Niederlage als vielmehr der Verlust von Neven Subotic sorgte für gedämpfte Stimmung. Der Abwehrspieler hat sich, wie die Diagnose am späten Abend ergab, das Kreuzband im rechten Knie gerissen. Er wird in dieser Saison nicht mehr spielen. "Das ist für uns eine schreckliche Nachricht", sagte Klopp.

Der sonst so emotionale Trainer rätselte eine knappe Stunde nach der Niederlage, er sei sich "nicht so sicher, ob man das sagen soll, was man denkt". Schiedsrichter Jochen Drees hätte aus Sicht der Borussen in der Schlussphase bei zwei umstrittenen Situationen mit Robert Lewandowski und Ricardo Rodriguez Strafstoß pfeifen sollen. Klopps Empfehlung an den Schiedsrichter klang dann so: "Wenn zwei so knappe Szenen sind, kann man eine geben."

Tatsächlich hätten sich die Wolfsburger nicht beschweren dürfen, wenn es Strafstoß gegeben hätte. Auch wenn Rodriguez versicherte, "dass das keine Elfmeter waren". So blieb es nach der Führung durch Marco Reus (45.+2) sowie den VfL-Treffern von Rodriguez (56.) und Ivica Olic (69.) beim vierten Wolfsburger Sieg in Serie.

Ähnlich geknickt wie Klopp waren auch die anderen Dortmunder. "Das ist ein kleiner Rückschlag", kommentierte Klubchef Hans-Joachim Watzke und fügte an: "Heute fühlt es sich erstmal scheiße an." Fast wortgleich sagte Sportdirektor Michael Zorc: "Es ist ein Scheiß-Tag." Die Niederlage "tut weh", gab Zorc zu: "Und dann kommt die Verletzung von Neven noch dazu." Mats Hummels bilanzierte: "Eine ganz schlimme Woche für uns."

Einen Einkauf für die Defensive in der Winterpause schloss Watzke nicht aus. Zunächst wolle der Klub aber abwarten, in welchen Wettbewerben man in der Rückrunde noch vertreten sei. Finanziell sei ein Transfer kein Problem. "Einen Innenverteidiger kriegen wir notfalls noch gestemmt", sagte Watzke augenzwinkernd.

Nach dem ersten Ärger über die vermeintlichen Fehler des Schiedsrichters suchten die Spieler die Schuld vor allem bei sich selbst. "Wir haben sie eingeladen und zu viele Freistöße zugelassen", fasste Roman Weidenfeller zusammen, der einen Tag nach seiner erstmaligen Nominierung für die Nationalmannschaft enttäuscht war. "Das erfüllt mich mit Stolz, dass ich dabei sein darf", sagte der Keeper: "Aber wir haben heute ein Spiel verloren, das ist bedeutender."

Vor dem Duell gegen die Bayern in zwei Wochen widmete sich auch Watzke dem Gegner. "Wolfsburg ist eine Mannschaft, die in dieser Saison um die Champions-League-Plätze mitspielt, da kannst du nicht glauben, dass du das locker runterspielst", sagte der BVB-Boss. Tatsächlich zeigte der VfL sein bisher bestes Saisonspiel und erspielte sich schon in der ersten Hälfte drei Torchancen, ehe er die Partie nach der Pause drehte.

Bei der Borussia war es am Ende der Verletzte selbst, der das Betriebsklima ein wenig besserte. Oder es zumindest versuchte: "Es ist doch ein Kreuzbandriss an 2 Stellen", teilte Subotic auf seiner Facebook-Seite mit, "aber keine Sorge, Ich komme stärker zurück". Der Blick in die Zukunft, das war das Einzige, was den Dortmundern am Samstag Hoffnung spendete.

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