Süddeutsche Zeitung

BVB-Sieg gegen Gladbach:Jugend forsch

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Der erst 17-jährige Giovanni Reyna führt den BVB zum 3:0-Erfolg gegen Gladbach. Er ist aber nicht das einzige Talent, das im Team von Lucien Favre überzeugt.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Giovanni Alejandro Reyna, in England geborener US-Amerikaner, macht dieser Tage im Westfalenland Furore. Am vergangenen Montag hat der erst 17 Jahre alte Angreifer Borussia Dortmund zum 5:0-Pokalsieg beim MSV Duisburg geführt und am Samstagabend anlässlich des Bundesliga-Auftakts auch zum 3:0 (1:0)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach. Die Duisburger waren zugegebenermaßen nur drittklassig, aber auch Gladbachs Champions-League-Hintermannschaft wirbelte der bubenhafte Dribbler respektlos durcheinander.

Mit seinen 17 Jahren, zehn Monaten und sechs Tagen war Reyna bei seinem Tor zum 1:0 zwar nur der elftjüngste Spieler, der je in der Bundesliga ein Tor geschossen hat, aber in der Kombination mit dem ebenfalls erst 17 Jahre alten Vorlagengeber Jude Bellingham war Dortmunds Führungstreffer auf ganz eigene Weise sozusagen die jüngste Trefferkooperation in der Bundesliga-Geschichte.

Vor dem Elfmeter zum 2:0 war Reyna überdies der gefoulte Spieler. Das zweite und dritte Tor steuerte der mit 20 Jahren schon deutlich ältere Erling Haaland bei. Kurz vor Schluss ließen 9300 Fans im 80 000-Zuschauer-Fußballstadion La Ola durch die Arena schwappen.

"Wir haben so viele gute junge Spieler"

"Wenn wir unsere vielen guten Fußballer in eine gute Struktur bringen, dann sind wir eine Topmannschaft", sagte der Kapitän Mats Hummels hinterher und klang, als wolle man es dem FC Bayern in dieser Saison schwieriger machen als in der vergangenen. Unabhängig davon macht dem jungen Reyna die Saison aber schon jetzt "sehr viel Spaß", wie er nach dem Spiel sagte. "Das war ein sehr guter Start, wir haben so viele gute junge Spieler, aber eben auch gute routinierte Spieler, so dass wir eine sehr gute Balance haben." Es mache viel Spaß mit Bellingham, Haaland und Jadon Sancho, man harmoniere spielerisch und witzele auch neben dem Feld viel miteinander herum.

Kein Wunder also, dass der Trainer Lucien Favre sich wie schon in Duisburg nicht bange machen lassen ließ und wieder von Beginn an sein juveniles Ball-Streich-Quartett aufbot. Und die Jugendbewegung des BVB wurde in der 19. Minute sogar noch verjüngt, als der linke Flügelspieler Thorgan Hazard mit verhärtetem Oberschenkelmuskel vom Feld humpelte und für ihn der 22 Jahre junge Felix Passlack eingewechselt wurde. Der gebürtige Bottroper wurde mit der BVB-A-Jugend zwei Mal deutscher Meister und nach seinem Wechsel ins Profiteam drei Mal verliehen: zur TSG Hoffenheim, zu Norwich City und zu Fortuna Sittard. Auch jetzt gilt er wieder als Kandidat für einen Abgang, aber nach Hazards Verletzung wird er erst mal im BVB-Team benötigt.

An den Treffern war Passlack allerdings nicht beteiligt. Zunächst flankte Emre Can aus dem rechten Halbfeld ins Zentrum, wo Reyna den Ball auf Bellingham abtropfen ließ und sich selbst sofort nach vorne orientierte, um von Bellingham bedient zu werden und flach einzuschießen. Ein zweites Tor wäre vor der Pause nur beinahe noch gefallen, doch ein Kopfball von Sancho - wieder nach Flanke von Can - touchierte bloß die Ecke vom Lattenkreuz.

Gladbach ist fast gleichwertig, aber ohne Durchschlagskraft

Es war aber nicht so, dass die Gladbacher dem nichts entgegenzusetzen gehabt hätten. Sie waren über weite Strecken ziemlich gleichwertig, vorne fehlte ihnen aber die Durchschlagskraft. Das konnte durchaus daran liegen, dass Breel Embolo und Zugang Valentino Lazaro verletzt sind und dass Angreifer wie Alassane Plea und Marcus Thuram noch nicht wieder vollends fit sind und zunächst nur auf der Bank saßen.

Die Beiden kamen in der 57. Minute ins Spiel, allerdings stand es zu diesem Zeitpunkt bereits 2:0 für Dortmund. Haaland hatte drei Minuten zuvor einen nicht ganz eindeutigen Foulelfmeter verwandelt, den Gladbachs Ramy Bensebaini an Reyna verschuldet hatte. Der US-Amerikaner war mit der auffälligste Spieler auf dem Feld, und man weiß gar nicht, ob Marco Reus nach seiner siebenmonatigen Verletzungspause seinen Stammplatz im offensiven Mittelfeld so mir nichts dir nichts zurückerhält, wenn er wieder hundertprozentig bei Kräften ist. Als Reus diesmal in der 79. Minute eingewechselt wurde, war die Partie längst entschieden. Haaland hatte in der 77. Minute auf Vorlage des ebenfalls erst 20 Jahre alten Sancho das 3:0 erzielt. Es war sein 15. Treffer im 16. Bundesligaspiel.

Das Ergebnis fiel bisschen zu hoch aus, die Gladbacher waren besser, als es das Resultat vermuten lässt. "Es war ein ausgeglichenes Spiel und eine unglückliche Niederlage", fand der Trainer Marco Rose sogar, "aber Dortmund war in der Box einfach viel effektiver als wir." Mit zwei 20- und zwei 17-Jährigen steht den Dortmundern diesbezüglich noch eine verheißungsvolle Saison bevor.

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