Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Manuel Neuer hätte gern für die Nationalelf gespielt

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Von Carsten Scheele, Bremen

Die gute Nachricht zuerst: Ja, der Fuß hielt. Manuel Neuer hatte bei seinem Comeback keinerlei Probleme mit seinen Fußzehen, die im April in der Champions League brachen und ihn seitdem am Mitspielen hinderten. "Schön, wieder dabei zu sein", erklärte Neuer nach dem 2:0 (0:0) des FC Bayern bei Werder Bremen, wobei er schmunzelnd relativieren musste: "Ich hab jetzt nicht so viele Aktionen gehabt. Nur ein paar lange Bälle, aber da war alles in Ordnung."

Viel zu tun hatte Neuer bei seinem ersten Bundesligaspiel seit mehr als vier Monaten tatsächlich nicht, genau genommen musste er keinen einzigen Ball parieren. Es war eher ein sanfter Einstieg für den Nationaltorhüter nach langer Verletzungszeit, und da Bundestrainer Joachim Löw für die anstehenden Qualifikationsspiele der Nationalelf noch auf Neuer verzichten wird, kann dieser daheim in München weiter an seiner Fitness arbeiten. Soweit so einvernehmlich?

Nicht ganz, denn wer Neuer im Keller des Weserstadions zuhörte, der bekam eher den Eindruck, dass der Torwart die Länderspiele gerne, vielleicht sogar sehr gerne absolviert hätte. "Es war ja nicht nur meine Entscheidung, dass ich die Spiele auslasse", erklärte Neuer nur unzureichend verklausuliert. Ja, er habe mit dem Bundestrainer und auch mit Torwarttrainer Andreas Köpke telefoniert - und ja, man könne die Entscheidung aufgrund seiner langen Pause schon als "logisch" bezeichnen.

Doch Manuel Neuer ist viel zu gerne Torwart, als dass er die Partien in Prag gegen Tschechien (1. September) und drei Tage später in Stuttgart gegen Norwegen einfach so an seinen Stellvertreter Marc-André ter Stegen abgeben würde. Neuer fühlt sich fit, weiß allerdings auch, dass ihm die Spielpraxis noch abgeht. "Ich muss an meiner Routine arbeiten", sagte Neuer, "da würden mir Spiele am meisten helfen." Stattdessen muss er nun in der Länderspielpause in München trainieren, "mit fünf Mann, von denen drei Torhüter sind". Neuer lächelte gequält.

Zum Politikum taugt die Unzufriedenheit der Nummer eins für die Entscheidung des Bundestrainers kaum, sie zeigt vielmehr, wie sehr Neuer die vergangenen Monate über gelitten hat. Das Saisonfinale mit den Bayern hatte er verpasst, dazu im Sommer den Confed Cup in Russland, den das DFB-Team ohne ihn gewann, und sogar den Bundesligaauftakt gegen Bayer Leverkusen. Er ist heiß, will spielen, muss sich aber noch einmal bremsen. Sorgen, dass ihm andere in dieser Zeit den Rang abgelaufen haben könnten, macht er sich aber nicht. Bei den Bayern ist Sven Ulreich in der Hierarchie die klare Nummer zwei, und in der Nationalelf?

"Ich kann nicht sagen, was hinter mir passiert", erklärte Neuer. Ja, er hatte gesagt: "Hinter mir."

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