Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Fortuna wacht auf - zum Leidwesen aller Bremer

Lesezeit: 4 Min.

Die abstiegsbedrohte Fortuna holt dank eines Riesenfinish ein 2:2 in Leipzig. Leverkusen gewinnt das Derby gegen Köln. Und Schalke? Sammelt weiter Niederlagen.

Von Tim Brack und Carsten Scheele

RB Leipzig - Fortuna Düsseldorf 2:2 (0:0), Tore 1:0 Kampl (60.), 2:0 Werner (63.), 2:1 Skrzybski (87.), 2:2 Hoffmann (90.+2)

Die abstiegsbedrohten Bremer haben am Mittwochabend natürlich genau hingeschaut. Auf dem Weg zum möglichen Klassenerhalt will Werder zumindest die Düsseldorfer auf dem Relegationsrang noch abfangen, wenn Mainz schon in Dortmund gewinnt. Da waren die null Punkte der Fortuna beim Auswärtsspiel bei RB Leipzig - aus Bremer Sicht - fest eingeplant.

Es schien zunächst, als würde das Spiel seine vorbestimmten Bahnen nehmen. Erst schlenzte Kevin Kampl einen Ball von der Strafraumgrenze wunderschön ins lange Düsseldorfer Eck; ehe sich die Fortuna schütteln konnte, legte Timo Werner das 2:0 nach. Doch die Fortuna wachte zum Leidwesen aller Bremer noch einmal auf: Skrzybski gelang drei Minuten vor dem Ende der Anschlusstreffer, in der Nachspielzeit besorgte Hoffmann den unerwarteten Ausgleich. Ein Riesenfinish der Düsseldorfer, die nun wieder einen Punkt vor den Bremern liegen. "Den Ausgleich haben wir erzwungen", sagte Trainer Uwe Rösler, "wir waren mal dran."

Boussia Dortmund - FSV Mainz 05 0:2 (0:1), Tore 0:1 Burkardt (33.), 0:2 Mateta (49., Foulelfmeter)

Am Dienstagabend macht der FC Bayern die Meisterschaft klar, am Mittwochabend verliert Borussia Dortmund, bis zuletzt der ärgste Münchner Verfolger, zu Hause gegen den Abstiegskandidaten Mainz 05. Ob da ein Zusammenhang besteht? Gut möglich, denn der Auftritt des BVB war schon arg schlafmützig, um nicht noch weniger vorteilhafte Adjektive zu verwenden. Dortmund ist nun immer noch Zweiter, die Saison ist durch, viel kann der Mannschaft von Trainer Lucien Favre nicht mehr passieren. Für die Mainzer hingegen ist es ein wahrer Bigpoint im Abstiegskampf.

Diese drei Punkte waren alles andere als eingeplant - jetzt liegt Mainz mit 34 Punkten fünf Zähler vor dem Relegationsrang. Nicht gerettet, aber fast. Der erst 19-jährige Jonathan Burkardt erköpfelte in der ersten Halbzeit den Führungstreffer; nach der Pause verwandelte Jean-Philippe Mateta einen berechtigten Elfmeter (Foul von Piszczek an Latza). Dortmund versuchte auch ein wenig mitzuspielen, schaute aber vor allem zu. Die Saison ist ja gelaufen.

Bayer Leverkusen - 1. FC Köln 3:1 (2:0), Tore 1:0 Sven Bender (7.), 2:0 Havertz (39.), 2:1 Bornauw (59.), 3:1 Diaby (83.)

Beim 1. FC Köln werden sie froh sein, dass diese Saison nicht noch ein paar Spieltage länger andauert. Der Trend ist klar negativ für das Team von Trainer Markus Gisdol, zuletzt gab es zwei Unentschieden und drei Niederlagen. Aktuell sollten die 35 bislang erreichen Punkte gerade so zum Klassenerhalt genügen, aber ein paar Spieltage mehr... die Kölner könnten vermutlich für die zweite Liga planen.

Am Mittwochabend hat sich der Trend noch verfestigt, nach dem 1:3 (0:2) im Derby bei Bayer Leverkusen sind es nunmehr vier Niederlagen in den vergangenen sechs Partien. Köln war vor allem in der ersten Halbzeit chancenlos: Erst schnibbelte Sven Bender den Ball filigran ins Kölner Tor (kurz darauf musste er verletzt vom Platz), dann donnerte Kai Havertz, der kurz zuvor eine Riesenchance ausgelassen hatte, den Ball nach Hereingabe von Leon Bailey mit dem linken Fuß ins Netz. In der zweiten Halbzeit wagte Köln etwas mehr, kam durch Bornauw zum Anschluss, doch es bleibt dabei: Köln gewinnt nicht mehr. Gut, dass die Saison bald vorbei ist.

FC Augsburg - 1899 Hoffenheim 1:3 (0:0), Tore 0:1 Dabbur (59.), 0:2 Dabbur (62.), 1:2 Vargas (70.), 1:3 Bebou (89.)

Das Duell zwischen Augsburg und Hoffenheim kam zunächst wie ein Papiertiger daher. Beide Mannschaften brüllten laut, sie spielten nach vorne, zur Halbzeit zählte die Statistik 18 Torschüsse, doch für ein Tor fehlte die letzte Gefährlichkeit. Die beste Chance vereitelte Augsburgs Torwart Andreas Luthe: Wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff lenkte er den Schuss von Christoph Baumgartner an die Latte. Die TSG forderte noch einen Elfmeter nach einem vermeintlichen Foul an Jacob Bruun Larsen - doch Schiedsrichter Deniz Aytekin winkte nach Rücksprache mit Köln ab.

Nach der Pause ging es munter weiter und aus dem Papiertiger wurde ein echter. Hoffenheims Munas Dabbur schlich sich zweimal geschickt durch Augsburgs kompakte Deckung, innerhalb von drei Minuten traf er doppelt. Der FCA ließ sich davon zum Toreschießen inspirieren. Acht Minuten nach dem Hoffenheimer 2:0 gelang der Anschlusstreffer durch Ruben Vargas nach einer Ecke (70.). Der FCA wollte auch noch das 2:2 schießen, aber stattdessen traf der eingewechselte Ihlas Bebou zum 3:1 (90.). Die Niederlage dürfte umso mehr schmerzen, weil Düsseldorf in Leipzig ein spätes Unentschieden erkämpfte. Dadurch ist der Klassenverbleib für die Augsburger nicht sicher. Hoffenheim darf noch auf die Europa League hoffen.

Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04 2:1 (1:0), Tore 1:0 Silva (28.), 2:0 Abraham (50.), 2:1 McKennie (59.)

Der FC Schalke scheint in dieser Phase der Saison gar keine andere Chance zu haben: Er kann nur alles falsch machen. In Frankfurt trauten sich die Schalker zunächst höchst selten in die Hälfte der Eintracht, und deuteten noch seltener Torgefahr an. In der 28. Minute überkam das Team von Trainer David Wagner dann doch mal der Mut. Jonjoe Kenny trieb den Ball auf der rechten Seite vorwärts, verlor ihn aber an Filip Kostic. Über Daichi Kamada landete der Ball bei Andre Silva, der cool einschob. So verwandelte sich der Schalker Mut innerhalb weniger Augenblicke in Wehmut. Ein Muster, das sich wiederholen sollte. Vor dem Gegentor hatten die Königsblauen kämpferisch überzeugt, aber ordentliche Chancen von Kamada zugelassen (16./18./22).

Das 2:0-Kopfballtor durch David Abraham nach einem scharf getretenen Freistoß durch Kostic (50.) schien dann nur logisch. Aus dem sogenannten Nichts kam der Anschlusstreffer von Weston McKennie - diesmal führten die Schalker die Kombination Freistoß-Kopfball-Tor erfolgreich auf. Der Treffer verlieh ihnen Aufschwung. Michael Gregoritsch scheiterte mit einem Schuss am Kopf von Abraham, der auf der Linie abwehrte (75.). Das 2:2 schien zum Greifen nah. Doch wie die Schalker zurzeit eben sind, schwächten sie sich selbst. Der 19 Jahre junge Can Bozdogan sah Gelb-Rot (78.).

In Unterzahl reichte es nicht mehr zum Ausgleich. Der Schalker Vereins-Negativrekord mit Spielen ohne Sieg wurde damit auf 14 Partien ausgebaut. Was also tun? "Wir könnten einfach mal wieder gewinnen", sagte Bastian Oczipka bei DAZN.

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