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Bundesliga: FC Bayern:Minimalziel Champions League

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Nach dem 0:2 gegen den FC Schalke müssen sich die Bayern fragen, warum sie in dieser Saison wohl nicht Deutscher Meister werden. Ein Trainerwechsel sollte trotz aller Probleme keine Antwortoption sein.

Andreas Burkert

Nottingham Forest - Malmö FF, so lautete 1979 die Paarung des ersten Endspiels in München. Damals ging es um den Landesmeister-Cup, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hatten es sich selbst eingebrockt, als Gastgeber nicht mitspielen zu dürfen: Als Tabellenzwölfter der Vorsaison hatten sie mit dem FC Bayern den höchsten Klubwettbewerb verpasst.

Wenn die Beiden nun in anderer Funktion die aktuelle Situation beurteilen, geht es neben einem möglichen Einnahmeverlust von 30 bis 40 Millionen Euro vor allem um eine drohende Peinlichkeit: Im Mai 2012 findet das Finale wieder in München statt; in der kommenden Saison im Wettbewerb zu fehlen, das wäre nicht vereinbar mit dem Münchner Selbstverständnis. Insofern wird nach dem 0:2 beim FC Schalke 04 sicherlich wieder über den Trainer gesprochen.

Es wird sich jetzt zeigen, welche Substanz die schönen Worte haben, mit denen Vorstandsboss Rummenigge und Präsident Hoeneß soeben ihre Auseinandersetzung mit Louis van Gaal befriedet haben. Die Drei hatten sich nach Hoeneß' Kritik am Trainer wieder angenähert. Man sollte zwar solche Friedensbotschaften nicht allzu naiv aufnehmen, doch dass zuletzt der Trainer öffentlich einen "Fehler" einräumte - in der Debatte um die Personalie Schweinsteiger - das war fast eine Sensation.

Nach der atmosphärischen Annäherung sind nun aber aus Sicht der Bayern auch inhaltliche Kompromisse vonnöten, wollen sie wenigstens ihr Minimalziel Champions League erreichen. Vergebens haben sie ja dem Trainer im Sommer geraten, dem erfolgreichen Team über Zugänge neue Impulse zu verleihen. Van Gaal hatte gute Absichten, doch nicht aus jedem Spieler lässt sich ein Xavi oder Müller formen, schon gar nicht aus mittelmäßigen oder alternden Profis. Das schafft nicht mal er.

Die Charakterköpfe der Bayern wiederum werden darüber nachzudenken zu haben, was denn die Alternative zum Holländer sein könnte. Gibt es einen anderen Trainer, der dem großen FC Bayern nicht zu klein ist, aber auch nicht so übergroß wie bisweilen van Gaal, der konzeptionell arbeitet, dem die relevanten Profis folgen und von dessen Stellung jemand wie Schweinsteiger seinen mutmaßlichen Verbleib abhängig machen würde? Eher nicht. Denn der Kandidat Klopp hat sich langfristig den Dortmundern versprochen, und die Generation Tuchel befindet sich noch in der Wachstumsphase.

Van Gaal und die Bayern werden diesmal nicht Meister. Doch zur Pflege ihrer spannenden Zusammenarbeit ist keine Alternative in Sicht.

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SZ vom 06.12.2010
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