Süddeutsche Zeitung

Internationaler Fußball:Wettskandal erschüttert Brasilien

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Mindestens sechs Partien der Serie A sollen manipuliert worden sein. Spieler sollen sich absichtlich Karten eingehandelt oder Elfmeter verschuldet haben. Gegen sieben Fußballprofis wurde Strafanzeige gestellt.

Ein Skandal um mögliche Wett-Manipulationen im brasilianischen Fußball weitet sich inzwischen bis in die erste Liga aus. Der nationale Fußball-Verband CBF hat deshalb die Bundespolizei um Hilfe gebeten, die nun Hinweisen auf systematische Manipulationen im Profifußball nachgeht. CBF-Präsident Ednaldo Rodrigues hatte sich direkt an den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva und an Justizminister Flavio Dino gewandt. Auf Geheiß von Dino wird die vor einigen Wochen zunächst regional im Bundesland Goias eingeleitete Ermittlung ("Operation Strafstoß") jetzt landesweit durchgeführt. Sogar die US-Profiliga MLS ist ins Visier der Ermittler geraten.

In Brasilien sollen für mindestens sechs Ligapartien der Serie A einzelne Spieler von einer Wettmafia angeheuert worden sein, die sich absichtlich gelbe und rote Karten einhandeln oder Elfmeter verschulden sollen. Sie sollen dafür von "Wettpaten" umgerechnet bis zu 18 000 Euro erhalten haben. Gegen 16 Personen, davon sieben Fußballprofis, wurde Strafanzeige gestellt. Sieben Spieler wurden am Mittwoch von ihren Klubs in Brasilien suspendiert. Zwei sind bei CA Paranaense aktiv, zwei bei Coritiba FC, je einer bei Cruzeiro Belo Horizonte, Fluminense Rio de Janeiro und América FC. Ein weiterer Profi des FC Santos wurde bereits zuvor freigestellt. Die Spieler haben durch ihre Anwälte eine Beteiligung an den Manipulationen abstreiten lassen oder sich bisher nicht geäußert.

Insgesamt tauchten in den Untersuchungen mehr als 100 Namen auf, darunter auch die für US-Klubs aktiven Max Alves (Colorado Rapids) und Zeca (Houston Dynamo). Colorado bestätigte die Suspendierung eines Spielers im Zusammenhang mit den Vorwürfen. Brasiliens Verband CBF sieht sich ebenso wie die Wettanbieter, die als finanzkräftige Sponsoren bei sämtlichen 20 Erstligateams mitmischen, als Geschädigter. CBF-Präsident Rodrigues sagte, es gebe trotz des Skandals "keine Chance, den laufenden Saisonwettbewerb abzubrechen". Stattdessen forderte er drakonische Strafen gegen Spieler und andere in dem Skandal involvierte Personen.

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