Süddeutsche Zeitung

Copa América:"Wir haben fünf Sterne, und davon war keiner geklaut"

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Von Javier Cáceres, Rio de Janeiro

Brasilianer und Argentinier sind auf fußballerischem Terrain so verschlungen miteinander verfeindet, dass die Argentinier in Brasilien als "hermanos" durchgehen, als "Brüder". Wer dabei Kain ist und wer Abel, ist nicht immer eindeutig zuzuordnen; klar aber ist, dass die nun beendete Copa América Einiges dazu beigetragen hat, die Beziehung aufs Neue zu strapazieren. Am Wochenende hatte Lionel Messi, Argentiniens Kapitän, den Südamerikaverband Conmebol offen der Korruption bezichtigt und behauptet, dass der Triumph Brasiliens bei der Copa América abgekartet gewesen sei.

Als Brasilien tatsächlich das Finale gegen Peru gewonnen hatte (3:1), verzichteten die Sieger auf die Samba-Polonaise in der Mixed Zone, mit der sie seit dem WM-Sieg 2002 noch jeden Triumph gefeiert hatten. Diesmal sprachen sie mit den Journalisten. Auch und vor allem, um auf Messi zu antworten, der nach der Halbfinalpleite gegen Brasilien (0:2) und dem Sieg gegen Chile im Spiel um den dritten Platz schweres Geschütz gegen den im Volksmund "Corrupbol" genannten Verband aufgefahren hatte.

Brasiliens Kapitän Dani Alves, der den insgesamt 40. Titel seiner Karriere feierte und zum besten Spieler des Turniers gekürt wurde, war noch der sanfteste von allen, wohl auch, weil er mit Messi seit den gemeinsamen Tagen beim FC Barcelona befreundet ist. "Ich bin mit ihm nicht einverstanden", sagte Alves, "hier sind Profis, die viel für diesen Titel gearbeitet und darum gekämpft haben. Wir haben Argentinien verdient ausgeschaltet."

Tite rät Messi zu drei Dingen

Ausdrücklicher wurden die Innenverteidiger Marquinhos und Thiago Silva, sie erinnerten an die 1:6-Niederlage ihres Klubs Paris Saint-Germain beim FC Barcelona in der Champions-League-Saison 2016/17. Die Leistung des deutschen Schiedsrichters Deniz Aytekin sei "lächerlich" gewesen, sagte Thiago Silva und forderte Respekt für die Geschichte Brasiliens ein: "Wir haben fünf Sterne (pro Weltmeistertitel einen), und keiner davon war geklaut." Und Marquinhos sagte, dass Messi nie von Korruption gesprochen habe, wenn sich ein Referee zugunsten von Argentinien oder Barça geirrt habe.

Auch Brasiliens Trainer Tite konterte Messi. Er habe ihn "außerirdisch" genannt, doch das enthebe Messi nicht davon, "etwas mehr Respekt zu zeigen und Niederlagen hinzunehmen". Messi habe mit seinen Äußerungen großen Druck auf den Finalschiedsrichter Roberto Tobar (Chile) ausgeübt. Er habe die Partie "ohne jedes Kriterium" gepfiffen und einen in den Augen Tites unberechtigten Handelfmeter gegen Brasilien verhängt, den Paolo Guerrero zum zwischenzeitlichen Ausgleich verwandelte (44.); die brasilianischen Treffer erzielten Éverton (15.), Gabriel Jesus (45.+3) und Richarlison (Foulelfmeter/90.). Tite sagte, er könne Messi nur zu drei Dingen raten: "Ruhe, Gelassenheit, Respekt."

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SZ vom 09.07.2019
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