Süddeutsche Zeitung

BVB-Erfolg in Freiburg:Dortmunder Tore zum Zunge-Schnalzen

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Von Christoph Ruf, Freiburg

Als sich der Dortmunder Mannschaftsbus auf den langen, beschwerlichen Weg vom Freiburger Osten zur Autobahn machte, wurde er von fröhlich-winkenden Menschen in Freiburger und Dortmunder Trikots verabschiedet. Dass der BVB-Mannschaftsbus am Vortag beim Einparken im "Bächle", dem kanalisierten Rinnsal in der Freiburger Innenstadt festgesteckt hatte, machte zudem das Gefährt als solches zum beliebten Fotomotiv spöttischer SC-Fans.

An der österlichen Harmonie zwischen beiden Fanlagern hatte zuvor auch das doch recht eindeutige Ergebnis beim Dortmunder 4:0-Sieg nichts ändern können. Schon gar nicht, weil Freiburg mutigen und ansehnlichen Fußball gespielt hatte und letztlich dennoch verdientermaßen einer sehr guten Mannschaft unterlegen war. So eine Gemengelage sorgt in Freiburg selten für Unmut beim Publikum. Erst recht zufrieden waren natürlich die BVB-Fans, schließlich steht es im Fernduell mit dem FC Bayern nach wie vor Unentschieden. Und das ist ja weit mehr als Pessimisten geunkt hatten.

Und wie es die Branchengepflogenheiten so wollen, ist das genau die Konstellation, die dafür sorgt, dass kein Dortmunder Offizieller auch nur so tun wollte, als interessiere ihn das Meisterschaftsrennen sonderlich.

"Wir tun gut daran, bis zum Ende der Saison Gas zu geben", sagte Mario Götze, der ein starkes Spiel gezeigt hatte. "Alles andere können wir eh nicht beeinflussen." Zudem habe Freiburg gut gespielt. "Das war heute ein hartes Stück Arbeit." Auch Trainer Favre wollte kein Wort übers Titelrennen verlieren. "Wir haben jetzt ein Derby vor uns, da müssen wir uns gut vorbereiten." Und wo er schon dabei war, vor dem kommenden Gegner zu warnen, lobte er dann auch noch den soeben besiegten. Und das durchaus zurecht. "Wir dürfen nicht vergessen, dass Freiburg nach unserem 1:0 drei gute Chancen hatte. Wenn da ein Tor fällt, ändert sich das ganze Spiel."

Doch auch wenn der SC zumindest im ersten Durchgang gut dagegenhielt, war er letztlich chancenlos gegen eine Dortmunder Mannschaft, die ihrem Anspruch, eines der beiden besten Teams der Republik zu sein, untermauerte. Drei der vier Dortmunder Treffer waren herrlich herausgespielt. Dass das beim vierten nicht so war, war niemandem vorzuwerfen. Denn beim 0:4 handelte es sich um einen von Paco Alcacar verwandelten Hand-Elfmeter (87.).

Die drei Treffer zuvor, die Jadon Sancho (12.), Marco Reus (54.) und Götze (79.) erzielten, waren samt und sonders nach dem gleichen Muster gefallen: Nach enorm schnellen Passfolgen legte der Passgeber im exakt richtigen Moment präzise und scharf ab, und der Torschütze musste nur noch den Fuß hinhalten. Es waren Tore zum Zunge-Schnalzen. Oder - je nach Perspektive - zum Verzweifeln, wie Freiburgs Mike Frantz betonte: "Wir waren insgesamt auf Augenhöhe, aber in den entscheidenden Phasen waren sie viel besser. Wie sie die Tore gemacht haben, war schon super."

So oder so - es waren jedenfalls Tore, die auch in München aufmerksam studiert werden dürften, denn die traumwandlerische Sicherheit, mit der sich Sancho, Reus, Götze und Raphael Guerreiro da in den Schlüsselszenen der Partie die Bälle servierten, die war schon beeindruckend. Und da das im Dortmunder Lager keiner so recht herausstreichen wollte, musste eben der Freiburger Trainer das Offensichtliche aussprechen: "Man weiß ja um die große fußballerische Qualität von Dortmund. Wenn es Räume gibt, haben sie extreme Passgenauigkeit und Tempo."

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