Süddeutsche Zeitung

Borussia Dortmund:Champions-League-Playoff in Wolfsburg

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Ausgerechnet der routinierte Abwehrchef Mats Hummels handelt sich eine Sperre ein für die wegweisenden Partie am kommenden Samstag.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Vielleicht machen sie sich ja am Samstag in Wolfsburg den Spaß und spielen vor dem Anpfiff statt der Bundesliga-Hymne die Champions-League-Melodie. Das wäre vermutlich mit Konventionalstrafen an die Deutsche Fußball Liga und an die Uefa verbunden, es wäre aber trotzdem eine schöne Guerilla-Aktion. Denn die Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund am viertletzten Bundesliga-Spieltag ist so eine Art Champions-League-Playoff - auf jeden Fall ist es eine wegweisende Partie.

Beide Klubs wollen in Europas Meisterklasse, BVB-Trainer Edin Terzic weiß: "Wir können am Samstag unseren Rückstand auf zwei Punkte reduzieren." Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner weiß: "Mit einem Sieg wären wir acht Punkte weg." Nun kann sich jeder ausrechnen, wie viele Punkte der VfL auf Platz drei den Dortmundern auf Platz fünf derzeit voraus ist (kleiner Tipp: zwei plus acht geteilt durch zwei).

Dortmund steht jedenfalls unter Druck, obwohl nun erstmals unter Terzic drei Ligasiege in Serie gelungen sind. Das 2:0 (1:0) am Mittwoch gegen Union Berlin war harte Arbeit, mit zwei Treffern an Latte und Pfosten für die Gäste - und einem Elfmeter für Dortmund nach eher bereitwilligem Hinfallen von Marco Reus vor dem 1:0 (27.).

Wolfsburgs gewann parallel dazu recht souverän 3:1 (2:0) in Stuttgart. "Umso wichtiger war, dass auch wir gewonnen haben", sagte BVB-Torwart Marwin Hitz. Der Sieg brachte Erleichterung, aber auch zwei Fragen: Warum tun sich die Dortmunder mit Elfmetern so schwer? Und warum leistete sich Abwehrchef Mats Hummels zu vorgerückter Spielzeit wegen eines Fouls im Mittelfeld eine überflüssige (fünfte) gelbe Karte, wegen der er nun in Wolfsburg nicht mitspielen darf? "Das war die unnötigste gelbe Karte, die man sich holen kann", sagte Terzic, der dennoch immer alles positiv sehen will. Und so schlussfolgerte er aus der Sperre für Hummels: "Jetzt kann Mats mal Kraft tanken - und uns in den letzten drei Spielen dann umso mehr helfen."

Aufreger des Abends war aber der von Reus provozierte Elfer. Union-Torwart Luthe rutschte ihm unvorsichtig in den Laufweg, Reus nahm dankend an, Schiedsrichter Schlager pfiff Strafstoß, Video-Assistent Brand erkannte keine "klare Fehlentscheidung" - insofern war das okay. Doch BVB-Torjäger Erling Haaland scheiterte gleich zweimal an Luthe, erst vom Punkt, dann per Nachschuss - ehe Reus den zweiten Abpraller verwertete. Für Haaland war es schon der zweite verschossene Elfmeter in dieser Saison, und weil auch Reus schon zwei verschossen hat, summieren sich satte vier Fehlversuche. "Das ist ärgerlich", sagte Terzic, aber die Konsequenzen dieser Schwäche halten sich bisher in Grenzen. Drei der betroffenen Spiele gewannen die Dortmunder trotzdem, nur eines endete unentschieden (1:1 gegen Mainz). "Wir üben das schon im Training", rechtfertigte sich Terzic, den realen Druck eines Spiels könne man dort aber nicht simulieren.

Dass Hummels in Wolfsburg ausfällt, findet Terzic in Wahrheit natürlich auch ärgerlich: "Das tut uns weh, er fehlt uns." Dafür ist nach neun verpassten Pflichtspielen wegen eines Muskelbündelrisses Flügelflitzer Jadon Sancho wieder fit. Der Engländer sorgte bereits gegen Union nach seiner Einwechslung (59.) wieder für Wirbel: "Da hat man gut erkannt, wie sehr er uns vorher gefehlt hat", betonte der Trainer.

In Wolfsburg wird nun die spannende Frage sein, ob die Dortmunder im Kampf um Europas Königsklasse ihr gutes Champions-League-Gesicht zeigen - oder jenes aus der Bundesliga, mit hoher Anfälligkeit für Schwankungen.

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SZ vom 23.04.2021
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