Süddeutsche Zeitung

Borussia Dortmund:"Alles, was Klarheit bringt, würde uns guttun"

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Von Benedikt Warmbrunn

Natürlich geht es in dieser kuriosen Transfergeschichte auch um Geld. Es geht um das Gehalt, das ein Spieler nun kassieren wird - dem Vernehmen nach das höchste Gehalt in der englischen Premier League. Es geht darum, wann sich der eine Klub mit dem anderen Klub auf eine Ablösesumme geeinigt haben wird - und darum, ob dann noch ein anderer Spieler mit verrechnet werden wird. Es geht, insgesamt, um ganz schön viel Geld. Es geht in dieser kuriosen Transfergeschichte aber auch um Träume.

"Ich habe schon immer davon geträumt, für den FC Arsenal zu spielen", ließ Henrikh Mkhitaryan mitteilen, nachdem am Montagabend sein Wechsel von Manchester United nach London bekanntgegeben worden war. Doch bevor diese Transfergeschichte nun kitschig werden könnte, muss der Vollständigkeit halber angemerkt werden, dass Mkhitaryan ein Mann mit vielen Träumen ist. Als der Armenier 2016 von Borussia Dortmund nach Manchester gewechselt war, hatte er gesagt: "Es ist ein Traum." Und dann wäre da noch der Wechsel im Sommer zuvor aus Donezk nach Dortmund. Damals sagt Mkhitaryan: "Es ist ein Traum. Mein Herz hat sich für Borussia entschieden."

Arsène Wenger sagt über Aubameyang: "Er ist eine Option, über die wir nachdenken"

Außer Mkhitaryans Herz entscheidet bei all seinen Transfers übrigens auch stets Berater Mino Raiola mit, der nicht direkt dafür bekannt ist, sich bei der Auswahl zwischen Geld und Träumen für Letzteres zu entscheiden. Bekannt ist Raiola vielmehr dafür, auch die kuriosesten Transfers abwickeln zu können.

So einer ist auch der vom Montagabend, der ja zunächst wie ein ganz unscheinbarer Tausch daherkommt: Mkhitaryan wechselt von Manchester zum FC Arsenal, dieser wiederum gibt dafür Alexis Sanchez nach Manchester ab. Zwei 29-Jährige ersetzen sich gegenseitig, auch wenn der eine (Mkhitaryan) eher ein Spielgestalter und der andere (Sanchez) eher ein Torjäger ist.

Als wäre das wirklich nur ein ganz unscheinbarer Tausch, gratulierten sich die Trainer auch jeweils selbst. José Mourinho, der Trainer von Manchester United, sagte: "Alexis ist einer der besten Offensivspieler der Welt und wird unser junges, talentiertes Team komplettieren." Arsène Wenger vom FC Arsenal sagte: "Wir haben einen Weltklassespieler verloren und einen Weltklassespieler dazu bekommen. Ich bin zuversichtlich, dass es mit Mkhitaryan funktionieren wird. Er ist variabel einsetzbar und wird uns helfen."

Doch hinter diesem Tausch steckt ein monatelanges Gefeilsche, wie es selbst in der Fußballbranche selten ist. Sanchez war in den vergangenen Jahren eigentlich bei jedem größeren Verein im Gespräch - unter anderem auch beim FC Bayern. Die Folge dieses Pokers: Angeblich verdient er bei Manchester United nun 500 000 Pfund (567 000 Euro) in der Woche und damit das höchste Gehalt der Premier League.

Wie kurios diese Transfergeschichte ist, zeigt sich jedoch erst daran, dass sie mit dem Tausch von Sanchez und Mkhitaryan noch lange nicht abgeschlossen ist.

Ungewohnt forsch äußerte sich der ansonsten gerade in Transferfragen diskrete Wenger zu einer weiteren Personalie. "Er ist eine Option, über die wir nachdenken", sagte der Arsenal-Trainer über Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund. Dass er dann noch hinzufügte, dass sein Klub "viele Optionen" habe, war wohl eher eine Höflichkeitsfloskel.

In Dortmund wären sie inzwischen wahrscheinlich nicht mehr ganz unglücklich, ihren exzentrischen Angreifer abgeben zu können. In den vergangenen Wochen fiel Aubameyang fast nur noch außerhalb des Spielfeldes auf; zuletzt, als er eine Team-Besprechung schwänzte - um dann in seinem signalfarbenen Sportwagen öffentlichkeitswirksam zum nächsten Training zu fahren. Bereits im vergangenen Sommer wäre der 28-Jährige gerne gegangen, auch ein Angebot aus China soll ihn gereizt haben. Nachdem er eine vom BVB gesetzte Frist hatte verstreichen lassen, blieb er in Dortmund. Und mit ihm blieb die Aufregung um seine Zukunft.

BVB-Trainer Peter Stöger sagt, er hätte "irgendwann gerne eine Lösung"

Aubameyang soll sich laut Medienberichten mit Arsenal bereits über einen Vertrag bis 2021 geeinigt haben. Am Sonntag flog nun eine Delegation aus London nach Dortmund, um dort ein Angebot in Höhe von 50 Millionen Euro zu hinterlegen. Allerdings fordert der BVB nach Informationen der Bild 70 Millionen Euro. Den Stand der Verhandlungen wollte Dortmunds Trainer Peter Stöger am Dienstag nicht kommentieren, er sagte nur: "Ich kann nur sagen, dass wir irgendwann gerne eine Lösung hätten. Egal, wie sie aussieht. Da spreche ich vermutlich vielen aus der Seele. Alles, was Klarheit bringt, würde uns als Mannschaft guttun."

Den Wechsel beschleunigen könnte eventuell ein vierter Stein in diesem Transferdomino. So soll der BVB daran interessiert sein, Olivier Giroud vom FC Arsenal auszuleihen und diesen mit Aubameyang zu verrechnen. Der Franzose erzielte in dieser Saison in 15 Premier-League-Spielen vier Tore, stand dabei allerdings nur 359 Minuten lang auf dem Platz. Ob es auch zu diesem Tausch kommen könnte? "So weit sind die Verhandlungen noch nicht fortgeschritten", sagte Wenger.

Das wäre ja auch viel zu einfach.

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SZ vom 24.01.2018
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