Süddeutsche Zeitung

BMW Open:Schnell enttäuscht

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Nach seiner einjährigen Verletzungspause hat Florian Mayer keine Chance gegen Lukas Rosol. Er verliert so hoch, wie Philipp Kohlschreiber gegen Jiri Vesely gewinnt.

Von Philipp Schneider

Um zwei Minuten vor drei wurde Florian Mayer erstmals gesichtet, vor dem kleinen Laden, an dem Burger verkauft werden, dort streckte er seine Beine durch, um sich aufzuwärmen. Das waren gleich zwei gute Nachrichten. Also nicht der Burgerladen, sondern vielmehr die Tatsache, dass Florian Mayer nach über einem Jahr Verletzungspause wieder gesichtet wurde als aktiver Spieler im Hauptfeld eines Turniers in Deutschland. Und natürlich: Dass überhaupt endlich wieder Tennis gespielt wurde auf dem Gelände des MTTC Iphitos am Dienstag.

Den ganzen Vormittag war der Regen unaufhörlich gefallen während des ATP-Turniers in München, an einem Tag, an dem die Veranstalter eine ganze Reihe von Erstrundenbegegnungen geplant hatten. Und wenn es regnet während eines kleinen Sandplatzturniers wie den BMW Open, wo der Center Court kein Dach hat, dann wird meist der Terminplan ordentlich durcheinander gewirbelt. Es sei denn, Florian Mayer ist noch nicht wieder richtig fit. Und Lukas Rosol hat es eilig.

Es zog ein kühler Wind über den Platz, als sich Mayer und Rosol in ihren kurzen Hosen flink einspielten, um diesen Spieltag verspätet zu eröffnen. Dann ging alles ratzfatz: Um zehn nach drei schlug Mayer erstmals auf, um kurz vor halb vier hatte er noch kein Spiel gewonnen, drei Minuten nach vier verwandelte der Tscheche seinen Matchball zum 6:2, 6:2. Und um kurz nach halb fünf saß Mayer schon mit gefalteten Händen auf der Pressekonferenz, er sprach sehr leise, aber er sagte: "Rosol hat mir einfach zu schnell gespielt." Der Tscheche habe allein "zu schnell 2:0 geführt", und es sei auch so: "Wenn er trifft, spielt er unglaublich. Wenn er nicht trifft, ist er zu knacken. Heute hatte er einen seiner besten Tage, ich war nicht in Bestform, dann geht es so deutlich aus." Nicht in Bestform?

Das Turnier am Aumeister ist ja erst Mayers drittes seit seinem Comeback. Vor zwei Wochen war er nach einer 382 Tage währenden Zwangspause wegen einer Schambeinentzündung und einem Leistenbruch in Monte Carlo auf die Tour zurückgekehrt. Dort hatte der 31-Jährige zunächst Michail Juschni besiegt, dann aber gegen Marin Cilic verloren, den US-Open-Sieger. Im Anschluss war er weitergereist nach Bukarest. An dem Ort, wo er 2011 sein einziges Turnier auf der ATP-Tour gewann, verlor er diesmal in der ersten Runde. "Monte Carlo und Bukarest waren ganz gut, da war ich echt zufrieden", sagte Mayer: "Dass es jetzt hier so schnell ging, ist natürlich enttäuschend." Im Match gegen Rosol zeigte Mayer sein kluges Tennis nur in Ansätzen. Ihm fehlt es nach der langen Pause an Übersicht, auch am richtigen Timing seiner Schläge. Zweimal stürmte er im falschen Moment ans Netz, sah von dort die feinen Passierschläge von Rosol an sich vorbeiziehen. Mayer braucht noch Zeit.

Vor seiner Pause war er noch die Nummer 34 der Welt, inzwischen wird er geführt auf Weltranglistenplatz 605. Wer auf Platz 605 steht, der muss sich bei Turnieren entweder erst durch die Qualifikation spielen. Oder er genießt wie Mayer den Schutz eines sogenannten Protected Ranking, das einem zwölfmal die Möglichkeit gibt, den alten Ranglistenplatz zu nutzen, um direkt in das Hauptfeld einzuziehen. Oder aber, noch besser, der Spieler erhält wie Mayer in München eine Wildcard und verbraucht nicht einmal eine der zwölf Gelegenheiten. "Aus taktischen Gründen", sagte Mayer, wolle er daher in der kommenden Woche nicht beim Masters in Madrid spielen. Eine Wildcard erhält er dort nicht. "Und Madrid liegt bekanntlich auf 700 Metern, das sind nicht meine Bedingungen."

Höhenlagen sind dagegen die Bedingungen von Philipp Kohlschreiber, der in der nicht ganz so hohen Höhenlage von München (519 Meter) schon zweimal das Turnier gewann. Kohlschreiber besiegte in Runde eins Jiri Vesely (Tschechien) fast so rasant, wie Mayer verloren hatte: 6:1, 6:2. "Bin sehr zufrieden, es war ja ein schwieriger Tag für alle, weil es sehr kalt war, auch für die Ballkinder", sagte Kohlschreiber, der ja seit ein paar Wochen daran arbeitet, sein Image zu verbessern. Und der mit seinem lockeren Sieg gegen Vesely bewies, dass er seit dem Turnier in Indian Wells immer besser spielt. "Ich war selber erstaunt: Ich habe sehr gut retourniert, habe mich gut bewegt und clever gespielt, auch mit Winkel." So war das wirklich. Und zur Belohnung trifft Kohlschreiber nun auf Alexander Zverev; der 18-Jährige ist nach seinem Sieg gegen Benjamin Becker noch dabei. Im Gegensatz zum 37-jährigen Tommy Haas, der verkünden musste, dass sich sein für München geplantes Comeback weiter verzögert. Bis zur Rasensaison.

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Quelle:
SZ vom 29.04.2015
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