Süddeutsche Zeitung

Bayern-Sieg gegen Mainz:Boateng duscht Guardiola

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Aus dem Stadion von Maik Rosner

Um 17.41 Uhr ist der vermeintliche Höhepunkt des Nachmittags gekommen. Kapitän Philipp Lahm steigt als letzter Spieler des FC Bayern auf das Podium, auf dem sich die Kollegen schon in Position gebracht haben. Und als Lahm dann die Meisterschale in die Höhe reckt und die Münchner ihren 25. deutschen Meistertitel im rot-weißen Konfettiregen bejubeln, entstehen die hübschen Bilder, die man von diesem Saisonausklang erwarten durfte.

Doch der wahre Höhepunkt des Nachmittags nach diesem 2:0 (1:0) gegen den FSV Mainz 05 durch die Tore von Robert Lewandowski (25.) per Handelfmeter und Bastian Schweinsteiger (48.) sind dann wohl doch die Bierduschen, jedenfalls gilt das für die Spieler. Sie toben über den Platz und vergießen das Bier fassweise immer dort, wo sich ein Kollege in den Weg stellt. Sogar Ko-Trainer Hermann Gerland, der Partytiger, lässt kindliche Freude erkennen, als er ein Glas genüsslich über Schweinsteiger leert. Und Pep Guardiola, der Trainer? Wird auch nass. Jérôme Boateng erwischt ihn.

Routiniert hat der FC Bayern seinen Jubiläumstitel gefeiert, wohl auch deshalb, weil dieser ja schon seit dem 26. April feststand und an einem Sonntagnachmittag auf dem Sofa amtlich geworden war. Die Frage vor dieser unbedeutenden Partie war lediglich gewesen, ob sich die Mainzer der Stimmungsverzerrung schuldig machen würden. Eine Wettbewerbsverzerrung war den Münchnern ja von Teilen der Liga vorgeworfen worden, weil sie in dieser zuletzt drei Spiele hintereinander verloren hatten, darunter 1:2 beim Absteiger SC Freiburg.

Doch erkennbar war nun, dass die Bayern-Profis sich die Party nicht verderben lassen wollten. Sie dachten offenbar von Spiel zu Weißbierdusche, für die die 90 Minuten ja nur so etwas waren wie das Vorspiel.

Bevor es soweit war, erlebten die 75 000 Zuschauer in der Arena noch einen mäßig unterhaltsamen Kick. Und einen, in dem Lewandowski kurz hoffen durfte, auch die Torjägerkanone zu gewinnen. Durch sein 17. Saisontor per Elfmeter nach Niko Bungerts Handspiel gingen die Münchner in Führung. Doch danach traf nur noch Schweinsteiger in seinem 500. Pflichtspiel für die Bayern.

Begonnen hatten die Feierlichkeiten wie sie endeten. Folklore stand natürlich auch vor dem Anpfiff auf dem Programm, und eröffnet wurden diese Einlagen traditionsbewusst durch den Einzug dreier Blaskapellen. Die Meisterschale glänzte da schon frisch poliert und hübsch inszeniert auf einem Sockel vor dem Spielertunnel. Eine überdimensionale Meisterschale mit einer roten 25 wurde zudem in Form einer Plane im Mittelkreis ausgebreitet.

Es folgte der Einzug von 24 Helfern mit überdimensionierten roten und weißen Luftballons, wovon sich einer allerdings selbstständig machte und aus der Arena schwebte. Und weil alles ohnehin ein bisschen überdimensioniert geriet in diesem Vorlauf, liefen unter Böllerschüssen von Trachtlern auch noch 24 Spieler der früheren Münchner Meistermannschaften ein. Daniel Van Buyten war dabei, Owen Hargreaves ebenso, und auch Roland Wohlfarth, der ehemalige Stürmer aus dem Münsterland, der sich als einziger in Tracht präsentierte und dem Paulo Sergio umgehend den Hut stibitzte.

So ähnlich wird das an diesem Pfingstsonntag wohl weitergehen. Von 14 Uhr an werden das Frauenteam und die Männermannschaft des FC Bayern auf dem Marienplatz gemeinsam ihr sogenanntes erstes gemischtes Double bejubeln. Ein bisschen routiniert, mit ein bisschen Folklore - und vielleicht auch alles ein bisschen überdimensioniert, weil es ja nicht ganz wunschgemäß gelaufen war in dieser Saison im Pokal und in der Champions League. "Es sollte nicht sein, nicht in diesem Jahr, aber vielleicht ja im nächsten", hofft Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandsvorsitzende blieb übrigens trocken.

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