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Bayer Leverkusen: Sami Hyypiä:Der Aufräumer hört auf

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Ganz leise hat Sami Hyypiä seinen Abschied als Profi-Fußballer verkündet. Der kantige Finne bleibt Bayer Leverkusen zwar erhalten - geht jedoch zunächst in seiner Heimat in die Lehre.

Philipp Selldorf

Am Samstag in Köln hat er wie üblich auf diskrete Weise das Stadion verlassen. Sami Hyypiä spricht angeblich recht passabel Deutsch, doch er lässt die Journalisten im Glauben, sie müssten Englisch mit ihm reden, weil er weiß, dass er dann meist in Ruhe gelassen wird. Aber über die großen Fragen seines Sportlerlebens brauchte Hyypiä ohnehin nicht mehr viel erzählen, sie ergeben sich aus seinem Geburtsdatum: 7. Oktober 1973.

In fünf Monaten wird er 38 Jahre alt, und es ist keine Ketzerei, wenn man feststellt, dass ihm das zuletzt anzusehen war. In Köln hatte er eine ansehnliche Leistung geboten, aber das Alter hat unverkennbar seine Schritte beschwert. Jetzt hat Sami Hyypiä seinen Rückzug aus dem Profifußball verkündet, auf einer Pressekonferenz in Helsinki, die eigentlich dazu dienen sollte, die Gründung seiner Stiftung vorzustellen. Die Institution wird finnische Nachwuchssportler unterstützen, die aus einfachen finanziellen Verhältnissen stammen.

Im Sommer endet also eine Profikarriere, die tief im vorigen Jahrhundert begann: 1992 bei Myllykosken Pallo -47 in der Stadt Kouvola. Der Klub war damals in die erste finnische Liga aufgestiegen, und im Premierenjahr spielte Hyypiä an der Seite eines jungen Mittelfeldtalents, das ebenfalls zur nationalen Legende werden sollte: Auch Jari Litmanen hat in jenen Urzeiten nicht ahnen können, dass er noch als alter Mann unentbehrlich sein würde, zurzeit steht er 40-jährig bei HJK Helsinki unter Vertrag.

Während Litmanen als schöpferische Begabung verehrt wurde, seine Karriere aufgrund seiner Verletzungen aber etliche Lücken aufweist, blieb der Verteidiger Hyypiä all die langen Jahre im Strafraumkampf eine unverwüstliche Erscheinung. 566 Erstligaspiele sind notiert, allein 318 beim FC Liverpool. Neunmal hat man ihn zu Finnlands Fußballer des Jahres gewählt, auch 2010 war er wieder vorn.

Hyypiä wird dem Fußball erhalten bleiben. Er nimmt zunächst eine Stelle als Assistent des Nationaltrainers Mixu Paatelainen an und kehrt im Sommer 2012 in der gleichen Funktion nach Leverkusen zurück. Das Zwischenjahr will er zur Fortbildung nutzen. "Wir freuen uns, dass wir ihn unseren Reihen halten können", sagte Sportchef Rudi Völler.

Die zwei Jahre bei Bayer waren eine Zugabe, von der alle profitierten: Hyypiä selbst, der Klub und seine Mitspieler. Dass ihn Trainer Jupp Heynckes während der Rückrunde öfter auf die Bank setzte, hat er nie moniert, schon gar nicht öffentlich. Sein Abschiedsspiel vor heimischem Publikum ist bereits terminiert: Am Samstag bei der Begegnung mit dem Hamburger SV.

Hyypiäs Nachfolger, falls man ihn so nennen darf, hat Leverkusen in Freiburg gefunden. Junioren-Nationalspieler Ömer Toprak, 21, folgt im Sommer der Spur seines Trainers Robin Dutt. Bayer bezahlt rund drei Millionen Euro Ablöse an den Sportclub.

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Quelle:
SZ vom 03.05.2011
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