Süddeutsche Zeitung

Bautista Agut im Davis Cup:Sein traurigster Sieg

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Von Lisa Sonnabend

Roberto Bautista Agut reckte den Zeigefinger nach oben und blickte zum Hallendach. Er ballte die Faust, schrie laut auf, dann bekreuzigte er sich. Der 31-jährige Spanier hatte soeben ein Match gewonnen, das alles andere als gewöhnlich war.

Am Donnerstagmorgen war Bautista Agut vom Davis-Cup-Turnier in Madrid abgereist, seinem Vater ging es nicht gut, er verstarb am Abend. Drei Tage später stand Bautista Agut nun wieder auf dem Tennisplatz und ließ dem Kanadier Felix Auger-Alliasime beim 7:6 (7:3) und 6:3 kaum eine Chance. Bautista Agut holte den ersten Punkt für sein Team im Davis-Cup-Finale in Madrid, das Spanien später gewann.

Bautista Agut war ruhig und konzentriert während der Partie, auch wenn sein 19-jähriger Gegner nicht sein bestes Tennis zeigte. Wenn dem Spanier ein wichtiger Punktgewinn gelang, ballte er die Faust. Immer wieder rief er: "Vamos!" Komm schon. Er lächelte aber nicht, er wirkte in sich gekehrt. "Es war ein sehr spezielles Gefühl auf dem Platz", sagte er nach dem Matchball im On-Court-Interview in der Caja Mágica in Madrid: "Ich habe versucht, mein Bestes zu geben."

Vor eineinhalb Jahren starb seine Mutter unerwartet

Dann wurde seine Stimme brüchig. Die Zuschauer hörten nicht auf zu klatschen, sie skandierten seinen Namen, sie wollten ihn aufmuntern und sie wollten ihm vor allem ihren Respekt zeigen. Bautista Agut hatte Tränen in den Augen, sein Teamkollege Pablo Carreño Busta weinte auf dem Zuschauerrang. Schon einmal hatte sein Schicksal die Tenniswelt bewegt: Vor eineinhalb Jahren war seine Mutter unerwartet verstorben.

Bis auf Platz neun der Weltrangliste hat sich Bautista Agut in diesem Jahr vorgespielt. In Wimbledon erreichte er das Halbfinale, das Turnier in Doha gewann er. Es war das beste Jahr in seiner Karriere, es endete tragisch. Als Bautista Agut nach dem Tod seines Vaters am Samstag wieder zu Spaniens Mannschaft stieß, sagte Rafael Nadal: "Es wird kein perfektes Ende geben für Roberto in dieser Woche, nachdem was passiert ist. Das hier ist letztlich alles zweitrangig."

Das Davis-Cup-Finalturnier in Madrid fand in diesem Jahr zum ersten Mal im neuen Format statt. Bei dem Event, das Fußballer Gerard Piqué mit seiner Investmentfirma umgebaut hat, spielen nun 18 Nationen innerhalb von einer Woche um den Titel. Die Premiere verlief holprig. Zu Beginn des Turniers kam wenig Stimmung auf, die Ränge blieben leer. Beim Finale am Sonntag war nun jeder Platz besetzt und die Zuschauer wegen des Erfolgs der Spanier begeistert. Nach Bautista Agut gewann Nadal seine Partie gegen Denis Shapovalov mit 6:3 und 7:6. Das anschließende Doppel war bedeutungslos. Der Unterschied zum früheren Konzept, bei dem sich zwei Länder drei Tage lang in fünf Partien über drei Gewinnsätze duellierten, blieb evident.

In der Vergangenheit hat der Davis Cup viele Geschichten über Helden geschrieben, die sich große Schlachten geliefert haben. Bautista Agut ist nun einer von ihnen. Er hat zwar nicht gegen einen Gegner fünf Sätze lang gekämpft, aber dafür eindrucksvoll mit sich selbst.

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