Süddeutsche Zeitung

Basketball:Sommerspaziergang nach der Starre

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Der FC Bayern hat nun endgültig keine Chance mehr auf die Euroleague-Playoffs, besiegt in der Bundesliga aber Braunschweig mit 91:61. Das Wochenende verdeutlicht die Diskrepanz zwischen nationalem und internationalem Wettbewerb.

Von Sebastian Winter

Es sind, man übertreibt da nicht mit dieser Formulierung, zwei Welten, in denen sich die Basketballer des FC Bayern München Woche für Woche seit dem Saisonbeginn im vergangenen Herbst bewegen. In der einen Welt, der Euroleague, messen sie sich mit den besten Klubs Europas - und stoßen auch in dieser Saison wieder an ihre Grenzen, was den sportlichen Ertrag angeht. In der anderen Welt, der Bundesliga, empfingen sie am Sonntagnachmittag den Tabellenelften Löwen Braunschweig. Es war ein kleiner Sommerspaziergang, den die Bayern gegen die Niedersachsen absolvierten bei Außentemperaturen von knapp 30 Grad. Mit 91:61 (44:31) gewannen sie die Partie vor rund 5000 Zuschauern, einige Fans hatten offenbar mehr Gefallen an einer Isarwanderung oder einem Eiscafé-Besuch gefunden.

Mit dem Erfolg festigten sie ihren ersten Tabellenplatz. Sylvain Francisco (19 Punkte) und auch Leandro Bolmaro (11) hatten das Münchner Spiel geprägt, zur Halbzeit führten die Bayern bereits mit 44:31. Es war ein lockeres Einwerfen für die Playoffs, die am 18. Mai beginnen und bis zu denen es noch einige weitere solcher Spiele für die Münchner geben dürfte: eine Mischung aus Vorbereitung für die entscheidenden Wochen der Saison und Vermeidung von Spannungsabfall. Dass die Niedersachsen noch um die Playins kämpfen, merkte man ihnen nicht wirklich an, zu harmlos geriet ihr Spiel. Es war ihre fünfte Niederlage in Serie. Dies ist eben die Welt, in der die Bayern gerade die Herrscher sind, in der sie ihre Duelle fast nach Belieben dominieren.

Schon ein paar Stunden vor dem eigenen Spiel steht das Euroleague-Aus für die Bayern fest

Die andere Welt schließt nun zugleich ihre Pforten für den deutschen Pokalsieger. Am Freitag hatten sich auch seine letzten theoretischen Hoffnungen auf ein Weiterkommen in der Euroleague in Luft aufgelöst - und zwar bereits vor der abendlichen Partie gegen Panathinaikos Athen, die die Münchner knapp mit 75:82 (36:40) verloren. Denn ein paar Stunden zuvor hatte Anadolu Efes Istanbul, als Zehnter auf dem letzten Platz, der für die Playins berechtigt, im Stadtderby Fenerbahce mit 82:80 (32:36) geschlagen und die Bayern damit uneinholbar distanziert.

Auch eine über weite Strecken gute Leistung gegen Athen, in der sie bis weit ins vierte Viertel hinein ebenbürtig mit dem klar favorisierten Tabellenzweiten waren, nach der Pause zum 44:44 ausglichen und gar 65:63 führten, half den Bayern nicht mehr, um die Chance aufs Weiterkommen zu wahren. Am kommenden Donnerstag endet damit für die Münchner in Monaco diese Euroleague-Saison, in der sie viel zu viele Chancen auf eine bessere Platzierung vergaben. So war das auch gegen Athen, in einem Spiel, das die überzeugenden Nick Weiler-Babb (15 Punkte), Serge Ibaka (14 Punkte, 7 Rebounds), Leandro Bolmaro (11 Punkte, 7 Assists) und ihre Kollegen hätten gewinnen können - hätten sie besser getroffen am Schluss.

"Es gibt viele Wenn-danns in einer Saison, so war es oft bei uns", sagte Trainer Pablo Laso nach dem Athen-Spiel: "Am Ende waren wir nicht zupackend genug - wie auch heute. Es gab Situationen, nach denen wir erstarrt sind." Die Partie gegen Athen sei ein Spiegelbild dessen gewesen, "unabhängig davon, dass wir viele Jungs haben, die das erste Mal Euroleague spielen. Darunter haben wir manchmal gelitten".

Die fehlende Erfahrung, einiges Verletzungspech, das nicht nur Andreas Obst und Devin Booker ereilte, die am Wochenende in beiden Partien geschont wurden, sondern auch Kapitän Vladimir Lucic, der nach seiner Hand-OP erst spät in den Kader zurückkehrte. All das mögen Gründe sein für die nach zwei Viertelfinalteilnahmen 2021 und 2022 zum zweiten Mal hintereinander verpassten Playoffs. Nationalspieler Niels Giffey sah aber noch einen anderen Mangel: "Konstanz hätte uns über die Saison hinweg gutgetan, einen konstanten Spielstil zu finden - den hatten wir manchmal nicht."

Immerhin haben sie ihren Spielstil am Sonntag in der Bundesliga gegen Braunschweig wiedergefunden, sie blieben die gesamte Partie über konzentriert. In einer Welt allerdings, die gerade nicht viele Herausforderungen für die Münchner bereithält. Auch das könnte in den nächsten Wochen, in denen der Klub keine Wettkampfhärte aus Euroleague-Partien mehr ziehen kann, noch zum Problem für die Bayern werden.

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