Süddeutsche Zeitung

FC Barcelona:Xavi sagt Jein

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Von Javier Cáceres, Berlin

Der sportliche Wert des spanischen Supercups, der in den vergangenen Tagen des Geldes wegen in Saudi-Arabien ausgetragen wurde, gilt eigentlich als überschaubar. Mit der Betonung auf eigentlich. Doch siehe: Die spektakuläre 2:3-Niederlage des FC Barcelona im Supercup-Halbfinale gegen Atlético Madrid (Barça führte in der 81. Minute mit 2:1) spitzt die Lage um Trainer Ernesto Valverde derart zu, dass eine Absetzung am Sonntag als wahrscheinlich galt. Obwohl Barça zurzeit Tabellenführer der spanischen Liga ist - und in der Champions League überwintert hat. Doch noch ziert sich der Favorit der Vereinsführung: Barça-Rekordspieler Xavi Hernández, 39 Jahre alt und derzeit Trainer bei Al-Assad in Katar, sagte nur: Jein.

Insgesamt drei Verhandlungsrunden soll es in den vergangenen Tagen gegeben haben; Barcelonas Sportdirektor Eric Abidal und der Vorstandsvorsitzende Óscar Grau waren aus Saudi-Arabien direkt nach Doha gereist. Xavi räumte die Unterredungen am Samstag ein. "Ich kann nicht verbergen, dass es mein Traum ist, Barcelona zu trainieren, das habe ich schon viele Male gesagt", erklärte Xavi. Nach übereinstimmenden Berichten der spanischen Presse ziehe Xavi es vor, den Job frühestens im Sommer anzutreten: Erstens, um seinen Job bei Al-Sadd gesittet zu beenden, am Freitag spielt sein Team das Finale um den Pokal des katarischen Emirs. Zweitens würde er bei Barça lieber bei Null beginnen, und nicht mitten in der Saison. Drittens steht er bei dem Unternehmer Víctor Font im Wort, der mit Barças Legende Xavi als Flaggschiff in den 2021 anstehenden Präsidentschafts-Wahlkampf bei Barça ziehen wollte.

Eine fast noch größere Rolle spielt, dass Xavi ungern als derjenige gelten will, der den jetzigen Trainer Valverde abgesägt hat. Valverde wiederum soll hochgradig verärgert sein: Über seine prekäre Lage hatte er bis zum Sonntag ausschließlich aus den Medien erfahren. Theoretisch muss er am Montag um 11 Uhr das Training leiten. Im Gespräch war am Sonntag auch, dass bis Saisonende ein Feuerwehrmann übernimmt und Xavi im Juli antritt.

Kurios ist, dass Barça am Donnerstag gegen Atlético eines der besten Saisonspiele geliefert hatte. Aber: Die Zweifel an Valverde konnte das nicht beseitigen. Obschon er zwei Mal Meister und einmal Pokalsieger wurde, hängen ihm zwei Champions-League-Pleiten nach. 2019 gab Barça im Halbfinale gegen den späteren Sieger FC Liverpool eine 3:0-Hinspielführung aus der Hand, das Rückspiel endete 0:4. 2018 verspielte Barça bei der AS Rom ein 4:1 aus dem Viertelfinalhinspiel. Überdies wurde stets über die Qualität des Barça-Spiels gemurrt, nun wird auch noch Mittelstürmer Luis Suárez wegen einer Knieverletzung fehlen, womöglich über Monate hinweg. Eine Entlassung Valverdes wäre in jedem Fall eine besondere Nachricht, denn Barça hatte letztmals 2003 einen Coach mitten in der Saison ausgetauscht. Damals musste der spätere Bayern-Trainer Louis van Gaal gehen - der Mann, der Xavi 1998 debütieren ließ.

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SZ vom 13.01.2020
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