Süddeutsche Zeitung

Angelique Kerber beim Tennisturnier in Nürnberg:"Wir trainieren härter"

Lesezeit: 2 min

Von Lisa Sonnabend, Nürnberg

Knacks, machte es. Der Rücken von Angelique Kerber zwickte plötzlich, sie konnte am Mittwoch nicht trainieren, musste sich lange behandeln lassen. Doch am Tag danach stand die 27-Jährige wieder auf dem Tennisplatz, trieb ihre Gegnerin Misaki Doi über den Platz. Nur einmal nach einem kraftraubenden Ballwechsel langte sie sich an die schmerzende Stelle. Nach nur einer Stunde und sieben Minuten stand es 6:2 und 6:3. Kerber hatte es ins Halbfinale des WTA-Turniers in Nürnberg geschafft.

Erstmals waren bei dem kleinen Tennisturnier die drei besten deutschen Spielerinnen dabei. Doch die an Nummer eins gesetzte Andrea Petkovic musste während ihres Auftaktmatches aufgeben, Sabine Lisicki verlor im Achtelfinale unglücklich und unnötig gegen die Spanierin Lara Arruabarrena. Kerber dagegen zeigt sich trotz Rückenproblemen in guter Form, für Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner ist die Weltranglisten-Elfte die derzeit stärkste deutsche Spielerin.

Woran das liegt? "Nur an Angie", sagt ihr Trainer Torben Beltz. Doch das ist gelogen. Denn auch der 38-Jährige hat großen Anteil daran. Seit zwei Monaten arbeitet Beltz mit Kerber zusammen. Wie groß sein Einfluss ist, ist mittlerweile gut zu erkennen.

"Wir trainieren härter", sagt Beltz

Die ersten Wochen wirkte Kerber noch gebremst, doch dann gewann sie elf Spiele in Serie, holte die Titel in Charleston und im April in Stuttgart. Obwohl Sand nicht ihr Lieblingsbelag ist. In Nürnberg schwärmte Kerber nun jedoch: "Ich fühle mich gut auf Sand."

Woher kommt dieser Wandel? "Wir trainieren härter", sagt Beltz, der Kerber schon einmal, in ihrer bislang erfolgreichsten Phase, betreut hatte. Er habe mit ihr viele Gespräche geführt, damit sie nach einer Zeit des Misserfolgs mental wieder stärker werde. "Vor allem aber arbeiten wir an der Athletik und Beinarbeit", erklärte Beltz. Die Tennisspielerin geht früher zum Ball, sie steht deutlich näher an der Grundlinie. Statt auf Konter zu lauern, bestimmt sie das Spiel.

Bei der Partie gegen Doi saß Trainer Beltz in der zweiten Reihe, nah an Kerber dran. Ab und zu nahm er Blickkontakt mit der Spielerin auf, einmal rief er: "Komm, Angie." Doch die meiste Zeit hatte er die Arme verschränkt und wippte mit den Beinen. Neben ihm saß Rittner, die beiden plauderten viel, lachten oft. Nervös waren sie nicht, zu souverän zog Kerber ihr Spiel durch - obwohl die 1,58 Meter kleine Qualifikantin Doi sie immer wieder mit erstaunlich harten Grundlinienschlägen triezte.

"Ich komme mit viel Selbstbewusstsein nach Paris"

Doch Kerber ließ sich nicht zurückdrängen. Beim Satzball stand sie direkt auf der Grundlinie und donnerte eine Vorhand unerreichbar über das Netz. Beim Matchball stand sie noch einen Schritt weiter vorne, Doi brachte ihren wuchtigen Schlag nicht zurück.

Am Freitag trifft Kerber nun auf die Doppelspezialistin Roberta Vinci, die mit unangenehm viel Slice spielt. "Ich werde rausgehen und versuchen, mein Spiel zu spielen", sagte Kerber. Es ist ein Beltz-Satz. Denn der neue Trainer setzt alles daran, aus der lauernden und abwartenden Spielerin eine mutige und angriffslustige zu formen.

Am kommenden Montag beginnen in Paris die French Open, das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres. Neben der Weltranglistenersten Serena Williams und Titelverteidigerin Maria Scharapowa trauen viele auch Kerber den Turniersieg zu. Sie selbst zählt sich nicht zu den Favoritinnen, doch sie gibt zu "Ich komme mit viel Selbstbewusstsein nach Paris."

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