Süddeutsche Zeitung

AC Mailand: Mark van Bommel:Die holländische Antidiva

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"Seit wie vielen Jahren spielt der bei Milan?": Mark van Bommel integriert sich rasend schnell beim AC Mailand und erhält dafür viel Lob. Vor allem, weil er so spielt, wie sein Trainer es liebt.

Birgit Schönau

Ankommen, sehen, siegen: Für Mark van Bommel ging es ziemlich schnell vom FC Bayern München zu seinem neuen Arbeitgeber AC Mailand und direkt weiter nach Genua zum Pokal-Viertelfinale. Dort stand er noch vor der offiziellen Präsentation am Mittwochabend gegen Sampdoria von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz, gewann mit Milan 2:1 (durch zwei Treffer von Pato) und kann sich jetzt schon auf das Halbfinale gegen US Palermo freuen.

"Es wird schwierig sein, auf van Bommel zu verzichten", gestand nach dem Spiel Milans Trainer Massimiliano Allegri, "vor allem, weil ich wirklich keine Alternative im Mittelfeld habe." Die insgesamt zwölf Verletzten betreffen auch die Abwehr, weshalb in Genua die Reserve des Tabellenführers auflaufen musste, darunter in der ungewohnten Rolle als Kapitän der frühere Münchner Massimo Oddo.

Er war es auch, der die Anpassungsfähigkeit des Neuen aus Holland überschwänglich lobte, während die Gazzetta dello Sport van Bommel "Sieger temperament" bescheinigte - das zudem sehr günstig zu haben war und mit einem Vertrag bis zum Saisonende auch nicht allzu viel kosten wird.

Im Gegenzug wird der Niederländer alle Möglichkeiten haben, sich in Mailand zu beweisen, auch wenn er in der Champions League nicht spielberechtigt ist. Bei Milan setzt man auf seine Erfahrung, die es van Bommel ermöglicht, sich reibungslos in eine derzeit etwas konfuse Mannschaft einzupassen.

Gegen Sampdoria verschob Allegri ihn vom zentralen Mittelfeld nach rechts. Dort erschien van Bommel anfangs etwas verloren, um nach der Pause mit gewohnter Ruppigkeit souverän auszuteilen. "Seit wie vielen Jahren spielt der bei Milan?" staunte der Corriere dello Sport, und schwärmte weiter, der 33-Jährige habe "keinen falschen Pass gezeigt und nie am falschen Platz gestanden." Obwohl er doch bisher keine Minute im Milan-Trainingszentrum Milanello verbracht habe.

Anders als van Bommels Landsmann Louis van Gaal würde der pragmatische Italiener Allegri niemals behaupten, den Fußball erfunden zu haben. Stattdessen hat sich der Trainer aus der Toskana mit der Strategie des Chamäleons an die Spitze vorgekämpft, die erstklassigen Techniker in seinem Team würden es nicht wagen, den Gegner zu unterschätzen.

Allegri hasst Diventum. Noch nicht einmal dem 21-jährigen Talent Pato wird jugendlicher Überschwang verziehen, nach einigen Disziplinlosigkeiten wurde der Brasilianer auf die Bank verbannt. Nach Patos Doppelschlag von Genua sagte der Trainer nur: "Nicht schlecht, er kann aber noch besser werden." Genau wie der deutsche U19-Nationalspieler Alexander Merkel, der erneut als hängende Spitze ein ganzes Spiel bestreiten durfte.

Merkel kommt aus Milans Jugend, doch der Klub ist in den letzten, hektischen Stunden des Wintertransfermarktes auf der Suche nach weiteren Talenten. Der spanische Linksverteidiger Didac Vila, 21, von Espanyol Barcelona ist im Visier der Mailänder Trüffelsucher, die offenbar alles tun, um die hartnäckige Legende von der ältesten Mannschaft des Kontinents als Klischee zu enttarnen.

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Quelle:
SZ vom 28.01.2011
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