Süddeutsche Zeitung

4:1 gegen den BVB:Das große Wohlgefühl des FC Bayern

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Aus dem Stadion von Maik Rosner

Hinterher blickte Arjen Robben sofort voraus und berichtete vergnügt, was das Publikum ohnehin als Eindruck mitgenommen hatte. "Ich habe das Gefühl: Wir sind bereit", sagte der Flügelspieler des FC Bayern. Gemeint war das Viertelfinale in der Champions League am Mittwoch, wenn Real Madrid in München vorstellig wird. Das Wohlgefühl der Bayern trübte nur Robert Lewandowski etwas, nachdem der Stürmer den Samstagsdienst mit einer schmerzenden rechten Schulter beschlossen hatte. "Prellung, ein bisschen. Ich hoffe, das ist nicht so schlimm", beruhigte Lewandowski ebenso wie Trainer Carlo Ancelotti, der sich bereits festlegte, dass der Pole gegen Real auflaufen könne.

Abgesehen von der zunächst noch nicht ganz klaren Schwere der Blessur konnten sich die Münchner nach dem 4:1 (2:1)-Sieg gegen Borussia Dortmund allerdings in der Tat vollauf bestärkt in die direkte Vorbereitung auf Real verabschieden. Lewandowski (10., 68./Foulelfmeter), Franck Ribéry (4.) und Robben (49.) hatten mit ihren Toren der Dominanz der Bayern gegen den BVB Ausdruck verliehen.

"Ein deutlicher und super Sieg", sagte Robben erfreut. "Real wird ein anderes Spiel. Das ist Champions League", warnte allerdings Jérôme Boateng, womit er dem BVB nicht gerade ein Kompliment mit auf den Heimweg gab. Der Münchner Innenverteidiger mahnte vor allem davor, Kontersituationen zuzulassen wie gegen die Borussia. "Das sind genau die Sachen, auf die Real lauert", sagte er und bezog sich dabei auf einen Ballverlust von Thiago Alcántara, wonach beinahe Dortmunds zweites Tor durch Pierre-Emerick Aubameyang gefallen wäre. Boateng schlug den Ball erst kurz vor der Linie weg.

Tuchel spricht anerkennend vom "absolut höchsten Niveau"

Raphael Guerreiros zwischenzeitliches 2:1 (20.) allein konnte die Gäste dagegen kaum stützen vor ihrem Spiel in der Champions League am Dienstag gegen den AS Monaco. "Das ist das absolut höchste Niveau, das Bayern bietet", sagte Trainer Thomas Tuchel anerkennend, ehe er erklären musste, dass seine ersatzgeschwächte Mannschaft dem deutschen Branchenführer nicht gewachsen gewesen sei. "Wir können das Spiel sofort abhaken", sagte er. Es klang vor allem nach einem Vorhaben. Tuchel hofft nun, dass einige seiner in München absenten Spieler gegen Monaco auflaufen können.

Begonnen hatte das Spiel mit einem enormen Angriffswirbel der Bayern, die nach zehn Minuten bereits 2:0 führten, obwohl Dembélé die erste Chance des Spiels gehabt hatte (2.). Das Führungstor fiel aber auf der anderen Seite, nach einer hübschen Kombination, an deren Anfang Robben wie gewohnt von rechts nach innen zog, diesmal aber nicht abschloss, sondern kurz passte auf Thiago. Was folgte, war ein Sezieren der BVB-Abwehr mit chirurgischer Präzision und künstlerischem Anspruch zugleich. Mit einem No-Look-Lupfer legte Thiago wieder heraus auf Philipp Lahm, der von rechts direkt und im Rücken der Abwehr Ribéry scharf bediente. Der Franzose zog ebenfalls direkt ab und durfte sich einen Tag nach seinem 34. Geburtstag für sein viertes Ligator in dieser Saison beklatschen lassen.

Vor allem aber war es ein stilistisch hochwertiger Spielzug gewesen, der bestärkend wirken musste auf die Bayern. Wie Lewandowskis direkt verwandelter Freistoß zum 2:0 rasch danach, als Ousmane Dembélé zu früh hochsprang und mit seiner geduckten Landung eine Bruchstelle in der Mauer freigab. Ähnlich unglücklich agierte allerdings auch Bayerns Arturo Vidal, als er den Ball vor die Füße von Guerreiro beförderte, der wuchtig abzog und Sven Ulreich, Manuel Neuers Vertreter im Bayern-Tor, beim 2:1 keine Abwehrchance ließ.

Es sollte jedoch die Ausnahme bleiben, dass sich der BVB dem Münchner Tor gefährlich näherte, was eher nicht bestärkend wirken dürfte vor dem Monaco-Spiel. "Wir hatten ganz gute Ansätze", befand Marcel Schmelzer zwar, aber insgesamt sei es zu wenig gewesen, das erkannte auch der Kapitän. Vor allem gelangen Offensivaktionen nur selten, wenn die Gastgeber nicht mithalfen. Oder der Schiedsrichter Marco Fritz, der von einem Elfmeterpfiff absah, als sich Vidal in Dembélés Dribbling und auf den Ball warf, diesen wohl aber nicht strafwürdig mit dem Arm berührte, wie es Tuchel zunächst erregt ausgelegt hatte. Dass es in diesem Vor- statt Topspiel auch ums Prestige ging, zeigte sich ebenso, als Lewandowski das zweite härtere Foul in kurzer Zeit einstecken musste und sich die Münchner auch aus Sorge um ihren gegen Real unverzichtbaren Stürmer erheblich echauffierten.

Doch bald war nicht nur Lewandowski vorerst wieder hergestellt, sondern auch das Münchner Wohlgefühl vor dem Vergleich mit Madrid. Im seinem sechsten Versuch brachte Robben den Ball in Roman Bürkis Tor zum 3:1 unter, in gewohnter Manier per Schlenzer mit links nach Solo von rechts. Endgültig entschieden war die Partie, als Lewandowski nach Aubameyangs vereitelter Chance im direkten Gegenzug einen Elfmeter nach Bürkis Foul zugesprochen bekam, wobei der Pole auf seine rechte Schulter gefallen war. Den Strafstoß verwandelte Lewandowski zu seinem 26. Saisontor, womit er an Aubameyang vorbeizog. In einem Wohlgefühl, mit dem nun nur die Bayern auf Europas große Bühne treten dürften.

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SZ vom 09.04.2017
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