Süddeutsche Zeitung

1860 München verliert bei St. Pauli:Lauths Degradierung bringt nichts ein

Lesezeit: 2 min

Zum Zweitliga-Auftakt baut 1860-Trainer Alexander Schmidt die Sturmreihe um - die Löwen verlieren beim FC St. Pauli dennoch 0:1. Abseits mancher Nickligkeit zeigt sich der Coach aber zufrieden mit der Leistung.

Von Carsten Eberts, Hamburg

Benny Lauth wird die Sommerpause in wenig guter Erinnerung behalten. Als Kapitän wurde der Stürmer des TSV 1860 München abgesetzt, zudem möbelte der Klub die Angriffsabteilung personell auf, um dem Alleinunterhalter Lauth neue Konkurrenz zu verschaffen.

Und nun? Stand der frühere Nationalspieler zum Saisonauftakt nicht mal in der Startelf. Lauth saß im Hamburger Millerntorstadion ins dunkelblaue Jäckchen verpackt auf der Ersatzbank, Trainer Alexander Schmidt vertraute stattdessen in Rob Friend und Stephan Hain dem Duo, das in den vergangenen Tagen am wenigsten gehandelt wurde.

Aber was als Überraschung geplant war, endete als gut gemeinter Versuch. Ein Tor schoss der TSV 1860 trotz neuem Sturmpersonal gegen den FC St. Pauli nicht, durch einen späten Treffer des Hamburgers Lennard Thy (80. Minute) ging der Saisonauftakt 0:1 verloren.

Schmidt hatte die Reise nach Hamburg mit einem ordentlichen Päckchen angetreten. Daheim in München wird 1860 als ernster Aufstiegskandidat gehandelt, der frisch gewählte Präsident Gerhard Mayrhofer hatte zudem angekündigt, im Misserfolgsfall schnell die nötigen Korrekturmaßnahmen einläuten zu wollen. Das konnte Schmidt als vorsichtig formulierte Drohung verstehen, den Saisonstart doch bitte nicht zu vermasseln. Der sanfte Druck auf den Coach dürfte in den kommenden Tagen zumindest nicht geringer werden.

Abseits der Aufstiegsdiskussion hatte die Frage nach der besten Angreiferlösung die Debatten beherrscht. Er habe "vier sehr gute Stürmer", hatte Schmidt frohlockt, das neue Überangebot wurde Lauth und Nachwuchsmann Bobby Wood zu Verhängnis.

Gegen die neu formierte Mannschaft des FC St. Pauli (insgesamt acht Zugänge) war schnell klar, welche Arbeitsteilung Schmidt seinem Duo auf den Weg gegeben hatte. Friend fungierte als ballsammelnder Rammbock in der Sturmmitte, Hain wuselte um ihn herum, gab die hängende Spitze. Die ersten Chancen gehörten aber St. Pauli. Zwei Köpfbälle von Sören Gonther (5.) und Christopher Nöthe (11.) strichen knapp am Tor vorbei, 1860-Keeper Gabor Kiraly wäre chancenlos gewesen.

In der 13. Minute übertrieb es Friend dann mit seinem Rammbockdasein. Noch in der eigenen Hälfte fegte er den Hamburger Bernd Nehrig aus der Luft und kassierte verdient Gelb. Sogar St. Paulis Torwart Philipp Tschauner, selbst langjährig bei den Sechzigern angestellt, eilte aus seinem Tor, um Friend zur Rede zu stellen und sah ebenfalls Gelb, Nehrig trottete indes benommen vom Platz. Überhaupt präsentierten sich die Löwen robust, Friend wurde fortan bei jeder Aktion mit kräftigen Pfiffen und norddeutschen Flüchen bedacht.

Abseits mancher Nickligkeit begann der TSV 1860 die Zweitliga-Saison jedoch ziemlich organisiert. Das war der emsigen Zentrale um Dominik Stahl und Yannick Stark geschuldet, auch Abwehrchef Guillermo Vallori, der Lauth als Kapitän beerbt hatte, leitete seine Vorderleute an. Gefährlich wurden die Löwen selten, abgesehen von einem Außenbahnsprint des früheren Paulianers Moritz Volz, der mühelos in den Strafraum eindrang, in der Mitte jedoch keinen Verwerter für seine Vorlage fand (24.). Die beste Chance hatte 1860 Sekunden vor der Pause, als Tschauner Schindlers Schuss von der Linie kratzte (45.).

Auch in der zweiten Halbzeit bestimmte 1860 zunächst das Geschehen. Das äußerte sich in großen Spielanteilen zwischen den Strafräumen, die Münchner schienen tatsächlich alles im Griff zu haben. Bis zur 80. Minute. Als sich die Münchner auf der rechten Abwehrseite übertölpeln ließen, Torwart Kiraly am Ball vorbeipatschte und Lennard Thy aus 14 Metern zum Siegtreffer für St. Pauli einschoss.

Schmidt versuchte es fortan mit vier Stürmern, doch auch die eingewechselten Lauth und Wood konnten am eingetretenen Zustand nichts mehr ändern. "Das Tor fiel aus dem Nichts, in einer Phase, in der wir am Drücker waren", klagte Schmidt später. Seine Mannschaft hätte es verdient gehabt, "hier etwas mitzunehmen".

1860 München hat im Grunde einen ordentlichen Saisonstart hingelegt. Doch nur bis zur 80. Minute.

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Quelle:
SZ vom 20.07.2013
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