Süddeutsche Zeitung

1. FC Nürnberg:Etat für die Bundesliga

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Nach einer sechseinhalbstündigen Aufsichtsratssitzung steht fest, dass Sportvorstand Martin Bader weiter gestützt wird. In der Posse um die Hamburg-Reise melden sich Spieler zu Wort.

Von Markus Schäflein

Sechseinhalb Stunden dauerte die turnusmäßige Aufsichtsratssitzung des 1. FC Nürnberg am Montagabend. Die Zusammenfassung des Abends fiel dafür weniger zeitraubend aus: Martin Bader, der Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten, wird weiterhin von einer Mehrheit des zerstrittenen Aufsichtsrats um den Vorsitzenden Thomas Grethlein gestützt, obwohl er in der fränkischen Öffentlichkeit schwer in der Kritik steht; das überraschte angesichts der Ankündigungen Grethleins vor der Sitzung kaum. Und ein Nachfolger für Finanzvorstand Ralf Woy, mit dem das Gremium nicht mehr zusammenarbeiten wollte, ist weiterhin nicht gefunden.

Die Verpflichtung eines neuen Finanzvorstands zieht sich hin - Meeske steht noch unter Vertrag

Die Verpflichtung von Michael Meeske zieht sich weiter hin, was in erster Linie damit zu tun haben dürfte, dass er einen Arbeitsvertrag als Geschäftsführer beim abstiegsbedrohten Ligakonkurrenten und kommenden Gegner (Freitag, 18.30 Uhr) FC St. Pauli besitzt; womöglich warten Meeske und sein Arbeitgeber noch ab, ob der Klassenverbleib gelingt.

Immerhin war das Gremium diesmal komplett; eine von Baders Kritikern für Ende März anberaumte außerordentliche Sitzung war kurzfristig abgesagt worden, da der Rat nach Absage von fünf der neun Mitglieder nicht beschlussfähig war. Diesmal war auch Bader selbst anwesend; er erklärte den Räten, der 1. FC Nürnberg werde "in der nächsten Saison einen Etat auf die Beine stellen, der zu den Top drei der zweiten Liga zählt". Im Vergleich zur aktuellen Spielzeit muss das Budget dem Vernehmen nach zwar um drei bis vier Millionen Euro gekürzt werden, mit rund 13 Millionen Euro läge es aber auch dann noch im Spitzenbereich der zweiten Bundesliga und sollte tauglich sein, um die in dieser Saison deutlich verpasste Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen.

Die aktuelle Saison beweist allerdings allzu deutlich, dass zwischen der Etattabelle und dem sportlichen Klassement frappierende Unterschiede bestehen können; derzeit liegen die Nürnberger auf Rang zwölf und können mit 35 Zählern froh sein, zumindest dem Abstiegskampf knapp entgangen zu sein. Aufgrund dieser Misere war neben Bader auch Trainer René Weiler zur Aufsichtsratssitzung geladen - um seine Meinung zur aktuellen Mannschaft und der sportlichen Leistung darzulegen und sein sportliches Konzept für die kommende Saison zu erläutern.

"Es geht nicht um Bequemlichkeit, sondern um Professionalität", sagt Verteidiger Javier Pinola

Der Club wäre nicht der Club, wenn es nicht auch in den trübsten Situationen etwas zum Schmunzeln gäbe: Im Kompetenzstreit zwischen Bader auf der einen und Weiler sowie Sportleiter Wolfgang Wolf auf der anderen Seite ging es neuerdings nicht nur um die Kaderplanung, sondern auch um die Reiseplanung. Nachdem Bader eine Busfahrt nach Hamburg vorgesehen hatte, zahlten die Spieler den Flug selbst; daraufhin sagte Bader: "Das ist Bequemlichkeit. Aber wenn sie das Geld übrig haben - bitte." Am Dienstag meldeten sich in der Bild-Zeitung nun Spieler zu Wort, die diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen wollten. "Es geht nicht um Bequemlichkeit, sondern um Professionalität", sagte Verteidiger Javier Pinola: "Wir wollen einfach die beste Vorbereitung auf dieses Spiel. Schließlich ist die Saison bei aller Enttäuschung noch nicht vorbei." Und Kapitän Jan Polak betonte: "Es geht hier nicht darum, dass wir zeigen, dass wir uns das leisten können. Wir wollen uns diese lange Anfahrt sparen, damit wir perfekt vorbereitet sind auf den FC St. Pauli."

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SZ vom 15.04.2015
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