Sprachlabor (202):Sternstunden
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SZ-Redakteur Hermann Unterstöger bringt ein Ausdruck ins Grübeln.
IM SPRACHLABOR gibt es so etwas wie Sternstunden. Eine davon schlug am 26. April 1994 um 7.10 Uhr. Damals berichtete die dpa, dass Barbara Sch. beim Joggen von einem Berglöwen angefallen worden sei. Sie tat das unter der Überschrift "Frau beim Joggen von Berglöwem getötet", und man kann sagen, dass ein Dativ wie dieser seither nicht mehr gesehen worden ist. Neuerdings hat er Gesellschaft, und zwar die eines fast so schönen Akkusativs. Im Bildtext zu einer Rezension hieß es von Johannes Zirner, er spiele "einen Leutnanten". Da sich aber, wie man im Bericht erfährt, die Herren Offiziere allesamt gegenseitig erschießen, spielt dieser exquisite Kasus auch keine große Rolle mehr.
DER AUSDRUCK " Looser -Stempel" bringt unseren Leser R. zum Grübeln darüber, ob der Loser im Deutschen durch den im Englischen nicht existenten Looser schleichend verdrängt werde und also auch in dieser Hinsicht ein Loser sei.
APROPOS looser : Unser Leser P. weist mit Ingrimm darauf hin, dass nicht jedes Wort, das aus dem Englischen ins Deutsche gelangt, deswegen schon ein Anglizismus sei. Unter Anglizismen verstehe man vielmehr Spracheigentümlichkeiten des Englischen, die ins Deutsche übernommen werden, etwa das aus that makes no difference gebildete das macht keinen Unterschied . Zwei dazu befragte Lexika lassen aber eine großzügigere Deutung des Begriffs zu. Der Brockhaus: "Bez. für Wörter aus dem brit. oder amerikan. Englisch in einer anderen Sprache"; Metzler Lexikon Sprache: "Aus dem brit. Englisch in eine andere Spr. übernommene bzw. entlehnte lexikal., idiomat. oder syntakt. Einheit". So versteht es auch der Verein Deutsche Sprache, der die im Deutschen eruierten 6800 englischen Wörter und Wendungen ausdrücklich in einem "Anglizismen-Index" zusammenfasst.