Süddeutsche Zeitung

SZ-Magazin:Das bayerische Meer

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In Capoliveri auf der Insel Elba trifft man nur Münchner. Es ist trotzdem sehr schön da.

Gabriela Herpell

Man hat mir natürlich nicht gesagt, dass ich jeden Tag lauter Münchner auf der Piazza treffen würde. Man hat mir aber prophezeit, dass ich Elba mögen würde. Obwohl ich wirklich kein Italien-Fan bin. "Elba wird dir trotzdem gefallen", haben meine Münchner Freunde gesagt. Wobei sie mit "Elba" - und das ist wichtig - nicht die ganze Insel meinen, sondern einen Ort: Capoliveri.

Man könnte sogar sagen, sie meinen nur die Piazza von Capoliveri und auf der Piazza auch nur eine Bar, "Rodriguez".

Was für eine Strafe, könnte man nun sagen: eine italienische Bar auf einer italienischen Piazza voller Münchner. Was man daran mögen soll, könnte man fragen. Aber ich behaupte mal, dass die Münchner Capoliveri gut getan haben. Nicht weil sie Geld ins Dorf gebracht haben, sondern weil sie es anderweitig geprägt, zivilisiert haben.

Das klingt kolonialistisch, ich weiß, aber vielleicht ist es wie mit den Hippies und Kalifornien. Wären sie nicht dort gewesen, wäre Kalifornien heute womöglich eine einzige Shoppingmall. Und wären sie nicht nach Elba und dort nach Capoliveri gekommen, dann könnte in Capoliveri vielleicht heute noch keine Frau ohne Mann auf der Piazza sitzen und etwas zu trinken bestellen.

Noch ein rückständiges Bergdorf

Es war die erste Generation deutscher Hippies, die in den siebziger Jahren Capoliveri entdeckte, und es waren Hippies aus München. Da war Capoliveri noch ein abgelegenes, rückständiges Bergdorf - der Tourismus, den es in der Toskana und demnach auch auf Elba längst gab, spielte sich in anderen Orten ab, die am Meer lagen: im Nordwesten in Marciana Marina, einer kleinen Bucht mit Hafen, ein klassischer Badeort; und im Südwesten, genau auf der anderen Seite des schmalsten Teils der Insel, im ein wenig mondäneren Marina di Campo, hinter der Strandpromenade südländische Villen und einige wenige Hotels, im Hafen Cafés, Läden für Badezubehör, Keramik und ein paar etwas teurere Geschäfte.

In Capoliveri gab es damals nicht einmal Schmuckstände oder Souvenirläden, Touristen kamen höchstens für den kurzen Ausflug in ein ursprüngliches Bergdorf heraufgefahren.

Es war ja kaum zu glauben, dass es in den siebziger Jahren noch Orte zu entdecken gab am Mittelmeer, aber hier war einer, und genau das war es, was die Münchner Hippies damals suchten. Sie mussten gar nicht direkt ans Meer, denn man konnte von fast jedem Haus in Capoliveri das Meer sehen und zu Fuß vom Dorf aus drei wunderbare Sandstrände erreichen, wenn man ein bisschen fit war: Barabarca, Zuccale und Madonna delle Grazie.

Überhaupt ist die Auswahl an Stränden groß, weil Capoliveri auf einer Halbinsel im Südosten der Insel Elba liegt, es geht also in drei Richtungen bergab zum Meer, die gewundene Straße endet auf der einen Seite in Naregno, auf der anderen in der Cala dell'Innamorata, der Bucht der Liebenden.

Der Rest der Halbinsel ist Naturschutzgebiet, also für Autos nicht befahrbar und auch nicht zu bebauen. Auch andere Teile Elbas sind Naturschutzgebiet, daher ist die Insel so bewaldet und grün und unversehrt geblieben.

Nähern wir uns Capoliveri erst einmal vorsichtig an. Im Sommer setzt jede Stunde eine Fähre von Piombino, das etwas südlich von Livorno liegt, nach Elba über. Die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde, und da fängt der Urlaub schon an, mit einer Dose Arezzo-Bier an Deck, mit der Luft, die nach Salz schmeckt, dem Wind, der durch die Haare fegt.

Da ich mir vorgenommen habe, ganz traditionell zu reisen, nehme ich das Schiff Torremar, nicht eine der Moby-Fähren, die wohl teurer sind und dazu bunt und albern bemalt.

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Quelle:
SZ Magazin vom 4.8.2006
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