Süddeutsche Zeitung

Kolumne "Ende der Reise":Sprit sparen im Urlaub

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Hohe Energiepreise, Alkohollimit auf den Balearen: Die Zeiten sind hart für die Flucht aus dem Alltag.

Von Dominik Prantl

Sind dies schon wahrlich nicht die besten Zeiten für einen unbeschwerten Alltag, wird einem auch noch die Flucht aus selbigem vermiest: Kaum scheint sich Corona als touristische Spaßbremse zu verkrümeln, biegen pünktlich zum Auftakt der Urlaubssaison die explodierenden Energiepreise um die Ecke. Schon beginnen Kreuzfahrtanbieter einen Zuschlag wegen der hohen Treibstoffkosten zu berechnen; und selbst die für viele Pfennigfuchser zu den Grundrechten zählenden Billigtarife der Airlines sind nicht mehr vor Steigerungen sicher.

Nur noch sechs Gratis-Drinks pro Tag, das war einem britischen Urlauber zu wenig

Während sich dies aber zumindest dem Putin in die Schuhe schieben und als Luxusproblem abtun lässt, wird vielerorts geradezu willkürlich ein Sprit der anderen Art abgedreht. Denn nicht einmal die Kante soll man sich während des Urlaubs mehr geben dürfen. Während beispielsweise Tirol den Après-Ski-Exzessen vor der Wintersaison den Kampf angesagt hat, wenn auch wohl einigermaßen erfolglos, will Mallorca seit einiger Zeit den Trinktourismus eindämmen, vor allem unter den Briten. Medienberichten zufolge sind in den All-inclusive-Hotels wegen der 2020 erlassenen Regeln jetzt nur noch sechs alkoholische Getränke pro Tag kostenlos, paritätisch auf Mittag- und Abendessen verteilt, was vielleicht der Queen einen schönen Dauer-Schwips beschert, aber dem gestandenen Engländer doch keinen ordentlichen Brexit aus der harten Realität.

Völlig zu Recht sah daher nun ein 42-jähriger Mann laut Daily Mail seinen 240-Pfund-All-inclusive-Urlaub "ruiniert", weil die neuen Vorgaben seinen "free booze voucher", eine Art Gutschein fürs Komasaufen, einschränkten. Kaum hat man auf diesen Schock eine Solidaritätshalbe zur Beruhigung geöffnet, erinnert eine Meldung daran, dass Corona doch noch da ist: Italien hat seine 3-G-Regelung für touristische Einreisen bis zum 31. Mai verlängert, wenn auch ohne dieses merkwürdige Lokalisierungsformular.

Weil das ständige Rumgenöle auf Dauer aber so unsexy ist wie das Rumgegröle auf Mallorca und alles außerdem eine Frage der Perspektive, gibt es zum Abschluss noch mal ganz nüchtern ein paar gute Meldungen: Erstens sind die Preise für Kreuzfahrtschiffe und Flugzeuge, die wegen der Klimakrise ohnehin in Verruf geraten sind, gestiegen. Zweitens meint es Mallorca offenbar ernst mit dem Kampf gegen den Sauftourismus. Und drittens darf man in Italien, das sich ganz ohne Flugzeug und Kreuzfahrtschiff erreichen lässt, seit 1. Mai wieder ohne Grünen Pass und Maske ins Restaurant. Nicht einmal ein Wein-Limit soll es dort geben.

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