Süddeutsche Zeitung

Kreuzfahrten und Covid-19:Wie sicher ist sicher?

Lesezeit: 3 min

Trotz Impfung und Tests: Immer wieder kommt es zu Corona-Ausbrüchen an Bord von Kreuzfahrtschiffen.

Von Ingrid Brunner

Die Nachrichten von Corona-Ausbrüchen an Bord von Kreuzfahrtschiffen reißen nicht ab, und die Ausbreitung der Omikron-Mutante dürfte das Infektionsgeschehen weiter antreiben.

So hat die MS Amera eine Kanaren-Reise wegen mehrerer Corona-Infektionen bei der Besatzung abgebrochen. Das Schiff sei am Dienstagmorgen - und damit fünf Tage früher als geplant - in Bremerhaven eingelaufen, sagte eine Sprecherin des Veranstalters Phoenix-Reisen. Acht Crewmitglieder seien positiv auf das Coronavirus getestet worden. Unter den insgesamt 349 Passagieren seien bislang keine Infektionen nachgewiesen worden. Wegen der Infektionen an Bord sagte Phoenix-Reisen nach eigenen Angaben auch die nächste Kreuzfahrt der "MS Amera" ab. Demnach sollte das Schiff bereits am Sonntag zu einer 60-tägigen Mittelmeerreise aufbrechen.

Die Aida Nova, die nach Madeira unterwegs war, wo die Passagiere in Funchal das Silvester-Feuerwerk erleben sollten, lag tagelang in Lissabon: Wegen Dutzender Corona-Fälle unter der Besatzung setzten die Hafenbehörden das Schiff in der portugiesischen Hauptstadt fest. Nach Unternehmensangaben wurden die Infektionen in der Crew bei Routinetests festgestellt.

Anfang dieser Woche wurde die Kreuzfahrt vorsichtshalber abgebrochen und die anschließende Reise am 5. Januar zu den Kanarischen Inseln abgesagt. Die nächste Kreuzfahrt der Aida Nova soll nun am 15. Januar 2022 ab Las Palmas, Gran Canaria, starten. Angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante verschärft die Reederei Aida die Vorsorgemaßnahmen auf all ihren Schiffen. So soll es zunächst keine individuellen Landgänge mehr geben, diese sind nun wieder - zurück auf Anfang - ausschließlich in der sicheren Blase, also im Rahmen geführter Aida-Ausflüge möglich. Zudem empfiehlt Aida dringend eine Booster-Impfung vor Reiseantritt sowie das Tragen von FFP2- statt medizinischer Masken.

Tui Cruises hat mehrere Reisen vorzeitig beendet

Auch bei Tui Cruises durchkreuzen Corona-Fälle die Fahrpläne. Nach Positiv-Testungen auf der Mein Schiff 6 wurden eine Reise in Dubai abgebrochen und die Gäste auf frühere Rückflüge gebucht. Und die Mein Schiff 4, auf der noch 3 G galt, musste ihre Reise vorzeitig auf Gran Canaria beenden, wo alle 1600 Passagiere am vergangenen Sonntag von Bord gingen. Nun soll vom 23. Februar an für die gesamte Mein-Schiff-Flotte unabhängig vom Fahrgebiet 2 G+ gelten. Warum erst so spät? "Weil wir den Gästen die Gelegenheit geben wollen, sich impfen zu lassen", erklärt dazu Friederike Grönemeyer von der Tui-Pressestelle.

Auch auf US-amerikanischen Schiffen mehren sich Fälle von Corona-Infektionen. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC warnt nach wie vor generell vor Kreuzfahrten. Die No Sailing Order, ein Kreuzfahrtverbot, wurde erst nach einer Androhung von Klagen seitens der Kreuzfahrtindustrie durch eine Kreuzfahrtgenehmigung unter strengen Auflagen - die Conditional Sailing Order - ersetzt. Diese gilt noch bis 15. Januar.

Sehr zum Ärger der heimischen Kreuzfahrtindustrie rät auch das Auswärtige Amt von Kreuzfahrten ab und begründet es mit dem Risiko, im Falle eines Covid-19-Ausbruchs auf dem Schiff unter Quarantäne gestellt zu werden sowie der Gefahr, dass ein zeitnaher Rücktransport nach Deutschland nicht möglich wäre.

Die Inzidenz auf den Schiffen ist niedriger als an Land

Doch trotz aller Unwägbarkeiten blickt die Kreuzfahrtbranche hoffnungsvoll ins neue Jahr. Auch wenn Branchenkenner erst 2023 damit rechnen, dass die Buchungszahlen das Niveau von vor der Pandemie erreichen werden: Die Nachfrage nach Schiffsreisen steigt stetig, trotz lästiger Umbuchungen, kurzfristiger Absagen und unvorhergesehener Fahrplanänderungen. Kreuzfahrten seien eine sichere Art des Reisens, beteuern die Veranstalter ein ums andere Mal. Die Royal Caribbean Group, zu der in Europa Tui Cruises und Hapag-Lloyd Cruises gehören, erklärte jüngst, seit Juni 2021 seien 1,1 Millionen Passagiere mit dem Unternehmen gereist - von denen lediglich 1745 positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. Das seien deutlich weniger Infizierte als an Land.

Dieser Ansicht ist auch der Branchenverband Clia. Helge Grammerstorf, Geschäftsführer von Clia Deutschland, erklärt, man müsse die wenigen aktuellen Corona-Fälle in Relation setzen zu den vielen Tausend Kreuzfahrtpassagieren, die gerade unterwegs sind. Die Eingangsbarrieren seien hoch, an Bord gelte 2 G+ oder sogar 1 G+. "Bei so engmaschigen Kontrollen fallen auch Menschen auf, die wahrscheinlich sonst gar nicht entdeckt worden wären", so Grammerstorf.

Mit Material von dpa.

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