Süddeutsche Zeitung

Job und Urlaub:Entspann dich!

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Experten geben mehr als genug Tipps, wie sich Angestellte im Sommerurlaub am besten vom Job erholen. Handy an oder aus? Urlaubsbilder im Büro zeigen oder lieber nicht? Dabei liegt der größte Stressfaktor für die Erholung ganz woanders.

Von Monika Maier-Albang

Und wieder sind wir der Weisung der Experten nicht gefolgt, haben nur zwei Wochen Urlaub gemacht anstatt drei. Haben auf "leichte körperliche Aktivitäten wie Strandspaziergänge oder eine kurze Wanderung" zum Urlaubsbeginn verzichtet, die ein Kölner Sportwissenschaftlers empfiehlt. Weil: Der Körper braucht angeblich drei bis vier Tage, um vom hektischen Berufsalltag in den Entspannungsmodus überzugehen.

Wir aber sind gepaddelt, auf der Mecklenburgischen Kleinseenplatte. Als "leichte körperliche Aktivität" geht das nicht durch. Aber in jedem Fall als familiendynamische Erfahrung, weil im Kanadier jeder steuern will und nur der, der hinten sitzt, tatsächlich die Richtung vorgeben kann.

Kompromisse finden, Kompromisse eingehen - das ist im Urlaub so wichtig wie im Arbeitsleben. (Im Kanadier nebenan saßen missmutige Mitarbeiter einer Firma, die zu "Gemeinschaftstagen" verpflichtet worden waren.) Nur ist man im Arbeitsleben mit seinen klaren Regeln und Hierarchien oft kompromissbereiter als im Urlaub, wo Familien sich neu finden müssen - wann sonst verbringt man so viel Zeit miteinander?

Sechs von sieben Urlaubern geht es gut

Das gibt nicht selten Zoff. In einer kürzlich veröffentlichten Studie der DAK gab jeder vierte Unzufriedene Stress mit der Familie als Grund dafür an, dass er nicht entspannt aus dem Urlaub zurückgekommen sei. Vor allem jüngere Menschen, besonders Frauen, konnten demnach nicht richtig abschalten. Der am häufigsten genannte Grund bei den Jungen ist die Belastung im Beruf. Jedem zweiten Gestressten gelang es laut der Umfrage nicht, sich gedanklich von der Arbeit freizumachen. Ältere Menschen können mit dem Druck offenbar gelassener umgehen - vielleicht haben sie aber auch nur mehr Erfahrung darin, den Urlaub nicht mit Erwartungen zu überfrachten. Bei den über 60-Jährigen gaben jedenfalls 91 Prozent an, dass sie sich gut erholt haben.

Und die Nachricht, dass jeder siebte Urlauber schlecht erholt aus den Ferien zurückgekommen ist, lässt sich ja auch positiv lesen: Sechs von sieben Urlaubern geht es jetzt gut.

Kann man lernen von ihnen? Etwa: Sein Handy im Urlaub auszuschalten? Kommt darauf an: Den einen stresst es, seine Mails von unterwegs zu lesen, den anderen stresst schon der Gedanke, ihm könnte etwas entgehen, wenn er es nicht tut. Solange der Betrieb nicht unterschwellig die Erwartung aufbaut, dass Mitarbeiter im Urlaub auf dem Laufenden sein müssen, jeder also selbst entscheidet, ist ein Überlappen der Welten in Ordnung. Wie es ohnehin ein Trugschluss ist zu glauben, die Arbeitswelt ließe sich ganz von der Privatwelt trennen.

Urlaubsfotos im Büro herzeigen, empfehlen denn auch die Glücklicher-reisen-und-wieder-arbeiten-Experten, von denen allerdings so viele Meinungen zu bekommen sind, wie es Fachleute gibt, die sich bei diesem Thema berufen fühlen: Psychologen, Paarberater, Familientherapeuten zum Beispiel. Das mit dem Foto-Herzeigen kann man trotzdem mal versuchen. Nur die schönen, versteht sich. Die vom Kanadier bleiben unter Verschluss.

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Quelle:
SZ vom 29.08.2013
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