Süddeutsche Zeitung

Einreiseverbot in die USA:"Wir hätten sie gerne mitgenommen"

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Nasanin Sinuri wollte ihre Mutter, ihre Schwester und ihren Bruder in Iran nur besuchen. Seit sieben Jahren arbeitet die 29-Jährige in den USA: Erst machte sie einen Master an der Northern Illinois University, dann einen Doktor an der Clemson University in South Carolina. Dort arbeitet sie inzwischen für eine Technologiefirma und verbringt die Freizeit mit ihrem Hund Dexter. Ein nur scheinbar sicheres Leben.

Vor ein paar Tagen hörte Sinuri Gerüchte: Staatsbürger mancher muslimisch geprägter Länder sollten nicht in die USA zurückkehren dürfen. Sofort versuchte sie, die Heimreise anzutreten. Doch Flüge aus Teheran hatten wegen schweren Schneefalls Verspätung. Sie kam nur bis nach Dubai, als der Einreisestopp-Erlass von Präsident Donald Trump in Kraft trat. Die Behörden ließen sie nicht in ein Flugzeug Richtung USA steigen.

Auch in Europa durchkreuzt Trumps Erlass Reise- und Flugpläne - nicht nur, weil Crewmitglieder mit Wurzeln in Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, Libyen oder Jemen nicht mehr in die USA reisen dürfen.

Lufthansa: "Nur wenige Einzelfälle"

Auch einige Passagiere der Lufthansa konnten in den vergangenen Tagen ihre Reise nicht antreten, "das waren allerdings nur wenige Einzelfälle", wie eine Sprecherin erklärt. Wie bei anderen Reisebestimmungen müssten die Airline "und auch die Fluggäste" die hoheitlichen Vorgaben eines Landes einhalten. Wegen des Einreisesverbots bietet die Lufthansa den Betroffenen "als Kulanzregelung eine kostenfreie Umbuchung oder Stornierung an".

Pauschalreisende wenden sich am besten an ihren Veranstalter oder das Reisebüro, empfiehlt Air Berlin. Die Fluggesellschaft, die pro Woche 40 Flüge in die USA anbietet, lässt betroffene Kunden zumindest ebenfalls gratis umbuchen (Service-Telefon 01806 334 33). Air Berlin habe am Wochenende nur einen Passagier aufgrund der neuen Reisebeschränkungen nicht befördern können, erklärte eine Sprecherin.

Die niederländische Airline KLM musste am Samstag sieben Fluggästen die Reise in die USA verweigern. "Wir hätten sie gerne mitgenommen, aber es ist sinnlos", sagte ein KLM-Sprecher. "Nach der Landung werden sie nicht reingelassen." Es handelte sich um zwei Passagiere, die von Amsterdam aus fliegen wollten sowie fünf weitere, deren Flug andernorts beginnen sollte. Alle hatten gültige Visa für die USA.

Die französische Gesellschaft Air France nahm am Wochenende etwa 15 Flugpassagiere wegen des Einreiseverbots nicht an Bord. Die Fluggesellschaft kümmere sich um die Passagiere.

Währenddessen sorgt sich die Iranerin Nasanin Sinuri fern ihrer neuen Heimat, die sie plötzlich nicht mehr will, um ihren Job, ihre Zukunft - und um die ihres Hundes: "Er ist krank. Wird ihn irgendjemand adoptieren?"

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