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Delta-Variante:Die vierte Welle im Gepäck?

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Da die Delta-Variante auch von Geimpften übertragen werden kann, ist Kontaktvermeidung weiter geboten. Was Reisende wissen sollten.

Von Hanno Charisius

In gut 100 Ländern wurde die besonders ansteckende Corona-Variante Delta bislang nachgewiesen. Wo immer dieses Sars-Coronavirus mit einigen unangenehmen Mutationen im Erbgut auftauchte, setzte es sich rasch gegen die bis dahin zirkulierenden Viren durch. Es ist schätzungsweise 50 Prozent ansteckender als die bis dahin dominierenden Virustypen und etwa doppelt so ansteckend wie jene Virusvariante, die den globalen Seuchenzug vor anderthalb Jahren startete.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) warnte erst kürzlich vor einer rasanten Ausbreitung der Delta-Variante in Europa. Es sei damit zu rechnen, dass Delta schon Ende August 90 Prozent aller Sars-CoV-2-Infektionen in der Europäischen Union verursachen wird. In Deutschland soll der Anteil, den die Delta-Variante bei Neuinfektionen ausmacht, nach Schätzung des Robert-Koch-Instituts bereits jetzt bei 50 Prozent liegen. Zwar bremsen die fortschreitenden Impfprogramme die Ausbreitung, doch alleine durch Impfungen ist das Virus nicht zu stoppen. Laut den ECDC-Berechnungen könnte die vierte Corona-Welle ähnliche Ausmaße erreichen wie die im vergangenen Herbst, wahrscheinlich wird es allerdings weniger Todesfälle geben, da die meisten Menschen mit höchstem Risiko, durch das Virus schwer zu erkranken, dann bereits geimpft sein werden.

Ob die Delta-Variante nicht nur infektiöser ist, sondern auch häufiger zu schweren Krankheitsverläufen führt als jene Virustypen, die Delta gerade verdrängt, ist noch nicht endgültig beantwortet. Eine erste Analyse deutet darauf hin, dass Menschen mit einer Delta-Infektion etwa doppelt so häufig im Krankenhaus behandelt werden müssen wie Infizierte mit einer anderen Variante. Ob sie auch häufiger durch das Virus sterben, ist noch ungeklärt.

Inwieweit die Delta-Variante in der Lage ist, den Immunschutz von geimpften oder genesenen Menschen zu unterlaufen, ist noch unklar. Vor schweren Krankheitsverläufen und Tod schützen die in Europa zugelassenen Impfstoffe zwar nach jetzigem Forschungsstand mit hoher Zuverlässigkeit, doch eine Infektion mit Delta können sie nicht so sicher verhindern wie bei anderen Varianten der Coronaviren. Das heißt, man kann sich infizieren, auch Symptome entwickeln, aber Schlimmeres wird nur selten passieren. Allerdings kann ein nicht kleiner Teil der Geimpften die neue Variante weiterverbreiten. Deshalb gilt es auch mit Impfung, die Sicherheitsmaßnahmen wie Masken, Abstand, Lüften und Kontaktvermeidung beizubehalten. Denn das ist die gute Nachricht: All das verhindert effektiv, dass das Virus neue Wirte findet.

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