Süddeutsche Zeitung

Corona-Reisebeschränkungen:Wiedersehen in Australien

Lesezeit: 2 min

Nach 19 Monaten öffnet das Land seine Grenzen - zunächst allerdings nicht für Touristen. Doch auch hier zeichnet sich eine Lockerung ab.

Von Corinna Melville, Adelaide

Es waren Szenen, wie man sie sonst nur vereinzelt an Flughäfen sieht: Menschen, die sich küssen, Heimkehrer, die Blumen überreicht bekommen oder mit Herz-Luftballons empfangen werden. Nur dass diesmal die Emotionen in ein ganzes Land ausstrahlten.

Australien hat am 1. November einen Wiedersehenstag gefeiert. Mehr als 19 Monate, fast 600 Tage lang, hatte das Land seine internationalen Grenzen geschlossen. Familien wurden getrennt, Zehntausende strandeten im Ausland. Selbst Australier durften ihr Land nur in Ausnahmefällen und mit Sondergenehmigung verlassen. Nun konnten Australier sowie deren engste Angehörige wieder ein-, aber auch ausreisen.

An Flughäfen rund um die Welt fielen sich Familien nach der langen Trennung in die Arme; immerhin sind 30 Prozent der Bevölkerung nicht in Australien geboren. Es gibt also viele Menschen in Down Under, die enge familiäre Bindungen ins Ausland haben. In Sydney landeten unter anderem Maschinen aus Los Angeles, Singapur und Tokio. "Es waren viele Menschen im Flugzeug, deren Angehörige im Sterben liegen", erzählte Carly Boyd, die aus den USA in die Heimat zurückflog, dem Sender ABC. Regierungschef Scott Morrison sprach von einem "großen Tag für Australien". Auf Facebook schrieb er, Australien sei nun "startklar".

Wann auch Touristen wieder ins Land kommen können, ist nach wie vor unklar. Die Öffnung soll schrittweise erfolgen. Und es gibt Anzeichen, dass es noch in diesem Jahr soweit sein könnte. Die Bestimmungen sind allerdings schon jetzt für Reisende nicht ganz einfach: Doppelt geimpfte australische Staatsbürger und permanente Einwohner der Bundesstaaten New South Wales (Sydney), Victoria (Melbourne) und des Regierungssitzes Australian Capital Territory (Canberra) dürfen das Land nun verlassen und ohne Quarantänezeit zurückkehren. Weitere Bundesstaaten werden sich diesen Regelungen in den kommenden Wochen anschließen.

Touristen aus dem Ausland bleibt der Inselstaat zunächst weiterhin verschlossen, eine Ausnahme gilt bislang nur für Neuseeländer und ab 21. November für Besucher aus Singapur. Abhängig von Impfquoten und Fallzahlen soll die Reiseerlaubnis in den kommenden Monaten auf weitere Länder ausgeweitet werden. Allerdings bleibt es den einzelnen Bundesstaaten überlassen, ihre Zustimmung zu diesen Regelungen zu geben und Besucher ins Land zu lassen.

Reisen vom Nachbarland Neuseeland nach Australien sind nun wieder ohne Quarantäne möglich. Die zwei Inselstaaten hatten im April einen beidseitigen Korridor für quarantänefreies Reisen geschaffen - die "Trans-Tasman bubble". Diese wurde im Juli wegen steigendender Corona-Zahlen in Australien aber zunächst ausgesetzt.

Etwa 64 Prozent der 25,7 Millionen Einwohner Australiens gelten als vollständig geimpft. Für den Bundesstaat Queensland, in dem die Impfquoten bislang weit unter dem nationalen Durchschnitt liegen, stehen Ankündigungen zur schrittweisen Grenzöffnung noch aus. Queenslands Gesundheitsministerin Yvette D'Ath kommentierte: "In Bundesstaaten, die ohnehin schon 1500 oder mehr neue Fälle pro Tag verzeichnen, ist es leichter, Menschen aus dem Ausland reinzulassen, die das Virus mitbringen könnten." Queensland verzeichnete im Lauf der Pandemie nur knapp 2100 Fälle, sieben Patienten starben. Von den insgesamt rund 172 000 Fällen Australiens wurden mehr als 95 Prozent in den beiden Bundesstaaten Victoria und New South Wales verzeichnet.

Erleichtert ist auch die australische Luftfahrtindustrie. Der Chef der australischen Fluglinie Qantas, Alan Joyce, sagte, es sei "wundervoll zu sehen, dass Australier mit ihren Lieben sich nun wieder treffen können, nach einer so langen Zeit". Qantas hatte den Großteil der Flugzeuge mehr als 18 Monate lang am Boden stehen. Nun gebe es endlich "Licht am Ende des Tunnels"; er rechne mit "vielen Gästen aus der ganzen Welt", sagte Joyce.

Mit Material von dpa

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