Süddeutsche Zeitung

Reisebuch "Chais/Cellars":Spektakulär im Keller

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Alexis Cottin fotografiert sehenswerte Weinkeller im Bordeaux. Was früher für Besucher streng verschlossen blieb, wird heute von renommierten Architekten ausgebaut.

Von Stefan Fischer

Was sind schon 30 Jahre? Zumal in dem alten Gewerbe der Winzer. Ein Wimpernschlag, möchte man meinen. Doch glaubt man dem Sommelier Eric Beaumard, dann hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht weniger als eine Revolution stattgefunden in den Châteaus rund um Bordeaux.

Als er noch jung war, sich da aber schon sehr für Wein interessierte und sich unbedingt eine Expertise erarbeiten wollte, blieben ihm die meisten Türen verschlossen. Was in den Weinkellern passierte, war das Geheimnis der Winzer. Beaumard blieb außen vor, konnte lediglich die Weinberge inspizieren. Auch das, ein Trost, war lehrreich.

In seinem englisch- sowie französischsprachigen Vorwort zu Alexis Cottins Fotoband "Chais / Cellars" formuliert er seinen Neid, wünscht immer noch, dass ihm schon in jungen Jahren die Türen der Châteaus ebenso weit offen gestanden hätten wie nun Cottin. Nur: Er hätte nicht dasselbe gesehen.

Zum Erlebnis gehört mehr als "nur" Trinken

Auch in Saint-Emilion, Pomerol, Pauillac, Saint-Julien und Margaux wollten die Kunden irgendwann schon beim Kauf der Weine ein Erlebnis geboten bekommen, nicht erst beim Trinken. So haben die Winzer ihre Keller geöffnet. Nicht, ohne sie vorher spektakulär aus- und umbauen zu lassen.

Die Weinkeller sind jetzt oft Sehenswürdigkeiten für sich, Kirchen- oder Raumschiffen nachempfunden, Krypten und Schatzkisten. Die Weine selbst verändert all das erst einmal nicht.

Wobei es die Tendenz gibt, einzelne Parzellen separat auszubauen. Und die kleineren Bottiche, Tanks und Fässer machen sich dann auch wieder ganz hübsch in den Kellern. Die sehen dadurch mehr nach dem aus, was der Weinbau in der Bordeaux-Region bis heute überwiegend ist: nach altem Handwerk.

Alexis Cottin: Chais / Cellars. Kehrer Verlag, Heidelberg 2019. 96 Seiten, 39,90 Euro.

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Quelle:
SZ vom 31.10.2019
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