Queen Elizabeth II.

Das lange Warten vor dem Sarg

Geduldig in einer Schlange zu stehen - da wird den Briten ja eine gewisse Kompetenz zugesprochen. Tausende tun das gerade, um von Elizabeth II. Abschied zu nehmen. Was London in diesen Stunden erlebt, hat es wohl nie gegeben.

15. September 2022

Das Ziel all der Wartenden: das Parlament. Dort, in der Westminster Hall, ist der Sarg mit dem Leichnam der Königin seit Mittwoch aufgebahrt. In einer großen Prozession wurde er vom Buckingham Palace dorthin überführt.

Seit Mittwochabend wird auch die Öffentlichkeit zum Sarg vorgelassen. Seitdem gehen in zwei Kolonnen unablässig Menschen an ihm vorbei, halten inne, verbeugen sich, manche bekreuzigen sich auch, andere schauen nur. Viele Menschen haben feuchte Augen, manche wischen sich die Tränen aus dem Gesicht, vereinzelt ist Schluchzen zu hören.

Doch bis dahin müssen sie erst einmal viele Stunden anstehen. Schon am Mittwochabend führte die Schlange von der London Bridge flussaufwärts bis nach Lambeth und über die gleichnamige Brücke bis hin zum Parlament - das sind beinahe vier Kilometer. Am Donnerstagvormittag waren es bereits mehr als vier, am Nachmittag deutlich mehr als sechs Kilometer. Auf Youtube kann man live das aktuelle Ende der Schlange verfolgen.

Dabei geduldig zu bleiben, gilt als äußerst britische Tugend. Die Briten freilich wären nicht die Briten, machten sie aus einer eher langweiligen Angelegenheit wie dem Stehen oder Sitzen in einer Schlange nicht doch ein Event, ein Gaudium.

Augenzeugen berichten, dass in der Schlange auch Freundschaften geschlossen werden - zumindest bildet man ja eine Art Zweckbündnis auf Zeit. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass so eine Nacht lang und das Warten ermüdend ist.

Zumal für kleine Kinder, die in der Schlange ebenfalls zu sehen sind. Am Mittwoch haben britische Medien geschätzt, dass manche Menschen bis zu 30 Stunden in ihr verbringen werden.

Vor dem Gebäude wird die Schlange dann von den Sicherheitskräften in geordnete Bahnen gelenkt und durch Absperrgitter zum Palace of Westminster geleitet.

Der Lohn all der Mühen sind schließlich der Blick auf den Sarg von Elizabeth II. und der persönliche Abschied von der Regentin, deren Vorgänger die meisten derer, die hier nun vorbeidefilieren, gar nicht mehr kennen dürften.

Schließlich saß Elizabeth II. 70 Jahre lang auf dem Thron. Was sind da schon sieben, 17 oder 70 Stunden Wartezeit?

Vier Nächte und vier Tage bleiben noch: Bis Montagmorgen wird der Sarg noch in der Westminister Hall aufgebahrt sein.

Queen Elizabeth II.

Das lange Warten vor dem Sarg

Geduldig in einer Schlange zu stehen - da wird den Briten ja eine gewisse Kompetenz zugesprochen. Tausende tun das gerade, um von Elizabeth II. Abschied zu nehmen. Was London in diesen Stunden erlebt, hat es wohl nie gegeben.

Das Ziel all der Wartenden: das Parlament. Dort, in der Westminster Hall, ist der Sarg mit dem Leichnam der Königin seit Mittwoch aufgebahrt. In einer großen Prozession wurde er vom Buckingham Palace dorthin überführt.

Seit Mittwochabend wird auch die Öffentlichkeit zum Sarg vorgelassen. Seitdem gehen in zwei Kolonnen unablässig Menschen an ihm vorbei, halten inne, verbeugen sich, manche bekreuzigen sich auch, andere schauen nur. Viele Menschen haben feuchte Augen, manche wischen sich die Tränen aus dem Gesicht, vereinzelt ist Schluchzen zu hören.

Doch bis dahin müssen sie erst einmal viele Stunden anstehen. Schon am Mittwochabend führte die Schlange von der London Bridge flussaufwärts bis nach Lambeth und über die gleichnamige Brücke bis hin zum Parlament - das sind beinahe vier Kilometer. Am Donnerstagvormittag waren es bereits mehr als vier, am Nachmittag deutlich mehr als sechs Kilometer. Auf Youtube kann man live das aktuelle Ende der Schlange verfolgen.

Dabei geduldig zu bleiben, gilt als äußerst britische Tugend. Die Briten freilich wären nicht die Briten, machten sie aus einer eher langweiligen Angelegenheit wie dem Stehen oder Sitzen in einer Schlange nicht doch ein Event, ein Gaudium.

Augenzeugen berichten, dass in der Schlange auch Freundschaften geschlossen werden - zumindest bildet man ja eine Art Zweckbündnis auf Zeit. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass so eine Nacht lang und das Warten ermüdend ist.

Zumal für kleine Kinder, die in der Schlange ebenfalls zu sehen sind. Am Mittwoch haben britische Medien geschätzt, dass manche Menschen bis zu 30 Stunden in ihr verbringen werden.

Vor dem Gebäude wird die Schlange dann von den Sicherheitskräften in geordnete Bahnen gelenkt und durch Absperrgitter zum Palace of Westminster geleitet.

Der Lohn all der Mühen sind schließlich der Blick auf den Sarg von Elizabeth II. und der persönliche Abschied von der Regentin, deren Vorgänger die meisten derer, die hier nun vorbeidefilieren, gar nicht mehr kennen dürften.

Schließlich saß Elizabeth II. 70 Jahre lang auf dem Thron. Was sind da schon sieben, 17 oder 70 Stunden Wartezeit?

Vier Nächte und vier Tage bleiben noch: Bis Montagmorgen wird der Sarg noch in der Westminister Hall aufgebahrt sein.

Team
Text Kassian Stroh
Redaktion Leopold Zaak
Bildredaktion Kassian Stroh
Digitales Storytelling Kassian Stroh