Familie

Ich will euch nicht mehr sehen

Keine Beziehung ist so einzigartig wie die zwischen Kindern und Eltern. Doch manchmal zerbricht auch sie. Wann, warum - und vor allem, wie es weitergehen kann.

Text: Lucia Bramert, Illustration: Jessy Asmus
8. September 2022 - 6 Min. Lesezeit

„Das letzte Mal so richtig eskaliert ist es wegen zwei Eiern“, sagt Paula Deme. Die 38-Jährige hat seit acht Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter. „Wir haben zusammen gebacken. Ich habe gefragt, ob die Eier getrennt werden, sie hat verneint und ich daraufhin die Eier in den Teig geschlagen. Kurz darauf ist sie völlig ausgeflippt“, erinnert sich Deme. Ihre Mutter schreit, ist außer sich. Die Eier hätten getrennt werden müssen.

Paula: "Sie war nicht bereit, Mutter zu sein."

Deme lacht, während sie die alte Geschichte erzählt, ein Lachen, das ihre Augen nicht erreicht. „An sich ist das ja keine große Sache: Man macht einfach einen neuen Teig. Aber sie ist so explodiert und hat mir Dinge von vor 20 Jahren vorgeworfen“, fährt Deme fort, „Völlig absurd.“ Es sei dieser Moment gewesen, in dem ihr bewusst wurde, dass das mit ihrer Mutter und ihr nichts mehr wird.

Mit 17 Jahren war Deme von zu Hause ausgezogen. Doch ihre Mutter schaffte es nicht loszulassen. Immer wieder rief sie an, wollte, dass Deme zurück nach Hause kommt und „für sie da ist“. Immer, wenn Deme ihre Mutter dann besuchte, wurde gestritten. Sie warf ihrer Tochter vor, in ihren neuen Partner verliebt zu sein, drang in ihre Privatsphäre ein, kontrollierte sie, wenn sie etwa zu lange im Bad brauchte. Kurze Zeit nach dem Vorfall mit den Eiern bricht Deme den Kontakt ab – endgültig. Sie reagiert nicht mehr auf Nachrichten oder Anrufe, blockiert ihre Mutter auf allen sozialen Netzwerken. Anfangs hatte Deme ein schlechtes Gewissen. „Es ist gar nicht so leicht zu verinnerlichen, dass das nichts mit mir zu tun hat, sondern dass meine Mutter nicht bereit war, Mutter zu sein“, erklärt Deme.

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Ich will euch nicht mehr sehen

Keine Beziehung ist so einzigartig wie die zwischen Kindern und Eltern. Doch manchmal zerbricht auch sie. Wann, warum - und vor allem, wie es weitergehen kann.

„Das letzte Mal so richtig eskaliert ist es wegen zwei Eiern“, sagt Paula Deme. Die 38-Jährige hat seit acht Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter. „Wir haben zusammen gebacken. Ich habe gefragt, ob die Eier getrennt werden, sie hat verneint und ich daraufhin die Eier in den Teig geschlagen. Kurz darauf ist sie völlig ausgeflippt“, erinnert sich Deme. Ihre Mutter schreit, ist außer sich. Die Eier hätten getrennt werden müssen.

Paula: "Sie war nicht bereit, Mutter zu sein."

Deme lacht, während sie die alte Geschichte erzählt, ein Lachen, das ihre Augen nicht erreicht. „An sich ist das ja keine große Sache: Man macht einfach einen neuen Teig. Aber sie ist so explodiert und hat mir Dinge von vor 20 Jahren vorgeworfen“, fährt Deme fort, „Völlig absurd.“ Es sei dieser Moment gewesen, in dem ihr bewusst wurde, dass das mit ihrer Mutter und ihr nichts mehr wird.

Mit 17 Jahren war Deme von zu Hause ausgezogen. Doch ihre Mutter schaffte es nicht loszulassen. Immer wieder rief sie an, wollte, dass Deme zurück nach Hause kommt und „für sie da ist“. Immer, wenn Deme ihre Mutter dann besuchte, wurde gestritten. Sie warf ihrer Tochter vor, in ihren neuen Partner verliebt zu sein, drang in ihre Privatsphäre ein, kontrollierte sie, wenn sie etwa zu lange im Bad brauchte. Kurze Zeit nach dem Vorfall mit den Eiern bricht Deme den Kontakt ab – endgültig. Sie reagiert nicht mehr auf Nachrichten oder Anrufe, blockiert ihre Mutter auf allen sozialen Netzwerken. Anfangs hatte Deme ein schlechtes Gewissen. „Es ist gar nicht so leicht zu verinnerlichen, dass das nichts mit mir zu tun hat, sondern dass meine Mutter nicht bereit war, Mutter zu sein“, erklärt Deme.