Comedy Wildlife Photography Awards

Tiere sind auch nur Menschen

Die lustigsten Tierfotos des Jahres sind gekürt: ein Luftgitarrensolo der anderen Art und ein formvollendeter Bauchplatscher.

Eine Vogelfamilie in erregter Diskussion.

Und ein Otter, der gerne Primoballerino wäre. Die Siegerbilder und weitere erheiternde Szenen.

Comedy Wildlife Photography Awards

Tiere sind auch nur Menschen

Die lustigsten Tierfotos des Jahres sind gekürt: ein Luftgitarrensolo der anderen Art und ein formvollendeter Bauchplatscher.

Eine Vogelfamilie in erregter Diskussion.

Und ein Otter, der gerne Primoballerino wäre. Die Siegerbilder und weitere erheiternde Szenen.

23. November 2023 - 5 Min. Lesezeit

Dieser Job gehört mit einiger Sicherheit zu den schönsten Gute-Laune-Jobs der Welt, in einer Liga mit Glückskeks-Sprücheautor oder Wasserrutschen-Testerin: Jurymitglied im Wettbewerb um das lustigste Tierfoto der Welt. Fotografen aus 85 Ländern haben in diesem Jahr insgesamt 5300 Bilder bei den Comedy Wildlife Photography Awards eingesendet, darunter winkende Bären, rauchende Füchse oder grummelige Eulen. 5300 Gelegenheiten zum Schmunzeln. Nach wochenlanger Materialsichtung stehen nun die Gewinner fest.

Gesamtsieger ist der australische Fotograf Jason Moore, der in der Nähe von Perth ein Känguru in Eric-Clapton-Pose erwischt hat. Er sei schon oft an der Stelle vorbeigefahren, gab Moore zu Protokoll, die meiste Zeit seien Kängurus „ein bisschen langweilig“. Aber an dem Tag sei das Licht besonders schön gewesen, deshalb sei er spontan ausgestiegen. Er habe bereits eine Reihe von Bildern aufgenommen gehabt, als er plötzlich gesehen habe, wie eines der Tiere zum Luftgitarrensolo ansetzte (in Wahrheit hat es sich wahrscheinlich, ganz profan, einen Floh aus dem Fell gepult).

Den Publikumspreis gewinnt der polnische Fotograf Jacek Stankiewicz mit der Aufnahme einer Grünfinken-Familie in hitziger Diskussion. Das beste Wassertier-Foto zeigt einen Otter, der eine nahezu perfekte Arabesque tanzt, und das lustigste Lufttier ist ein Mangrovenreiher, der beim Fischen nicht ganz so elegant ins Wasser stößt.

Juror Paul Joynson-Hicks, der die Comedy Wildlife Photography Awards im Jahr 2015 initiiert hat, sagt im SZ-Interview, es brauche nur ein einziges Element, damit ein Tierfoto lustig wirkt: die Vermenschlichung – also dass die Tiere „so gucken wie Menschen oder sich scheinbar so verhalten wie Menschen“.

Liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank, dass Sie sich auch heute wieder für unser Blatt entschieden haben.

Liebe Leserinnen und Leser, vielen Dank, dass Sie sich auch heute wieder für unser Blatt entschieden haben.

Dieser Schopfmakake, den der finnische Fotograf Matti Rauvala auf der indonesischen Insel Sulawesi abgelichtet hat, gehört zu den 40 Bildern, die es in die Endauswahl geschafft hatten – und die, auch wenn sie nicht gewonnen haben, eine Betrachtung wert sind.

Tiere in einem menschlichen Moment zu erwischen, ist meistens Glückssache. Dem Glück lässt sich aber auf die Sprünge helfen, zum Beispiel, indem man mit der Kamera möglichst lange in unmöglichen Positionen ausharrt. So wie der indische Fotograf Thomas Vijayan, der sich im Katmai-Nationalpark in Alaska auf fotografische Bärenpirsch begab. „Ich legte mich flach ins Wasser und blieb dort eine lange Zeit, in Erwartung des richtigen Moments für den Auslöser“, gab er der Jury zu Protokoll. Seine Geduld wurde belohnt, mit einem formvollendeten Grizzly-Gruß.

Mensch, du hier, altes Haus? Lange nicht gesehen! Wie geht's? Dein Händedruck war auch schon mal fester.

Mensch, du hier, altes Haus? Lange nicht gesehen! Wie geht's? Dein Händedruck war auch schon mal fester.

Das Schöne an dem Wettbewerb ist: Die Bilder beflügeln die Fantasie. Jedem Betrachter und jeder Betrachterin erzählen sie eine andere Geschichte. Welche (Mit-)Menschen man in den Tieren erkennt, ist rein subjektiv. 

Der Fotograf Danny Sullivan hat in der Steppenlandschaft von Wyoming zwei Mustangs beim Kämpfen fotografiert – und die Kabbelei später einfach uminterpretiert. „Tango tanzen“ betitelte er sein Bild. Genauso gut könnte das Foto auch „Schiefer Walzer“ heißen, in Erinnerung an den tollsten Hengst aus Tanzkurs-Zeiten, der sich für einen Rhythmusgott hielt, aber nicht mal bei einem so simplen Song wie „If You Don't Know Me by Now“ die Eins erwischte.

Eins, zwei, im Walzertakt, linksherum, rechtsherum, hü, hott. Es führt hier nur einer, Baby: ich!

Wie nennt man einen Vogel, der besonders inbrünstig seine Arien schmettert? Na klar: Tontaube.

Eins, zwei, im Walzertakt, linksherum, rechtsherum, hü, hott. Es führt hier nur einer, Baby: ich!

Wie nennt man einen Vogel, der besonders inbrünstig seine Arien schmettert? Na klar: Tontaube.

„Singing in the Rain“, so hat die Fotografin Kate Stevenson ihr Bild genannt. Für sie ist die Ringeltaube die Reinkarnation Gene Kellys, inklusive Anzug und Krawatte (der weiße Punkt im Gefieder sehr frei interpretiert). Aber wo ist eigentlich der Hut? 

Manche der Situationen, die von den Fotografinnen und Fotografen auf Papier oder besser gesagt auf Speicherchips oder in irgendeine Cloud gebannt worden sind, kommen einem seltsam bekannt vor. Auf Robben, Biber oder Papageientaucher lässt sich zum Beispiel der Zustand elterlicher Verzweiflung ganz wunderbar projizieren.

Ach, wie groß war doch der Stolz, als der eigene Nachwuchs gerade erst frisch geschlüpft war.

Doch spätestens mit den ersten Zähnen ging der Stress los. Ständiges Sabbern, nächtliches Jammern, „Mama, Papa, da aua!“

Und irgendwann konnte man sich selber nicht mehr hören, wenn man Sätze wie diese sagte: „Zähneputzen nicht vergessen!“ Oder für Fortgeschrittene: „Nimm mal wieder Zahnseide.“

Körperpflege ist generell ein Reizthema: Erst ewig nicht duschen wollen. Und dann das ganze Bad unter Wasser setzen.

Noch ein Klassiker der Eltern-Kind-Kommunikation, zu verwenden bei Ausflügen aller Art: Schau nach vorne! Das kann sonst böse enden!

So motiviert sind Eltern um sechs Uhr in der Früh, wenn es ans Schulbrote-Schmieren geht.

Während der Teenager noch wie ein Stein schläft. Guten Morgen, und raus aus dem Bett ...

... na, geht doch!

Wie, du schreibst heute Chemie? Und ich soll dir jetzt mal eben noch den Unterschied zwischen Alkenen, Alkanen und Alkinen erklären?

Wenn ich dich jemals beim Rauchen erwischen sollte, werde ich echt fuchsig.

Ach, wie groß war doch der Stolz, als der eigene Nachwuchs gerade erst frisch geschlüpft war.

Doch spätestens mit den ersten Zähnen ging der Stress los. Ständiges Sabbern, nächtliches Jammern, „Mama, Papa, da aua!“

Und irgendwann konnte man sich selber nicht mehr hören, wenn man Sätze wie diese sagte: „Zähneputzen nicht vergessen!“ Oder für Fortgeschrittene: „Nimm mal wieder Zahnseide.“

Körperpflege ist generell ein Reizthema: Erst ewig nicht duschen wollen. Und dann das ganze Bad unter Wasser setzen.

Noch ein Klassiker der Eltern-Kind-Kommunikation, zu verwenden bei Ausflügen aller Art: Schau nach vorne! Das kann sonst böse enden!

So motiviert sind Eltern um sechs Uhr in der Früh, wenn es ans Schulbrote-Schmieren geht.

Während der Teenager noch wie ein Stein schläft. Guten Morgen, und raus aus dem Bett ...

... na, geht doch!

Wie, du schreibst heute Chemie? Und ich soll dir jetzt mal eben noch den Unterschied zwischen Alkenen, Alkanen und Alkinen erklären?

Wenn ich dich jemals beim Rauchen erwischen sollte, werde ich echt fuchsig.

Diese Foto-Story ließe sich noch ein Weilchen fortsetzen, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein mit lustig. 

Ein gutes Ende zu finden, ist mit das Schwierigste in vielen Lebenslagen. Politische Karrieren, Beziehungen, Hollywood-Filme bleiben oft in schlechter Erinnerung, weil da jemand keinen formvollendeten Ausstieg hinbekommen hat.

Bei Texten über den Wettbewerb um das lustigste Tierfoto der Welt hingegen ist das Ende die leichteste Übung. Denn auf eines ist Verlass: Es gibt immer mindestens ein Bild, auf dem ein Tier in die Kamera winkt. Diesmal ist es ein finnischer Braunbär. Danke an die israelische Naturfotografin Dikla Gabriely für den perfekten Rausschmeißer.

Auf Wiedersehen und bis nächstes Jahr!

Auf Wiedersehen und bis nächstes Jahr!

Digitales Storytelling: Nadeschda Scharfenberg