Um Verzeihung bitten

Entschuldigung als Königsdisziplin

Wer einen Fehler eingesteht, wirkt nicht etwa schwach – sondern souverän. Das gilt vor allem, wenn Mächtige um Verzeihung bitten, wie jüngst Margrethe von Dänemark. Worauf es bei einer Entschuldigung ankommt.

15. Oktober 2022 - 6 Min. Lesezeit

Menschen entschuldigen sich aus vielen Gründen: weil sie zu spät kommen, jemanden versehentlich anrempeln, etwas nicht gleich auf Anhieb verstehen. Die Deutsche Bahn entschuldigt sich bei ihrer Kundschaft, Fußballtrainer entschuldigen sich bei ihren Fans. Gerade erst aber ließ eine Entschuldigung aufhorchen, die anders war: Die Königin von Dänemark bat öffentlich um Verzeihung, auf Instagram. Einige Tage zuvor hatte Margrethe II. in einer Pressemeldung verkündet, dass sie den Kindern ihres jüngsten Sohnes, Prinz Joachim, die Titel Prinz und Prinzessin entziehen werde, um das Königshaus zu verschlanken. Der Prinz war gekränkt. Und machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung.

Margrethe ließ daraufhin die Öffentlichkeit wissen: „Ich habe meine Entscheidung als Königin, Mutter und Großmutter getroffen. Aber als Mutter und Großmutter habe ich unterschätzt, wie sehr sich mein jüngster Sohn und seine Familie getroffen fühlen. Das macht einen großen Eindruck, und das tut mir leid.“

Dass eine Mutter und Königin sich in aller Öffentlichkeit bei ihrem Sohn und ihren Enkelkindern entschuldigte, sieht die Biologin und Anthropologin Jutta von Campenhausen als Zeichen von großer Souveränität und Kritikfähigkeit. „Margrethe hätte ihre Entschuldigung privat adressieren können. Doch sie wollte, dass alle ihre Position sehen.“ Dass die Monarchin ihre Entscheidung dennoch nicht zurücknahm, entwerte die Entschuldigung nicht, im Gegenteil. „Auch das zeigt, wie souverän sie ist“, sagt Campenhausen, die als ehemaliges Mitglied im Ethikkomitee der Uniklinik Hamburg-Eppendorf auf die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten spezialisiert ist, die lange als „Götter in Weiß“ wahrgenommen wurden.

Interessant sei vor allem die emotionale Ebene, auf der Margrethe sich äußert, denn: Sich zu entschuldigen, sei nicht immer einfach – gerade für Personen, die eine Autorität darstellen, sei es als Eltern, Vorgesetzte oder Staatsoberhaupt. „Solche Gesten sind etwas Besonderes“, sagt Campenhausen, „weil die eigentlich Mächtigen andere über sich stellen und ihnen die Macht verleihen, die Entschuldigung anzunehmen oder zu verweigern.“

Um Verzeihung bitten

Entschuldigung als Königsdisziplin

Wer einen Fehler eingesteht, wirkt nicht etwa schwach – sondern souverän. Das gilt vor allem, wenn Mächtige um Verzeihung bitten, wie jüngst Margrethe von Dänemark. Worauf es bei einer Entschuldigung ankommt.

Menschen entschuldigen sich aus vielen Gründen: weil sie zu spät kommen, jemanden versehentlich anrempeln, etwas nicht gleich auf Anhieb verstehen. Die Deutsche Bahn entschuldigt sich bei ihrer Kundschaft, Fußballtrainer entschuldigen sich bei ihren Fans. Gerade erst aber ließ eine Entschuldigung aufhorchen, die anders war: Die Königin von Dänemark bat öffentlich um Verzeihung, auf Instagram. Einige Tage zuvor hatte Margrethe II. in einer Pressemeldung verkündet, dass sie den Kindern ihres jüngsten Sohnes, Prinz Joachim, die Titel Prinz und Prinzessin entziehen werde, um das Königshaus zu verschlanken. Der Prinz war gekränkt. Und machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung.

Margrethe ließ daraufhin die Öffentlichkeit wissen: „Ich habe meine Entscheidung als Königin, Mutter und Großmutter getroffen. Aber als Mutter und Großmutter habe ich unterschätzt, wie sehr sich mein jüngster Sohn und seine Familie getroffen fühlen. Das macht einen großen Eindruck, und das tut mir leid.“

Dass eine Mutter und Königin sich in aller Öffentlichkeit bei ihrem Sohn und ihren Enkelkindern entschuldigte, sieht die Biologin und Anthropologin Jutta von Campenhausen als Zeichen von großer Souveränität und Kritikfähigkeit. „Margrethe hätte ihre Entschuldigung privat adressieren können. Doch sie wollte, dass alle ihre Position sehen.“ Dass die Monarchin ihre Entscheidung dennoch nicht zurücknahm, entwerte die Entschuldigung nicht, im Gegenteil. „Auch das zeigt, wie souverän sie ist“, sagt Campenhausen, die als ehemaliges Mitglied im Ethikkomitee der Uniklinik Hamburg-Eppendorf auf die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten spezialisiert ist, die lange als „Götter in Weiß“ wahrgenommen wurden.

Interessant sei vor allem die emotionale Ebene, auf der Margrethe sich äußert, denn: Sich zu entschuldigen, sei nicht immer einfach – gerade für Personen, die eine Autorität darstellen, sei es als Eltern, Vorgesetzte oder Staatsoberhaupt. „Solche Gesten sind etwas Besonderes“, sagt Campenhausen, „weil die eigentlich Mächtigen andere über sich stellen und ihnen die Macht verleihen, die Entschuldigung anzunehmen oder zu verweigern.“