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Zeit für Rekorde

Seit Messbeginn war es nie so heiß auf der Welt wie in dieser Woche. Wie es dazu kommt, und warum die neuen Extremwerte nicht von langer Dauer sein könnten.

7. Juli 2023 - 2 Min. Lesezeit

Sieben Jahre lang kam kein Tag an den 13. August 2016 heran: Mit einer glutheißen globalen Mitteltemperatur von 16,92 Grad war er nicht einzuholen. Zugegeben, das ist ein Wert, bei dem man eher nicht ins Freibad geht, aber man muss bedenken, es ist ein Mittelwert über 24 Stunden und alle Klimazonen der Erde, inklusive der winterlichen Südhalbkugel.

Aber diese Woche hat mit dem alten Rekord kurzen Prozess gemacht. Am Montag wurde er mit einem deutlichen Temperatursprung abgelöst, 17,01 Grad. Am Dienstag wieder, 17,18; am Mittwoch war es fast ebenso heiß. Am Donnerstag, 6. Juli 2023, war nach neuesten Daten des Climate Reanalyzer an der University of Maine auch der Rekord vom Dienstag schon wieder Geschichte, 17,23 Grad. Und wer wetten möchte, dass dieser Rekord den Sommer übersteht, sollte maximal eine alte Socke setzen.

Mit diesen Temperaturen setzt sich eine beunruhigende Reihe der globalen Extreme fort, die schon vor einigen Monaten ihren Anfang genommen hat. Bereits im April begannen die Oberflächentemperaturen in den Weltmeeren sich weit von allem zu entfernen, was zu dieser Jahreszeit sonst üblich ist, noch immer schwebt diese Kurve so deutlich über den Messwerten der vergangenen Jahrzehnte, dass es fast nach einem Messfehler aussieht. Anfang Juni gingen dann auch die weltweiten Lufttemperaturen durch die Decke, erstmals in einem Sommermonat lagen sie um mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Wert. Zwischenzeitlich war es wieder etwas kühler auf der Welt, aber mit dem Beginn des Julis ging die Temperaturkurve wieder steil nach oben, unter anderem angetrieben durch ungewöhnlich mildes Wetter in der Antarktis.

Der heißeste gemessene Tag

in zwei Meter Höhe in Grad Celsius, seit 1979

Weil die großen Landflächen auf der Nordhalbkugel sich im dortigen Sommer stärker aufheizen, als die großen Ozeanflächen der Südhalbkugel sich im Süd-Winter abkühlen, folgt die weltweite Temperatur einem Jahresgang. Im Nordhalbkugel-Sommer ist sie am höchsten, das Maximum liegt normalerweise um Ende Juli herum.

Die aktuellen Rekorde zu Land und zu Wasser dürften verschiedene Ursachen haben. Hauptgrund ist natürlich die immer stärker spürbare Klimakrise. Ein weiterer ist das Klimaphänomen El Niño, das mit Meeresströmungen und Winden zu tun und im Juni offiziell wieder begonnen hat. Es treibt die globalen Temperaturen nach oben. Der letzte starke El Niño fiel auf das Jahr 2016, in dem auch der bisherige Temperaturrekord erreicht wurde. Seither herrschten schwächere El-Niño-Bedingungen oder das Gegenstück La Niña vor, das eher kühlend wirkt. Aktuell kommen also die fortschreitende Klimakrise, El Niño und der Nordhalbkugel-Sommer zusammen – und die Saison ist noch lange nicht vorbei.

Text: Marlene Weiß, Daten: Sören Müller-Hansen, Grafik/Collage: Julia Kraus, Digitales Design: Felix Hunger, Redaktion: Hannah Wilhelm, Nadeschda Scharfenberg, Anna Fischhaber