Wahl am 5. März

Fürstenfeldbruck sucht den Oberbürgermeister

Fünf Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich um die Nachfolge von Erich Raff. Die SZ hat sie um kurze Statements zu wichtigen Themen gebeten.

Wahl am 5. März

Fürstenfeldbruck sucht den Oberbürgermeister

Fünf Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich um die Nachfolge von Erich Raff. Die SZ hat sie um kurze Statements zu wichtigen Themen gebeten.

Protokolle: Stefan Salger
7. Februar 2023 - 7 Min. Lesezeit

Fünf Kandidaten und eine Kandidatin bewerben sich um das Amt des Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeisters. Amtsinhaber Erich Raff (CSU) kann bei der Wahl am Sonntag, 5. März, aus Altersgründen nicht mehr antreten.

Bis auf Joe Kellerer (Die Partei) gehören alle Bewerber dem Stadtrat an und sind die Vorsitzenden ihrer jeweiligen Fraktionen. Die Grünen als drittstärkste Stadtratsfraktion, für die es 2017 der Landtagsabgeordnete Martin Runge aus Gröbenzell bis in die Stichwahl geschafft hatte, verzichten diesmal auf eine eigene Bewerberin oder einen Bewerber.

Die mögliche Stichwahl würde am Sonntag, 19. März, stattfinden. Notwendig wird die von den Stadtratswahlen getrennte OB-Wahl, weil bereits 2017 ein Nachfolger für den drei Jahre zuvor gewählten und dann schwer erkrankten Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) gefunden werden musste.

Die SZ hat alle Kandidaten gebeten, sich vorzustellen und zu zwei für die Stadt wichtigen Themenbereichen Stellung zu nehmen. Wählerinnen und Wähler sollen sich so einen ersten Überblick verschaffen können – bevor sie die Kandidaten am Donnerstag, 2. März, von 19.30 Uhr an im Kleinen Saal von Fürstenfeld bei der Podiumsdiskussion der SZ auch noch live erleben.

Was wären Ihre wichtigsten politischen Ziele? Und wo sehen Sie die größten Herausforderungen, was wollen Sie ändern?

Markus Droth (Freie Wähler): Wichtigste Ziele sind Energiewende, bezahlbarer Wohnraum, Kinderbetreuung in Kitas und Vereinen, aktive Bürgergesellschaft, Wirtschaftsförderung, Innenstadtentwicklung und Entwicklung wichtiger Freizeit- und Kultureinrichtungen, Ausbau der Kreislaufwirtschaft; Herausforderungen: dies zu schaffen mit knappen öffentlichen Mitteln – Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger bei Entscheidungsfindung und Finanzierung; Überzeugung der Kommunalaufsicht, insbesondere von sogenannten alternativen Finanzierungsformen.

Veränderungen im Vergleich zum Status Quo: Einbeziehung und Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern, Beiräten und Ehrenamtlichen; sachorientierte Zusammenarbeit ohne persönliche Befindlichkeiten.

Christian Götz (BBV): Politische Schwerpunkte sind mehr Ökologie in der Stadt, Aufwertung des öffentlichen Raums und mehr Bürgerbeteiligung. Viele Flächen im Stadtgebiet sind in einem ökologisch schlechten Zustand.

Wir können Blühflächen für Insekten anlegen, mehr Bäume pflanzen, städtische Waldflächen und vor allem die Amper aufwerten. Plätze, Parks und Wege müssen endlich wieder attraktiv gestaltet werden. Wir müssen Bürgerbeteiligung zum Normalzustand, nicht zur Ausnahme machen und die entsprechenden Werkzeuge dafür bereithalten. Die größten Herausforderungen sind es, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, Verkehrsprobleme zu lösen und die Ziele des Klimaschutzes einzuhalten.

Ändern im Vergleich zum Status Quo: Fast alles! Bessere Kommunikation auf allen Ebenen, erkennbare Ziele setzen und erreichen, mehr Transparenz, bessere Zusammenarbeit mit dem Stadtrat, den Beiräten, den Vereinen und der gesamten Bevölkerung, Beschlüsse des Stadtrats umsetzen!

Philipp Heimerl (SPD): Die Stadt Fürstenfeldbruck kämpft jedes Jahr darum, die vielfältigen Aufgaben und Leistungen, die eine große Kreisstadt erfüllen sollte, umzusetzen. Damit dies in Zukunft anders wird, brauchen wir zum einen einen grundlegenden Wandel im Bereich Planung und Umsetzung von Großprojekten und zum anderen eine Entwicklung im Bereich Gewerbe. Zudem müssen Stadtrat, Verwaltung und Oberbürgermeister besser zusammenarbeiten und unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger die Stadt gemeinsam nach vorne bringen.

Johannes „Joe“ Kellerer (Die Partei): Gerade als Bio-Landwirt liegt mir der Natur- und Klimaschutz sehr am Herzen. Zudem lege ich Wert auf eine nachhaltige Bebauung und die Förderung von Kultur- und Sportstätten. Eine Herausforderung ist die Verkehrssituation.

Das Ziel der Verlegung der B2 für einen ruhigeren Stadtkern darf nicht aus den Augen verloren werden. Im Stadtrat gibt es viele gute Ideen. Hingegen führen Alleingänge oft zu falschen Beschlüssen. Der zukünftige OB muss alle Fraktionen einbinden und gemeinsame Lösungen finden.

Andreas Lohde (CSU): Wir müssen die Einnahmesituation der Stadt dringend verbessern, um die steigende Anzahl der kommunalen Aufgaben zu erledigen. Eine aktive Standort- und Industriepolitik ist hier angezeigt. Die Potenziale Brucks müssen besser genutzt werden. Auch für die Bürger muss Bruck mehr zur Lebensstadt werden – zu dem Ort, an dem man gerne wohnt, arbeitet und lebt. Dazu braucht es Qualitätsorte – Plätze, an denen man sich gerne aufhält. Der Verkehr in der Innenstadt ist immer noch eine große Belastung, die ich als neuer Oberbürgermeister prioritär angehen werde.

Alexa Zierl (ÖDP): Ich möchte als Oberbürgermeisterin bei allen Projekten auf Konsens hinarbeiten: Konsens im Stadtrat und – noch wichtiger – Konsens mit den Menschen, Vereinen, Unternehmen und Co. Mein Ziel ist, dass jedes Projekt die Situation vor Ort verbessert und alle zufrieden stellt. Dafür werde ich von Beginn an alle Beteiligten an einen Tisch holen, Kritik ernst nehmen und zusammen Lösungen entwickeln. Größte Herausforderung: unsere Stadt an die Auswirkungen des Klimawandels – Hitze und Starkregen – anzupassen.

Wie stehen Sie zu städtischen Zukunftsprojekten wie Hallenbad, Eishalle, Fliegerhorst und zum Wohnungsbau – auch mit Blick auf die Verschuldung?

Markus Droth (Freie Wähler): Hallenbad und Eishalle: Der Neubau der Amperoase muss einer der Schwerpunkte der nächsten Jahre sein, genauso die Schaffung einer Eishalle beziehungsweise einer überdachten Eisfläche. Ich halte beides unter dem organisatorischen Dach der Stadtwerke für finanzierbar, insbesondere durch Einnahmen im Bereich der regenerativen Energien (128 000 Euro Gewinn bei den beiden bestehenden Windrädern in 2021) und durch Bürgerbeteiligungsformen. Beim Betrieb der Halle müssen die Vereine – EVF und ERCF – eingebunden werden.

Wohnungsbau: ich würde gezielt die Weichen stellen, dass Bauherren im Sinne der Stadt für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum tätig werden. Ich sehe eine riesige Chance im genossenschaftlichen Wohnungsbau. Ebenso möchte ich alles dafür tun, eine kommunale Immobilienentwicklungsgesellschaft auf den Weg zu bringen. Dies könnte durch eine Änderung der Industha erfolgen.

Fliegerhorst: Die Entwicklung des Fliegerhorstareals ist für die Stadt von herausragender Bedeutung: zur Ansiedlung von Betrieben wie zur Schaffung von Wohnraum, dabei als Pilotprojekt für nachhaltige Energieerzeugung und -nutzung.

Ein Schwerpunkt soll die Ansiedlung von Zukunftstechnologien wie Medizintechnik und eines Zentrums für Wasserstoff sein. Parallel müssen genauso Flächen für das heimische mittelständische Gewerbe gezielt entwickelt werden. Als Form der nachhaltigen Wärmeenergieerzeugung soll die Geothermie dienen.

Christian Götz (BBV): Die aktuelle finanzielle Situation ist schwierig, nicht nur für Fürstenfeldbruck, sondern für alle Kommunen. Rückläufige Einnahmen bei Gewerbe- und Einkommensteuer beeinträchtigen den städtischen Haushalt, leere Kassen bei Bund und Bayern können dazu führen, dass auch Fördertöpfe nicht mehr so großzügig ausgeschüttet werden wie bisher. Wir müssen bei großen Investitionen auf Sicht fahren und immer wieder überprüfen, ob wir uns Dinge leisten können.

Wichtig hierbei sind Kooperationspartner: Nachbarkommunen bei der Entwicklung des Fliegerhorsts hin zu einem zukunftsfähigen Quartier mit Wohnen, Arbeiten, Naherholung, Sport; Stiftungen, Genossenschaften und die WBG des Landkreises beim Bau von bezahlbaren Wohnungen – und die Stadtwerke sowie die Vereine bei der Realisierung eines neuen Hallenbades und der Eissporthalle.

Eines ist klar: Eine einfache Patentlösung für all diese Probleme gibt es nicht! Gemeinsam werden sich aber Wege finden lassen, diese und andere wichtige Projekte umzusetzen. Hierfür kann man sich auch die Erfahrungen anderer Kommunen zu Nutze machen.

Philipp Heimerl (SPD): Wir stehen bei vielen Zukunftsprojekten vor großen Herausforderungen. In den vergangenen Jahren haben wir uns vor allem auf Pflichtaufgaben konzentriert, wie den Neubau der Schule West oder die Errichtung einer neuen Feuerwache. Trotz der steigenden Verschuldung müssen wir jedoch auch weitere Vorhaben umsetzen. Der Neubau von Hallenbad und Eishalle sind für ein Mittelzentrum genauso notwendig wie die Entwicklung der Aumühle/Lände oder die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur.

Die Konversion des Fliegerhorstes ist eine Aufgabe, die nicht nur von der Stadt alleine geschultert werden kann - wir werden starke Partner dafür brauchen. Auch der Wohnungsbau ist nicht nur ein Projekt, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wir brauchen städtische Mittel, kommunale Gesellschaften, Genossenschaften aber auch private Anbieter. Die Aufgaben wachsen jedes Jahr weiter, und wir müssen als Stadt darauf achten, nicht von den Anforderungen überholt zu werden, sondern selbst Treiber der Entwicklung zu sein.

Johannes „Joe“ Kellerer (Die Partei): Ein Neubau der Amperoase ist unumgänglich. Wichtig dafür ist aber eine ausgegorene Planung. Um die Nachhaltigkeit zu garantieren, muss das Hallenbad mit dem Eisstadion als Einheit geplant werden. Dadurch spart man Energie, Platz und Geld. Holzbauweise und CO₂-Neutralität im Betrieb sehe ich als obligatorisch an. Im Hinblick auf die eher moderate Verschuldung der Stadt ist dafür eine Kreditaufnahme sicherlich angemessen. Die Konversion des Fliegerhorsts ist ein sehr komplexes Thema. Wir brauchen kluge Ideen aus Planungsbüros und Bürgerbeteiligung. Grundvoraussetzung für mich ist aber der Erhalt sensibler Naturelemente und die Nachnutzung und Integration bestehender Gebäude.

Den aktuellen Wohnungsmangel dürfen wir nicht mit einer unkontrollierten Flächenversiegelung bekämpfen. Meiner Meinung nach müsste die Bauleitplanung in ausgewählten Stadtbezirken hin zu einer höheren Geschossflächenzahl geändert werden. Eine Aufstockung von Bestandshäusern schafft Wohnraum bei minimalem Eingriff.

Andreas Lohde (CSU): Zur Finanzierung unserer umfangreichen Aufgaben und Herausforderungen ist eine aktive Wirtschaftspolitik Grundvoraussetzung. Im Fliegerhorst haben wir damit bereits begonnen. Der gemeinsame Grundsatzantrag von CSU, Grünen und FDP stellt die Basis der Entwicklung eines Technologie- und Innovationszentrums dar.

Hierauf müssen wir in Kooperation mit den Nachbarkommunen aufbauen. Ein Hallenbad gehört selbstverständlich zur Daseinsvorsorge, und Fürstenfeldbruck ist auch traditionell mit dem Eissport verbunden – hier sind wir im Stadtrat gefordert. Hinzu kommt die Herausforderung des Klimaschutzes: mit den Stadtwerken haben wir die besten Voraussetzungen, in Kooperation mit der Stadt und mit Beteiligung interessierter Bürger die Energiewende vor Ort voranzutreiben. Beim Wohnungsbau können wir mit dem von uns beantragten Brucker Einheimischenmodell günstigen Wohnraum schaffen, um zum Beispiel jungen Familien die Bildung von Eigentum zu ermöglichen.

Alexa Zierl (ÖDP): Die Modernisierung von Amperoase und Eisstadion zu einem modernen klimaneutralen Schwimm- und Eissport-Zentrum ist für mich ein zentraler Baustein einer sozialen „Stadt der kurzen Wege“. Statt des bisherigen, funktional unzureichenden und dafür zu teuren Entwurfs möchte ich eine neue, effiziente Planung unter einem Dach anstoßen und dafür Fördermittel einwerben. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist auch ein Baustein zur Behebung des Fachkräftemangels in Unternehmen, Kitas und Pflege. Neben den geplanten Neubaugebieten (Aumühle/Lände, Hochfeld etc.) will ich die Aufstockung bestehender Gebäude erleichtern, um möglichst wenig Fläche zu versiegeln.

Das neue Quartier im Fliegerhorst gilt es von Beginn an zukunftstauglich zu planen: 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt, angepasst an die Auswirkungen des Klimawandels („Schwammstadt“), barrierefrei, nachhaltige Mobilität, Arbeiten und Wohnen. Die Verschuldung wurde drastisch reduziert, so dass wir Spielraum für Investitionen haben.

Team
Text und Digitales Storytelling Stefan Salger