Lob des Schattens

Hot Stuff und Hundstage

Spätestens seit der Aufklärung hat der Schatten ein Imageproblem. Dabei wissen wir seit Pink Floyd: Wir brauchen die Dunkelheit, nicht nur die hinterm Mond.

Text: Gerhard Matzig , Illustration: Stefan Dimitrov
31. Juli 2022 - 6 Min. Lesezeit

Es ist heiß, es war heiß, es wird heiß. Viele Menschen (dem Licht zugeneigt, wie auch nicht, Licht ist Leben) sagen begeistert „Sommer“ dazu. Andere Leute dagegen, den Schatten liebend, die Sonne maximal skeptisch anzwinkernd, nennen das Ganze „Apokalypse“. Aber „man siehet die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht“, wie Brecht weiß. Herrschende Meinung: Sonnenanbetung.

Was wir brauchen: Sonnenuntergang.

Irgendwo zwischen Sonnenanbetung und Apokalypse, Licht und Dunkel, gibt es ein Problem – und es fragt sich, ob sich dieses Problem nur aus der Differenz von subjektivem Wohlfühlbereich und objektiver Kühlgrenztemperatur des Körpers speist. Letzteres bitte merken. Inzidenz war gestern, jetzt kommt die Kühlgrenztemperatur. Der Gesundheitsminister der Herzen wird das demnächst bei Lanz erklären.

Hier schon mal dies: Wenn Temperatur und Luftfeuchtigkeit hoch genug sind, kann auch ein gesunder Mensch, der im Schatten sitzt und Wasser trinkt, in letzter Konsequenz sterben. Studien zeigen, dass die dafür relevante Schwelle – sie ist keine der gefühlten Temperaturen, sondern Gewissheit – in manchen Teilen der Welt bei Hitzewellen schneller erreicht wird als gedacht. Wieder mal taucht der Begriff „erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“ auf. Es ist die Überschrift unserer Epoche. Wobei man denkt: Hat man dieses „erstmals“ nicht schon das ein oder andere Mal gehört?

Lob des Schattens

Hot Stuff und Hundstage

Spätestens seit der Aufklärung hat der Schatten ein Imageproblem. Dabei wissen wir seit Pink Floyd: Wir brauchen die Dunkelheit, nicht nur die hinterm Mond.

Es ist heiß, es war heiß, es wird heiß. Viele Menschen (dem Licht zugeneigt, wie auch nicht, Licht ist Leben) sagen begeistert „Sommer“ dazu. Andere Leute dagegen, den Schatten liebend, die Sonne maximal skeptisch anzwinkernd, nennen das Ganze „Apokalypse“. Aber „man siehet die im Lichte / Die im Dunkeln sieht man nicht“, wie Brecht weiß. Herrschende Meinung: Sonnenanbetung.

Was wir brauchen: Sonnenuntergang.

Irgendwo zwischen Sonnenanbetung und Apokalypse, Licht und Dunkel, gibt es ein Problem – und es fragt sich, ob sich dieses Problem nur aus der Differenz von subjektivem Wohlfühlbereich und objektiver Kühlgrenztemperatur des Körpers speist. Letzteres bitte merken. Inzidenz war gestern, jetzt kommt die Kühlgrenztemperatur. Der Gesundheitsminister der Herzen wird das demnächst bei Lanz erklären.

Hier schon mal dies: Wenn Temperatur und Luftfeuchtigkeit hoch genug sind, kann auch ein gesunder Mensch, der im Schatten sitzt und Wasser trinkt, in letzter Konsequenz sterben. Studien zeigen, dass die dafür relevante Schwelle – sie ist keine der gefühlten Temperaturen, sondern Gewissheit – in manchen Teilen der Welt bei Hitzewellen schneller erreicht wird als gedacht. Wieder mal taucht der Begriff „erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen“ auf. Es ist die Überschrift unserer Epoche. Wobei man denkt: Hat man dieses „erstmals“ nicht schon das ein oder andere Mal gehört?