Transparenz-Blog

Wie die SZ künstliche Intelligenz nutzt

Eine kurze Erklärung, wie die Redaktion mit neuen Technologien umgeht.

Andrian Kreye, Leitender Redakteur
16. Juni 2023 - 2 Min. Lesezeit

Die Süddeutsche Zeitung war immer eine Autorinnen- und Autorenzeitung. Das wird sie auch bleiben. In der SZ-Redaktion diskutieren wir deswegen schon länger darüber, wie wir künstliche Intelligenz (KI) verwenden können. Das begann lange bevor Textgeneratoren wie Chat-GPT oder Bildgeneratoren wie Dall-E in die Schlagzeilen kamen.

KI war schon früh ein Werkzeug, mit dem wir als Journalistinnen und Journalisten Dinge tun konnten, die bis dahin nicht möglich waren. Die Auswertung großer Datensätze, egal ob Statistiken oder vertrauliche Datenpakete von Informanten, war zum Beispiel erst mit KI zu leisten. In der Redaktion der Süddeutschen Zeitung galt dabei von Anfang an der Leitsatz, dass die Grundregeln und das Ethos des Journalismus jeden Schritt unserer Arbeit bestimmen, egal, ob wir mit Bleistift, Computer oder künstlicher Intelligenz arbeiten.

Wenn mit künstlicher Intelligenz Computerprogramme gemeint sind, die Muster erkennen und einordnen können, die mithilfe von Dateneingaben immer besser werden, die seit einiger Zeit auch ohne Menschenhilfe Texte und Bilder erzeugen, dann nutzt die Redaktion der Süddeutschen Zeitung solche Technologien seit acht Jahren. Die riesigen Datenmengen, die uns Whistleblower 2015 für die Panama Papers und später für die Paradise Papers zuspielten, hätte keine noch so große Redaktion ohne KI verarbeiten können. In Wahlnächten erlaubt uns die Automatisierung von Kurztexten die Analyse von beispielsweise allen 91 Wahlkreisen der bayerischen Landtagswahlen 2018 in kürzester Zeit.

Im Redaktionsalltag hilft uns künstliche Intelligenz bei der Archivierung und Sortierung von Recherchematerial sowie bei der Abschrift von Interviewaufzeichnungen. Dafür haben wir Vorkehrungen getroffen, um zu garantieren, dass Quellen- und Datenschutz sowie das Redaktionsgeheimnis gewahrt bleiben. Wenn wir KI bei der Erstellung von Illustrationen und Grafiken nutzen, machen wir das transparent. Die KI liest auch die Online-Kommentare auf unserer Website und unseren Social-Media-Kanälen, um Spam, Hetze und Falschnachrichten herauszufiltern. All diese Werkzeuge sparen aber nicht nur Zeit, sondern machen unsere Arbeit besser oder überhaupt erst möglich. Unsere Erfahrung hat dabei immer wieder gezeigt, dass man KI im Journalismus verantwortungsvoll einsetzen kann.

Was künstliche Intelligenz nicht alleine kann, ist, Fakten zu recherchieren und zu überprüfen oder Texte zu schreiben, die unseren Ansprüchen genügen. Derzeit ist nicht absehbar, ob und wann sich KI für solche Aufgaben eignet. Dass KI auch längere Texte verfasst, verbietet allerdings das Selbstverständnis der SZ. Denn was KI nicht generieren wird, sind der besondere Stil, die manchmal ironische Blickweise und die Lust an der Sprache, welche die SZ-Autorinnen und Autoren auszeichnen.

Der Mensch steht bei uns aber nicht nur in der Redaktion im Mittelpunkt. Das Vertrauen, das Interesse und die Leselust unserer Leserinnen und Leser sind unser Kapital. Deswegen werden wir die Kontrolle über unsere Zeitung niemals an Maschinen abgeben.

Digitales Design: Lea Gardner, Illustration: Bernd Schifferdekcer