Transparenz-Blog

Wie die SZ Kommentare moderiert

Wann wird ein Leserbeitrag gelöscht und wie unterstützt ein Tool die Moderationsarbeit?

Daniel Wüllner, stellvertretender Teamleiter Social Media und Leserdialog
28. Juli 2022 - 3 Min. Lesezeit

Die Süddeutsche Zeitung erreichen täglich mehrere Tausend Leserkommentare. Unter den auf Facebook, Instagram und Twitter geposteten Artikeln äußern sich Lesende zu den Inhalten. Auf SZ.de kommentieren angemeldete Nutzerinnern und Nutzer die Meinungsbeiträge der Autorinnen und Autoren.

Diese Vielzahl an Leserbeiträgen gilt es zeitnah zu prüfen, weil wir respektvolle und konstruktive Diskussionen möchten und wir auch eine juristische Verantwortung haben. Auf unseren Social-Media-Plattformen haben Beleidigungen, Rassismus und Ähnliches nichts zu suchen.

Welche Regeln gelten hier

Um unseren Leserinnen und Lesern einen festen Satz an Regeln an die Hand zu geben, haben wir eine Netiquette erarbeitet, die erklärt, welche Spielregeln beim Kommentieren eingehalten werden müssen.

Bei der Süddeutschen Zeitung arbeitet ein Team von Moderatoren und Moderatorinnen, in Schichten von 8 bis 22 Uhr. Sie sichten und lesen die Kommentare von Leserinnen und Lesern, prüfen sie inhaltlich und löschen gegebenenfalls auch Beiträge, wenn sie gegen die Netiquette verstoßen. Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten mit unterschiedlichen Programmen, die ihnen Moderationsmöglichkeiten bieten und etwa das Auffinden von Kommentatoren oder die Suche in Diskussionshistorien einfacher machen.

Jede der genannten Plattformen, von Facebook bis zur Kommentarfunktion auf SZ.de, verwendet außerdem optionale Möglichkeiten, um Kommentare zu löschen, für andere auszublenden oder Nutzer gar temporär zu blockieren. So bietet beispielsweise Instagram neben Wortfiltern auch die Limitieren-Funktion an: Diese verbirgt automatisch Kommentare und Nachrichtenanfragen von Personen, die keine oder erst seit Kurzem Follower sind. Solche Einstellungen zielen zum Beispiel auf Instagram-Accounts ab, die automatisiert Kommentare posten und dazu führen, dass die immergleichen Botschaften moderiert werden müssen - sogenannte Bots.

Hilfe durch KI

Um das hohe Aufkommen an Leserkommentaren, mehr als fünftausend pro Tag, möglichst schnell und lückenlos bearbeiten zu können, setzen wir zusätzlich eine künstliche Intelligenz (KI) ein, die Kommentare vorsortiert und so unsere Moderatorinnen und Moderatoren bei der Arbeit unterstützt.

Die KI bietet der Süddeutschen Zeitung zudem die Möglichkeit, das Freischalten aber auch das Löschen von Beiträgen zu automatisieren: Offensichtliche Verstöße gegen die Netiquette werden automatisch gelöscht, nicht zu beanstandende Kommentare hingegen sofort freigeschaltet. Dabei sucht die KI nach auffälligen Wörtern, Beleidigungen, Links oder auch nach ungewöhnlichem Nutzerverhalten und legt den Moderatorinnen und Moderatoren fragliche Kommentare zur Prüfung vor. So lernt die KI mit jeder vom Menschen getroffenen Entscheidung dazu.

Denn die künstliche Intelligenz ist eben keine menschliche und entscheidet nach standardisierten Kriterien über Kommentare, die ihr ohne Kontext vorgelegt werden. Sie macht Fehler, die von menschlichen Moderatoren ausgebessert werden müssen. Ohne KI ist das tägliche Kommentarvolumen aber schlicht nicht zu bewältigen.

Für uns bedeutet gute Moderation auch, mit den Leserinnen und Lesern in Kontakt zu treten, in den Kommentarspalten auf weiterführende Texte zu verweisen und unsere Arbeitsweise offenzulegen. Denn am Ende des Tages geht es immer um die Kommunikation zwischen Menschen. Das ist die Herausforderung, der sich die SZ täglich stellt: Zuzuhören, wenn mehrere Tausend Menschen gleichzeitig sprechen.

Team
Digitales Design: Lea Gardner
Illustration: Bernd Schifferdecker