Süddeutsche Zeitung

Zittau:Anschlag auf Linken-Politikerin

Von dem Fenster in Ramona Gehrings Wohnzimmer sind nur die hölzernen Rahmen übrig. Die Splitter der geborstenen Scheibe sammelte sie auf, nachdem die Kriminalpolizei die Spurensicherung abgeschlossen hatte. So erzählt sie es einem Reporter der Sächsischen Zeitung. Die dazugehörigen Fotos sprechen für sich.

Gehring ist Mitglied der Linken, sitzt im Stadtrat von Zittau. In der Nacht wurde auf ihre Wohnung ein Anschlag verübt. Kurz vor Mitternacht sollen Unbekannte Sprengkörper am Haus gezündet haben, in dem Ramona Gehring wohnt.

Die 55-Jährige erzählt, sie habe mit einer Freundin in der Küche zusammengesessen, als es laut krachte und sie einen gelb-orangenen Blitz aufleuchten sah. "Ich bin gleich ins Wohnzimmer gegangen, da war hier alles voller Scherben und Splitter", wird sie von der Sächsischen Zeitung zitiert. Gehring berichtet, dass im Wohnzimmer ihr siebenjähriger Enkel schlief - nicht weit vom Fenster entfernt. Ein großer Ficus-Baum hat die Glassplitter offenbar abgefangen.

Politische Motivation nicht ausgeschlossen

Angaben des Landeskriminalamts zufolge übernahmen Beamte der Soko Rex des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrums gemeinsamen mit Kollegen des Staatsschutzdezernats der Polizeidirektion Görlitz die Ermittlungen. Eine politische Motivation könne derzeit nicht ausgeschlossen werden.

Die Landtagsfraktion der Linken äußerte sich schockiert: "Sollte sich herausstellen, dass es sich um einen von Rechts motivierten Anschlag handelt, so reiht sich dieser leider in eine Reihe weiterer Fälle von Bedrohungen und Gewalt ein", erklärte die Landesvorsitzende Antje Feiks. 2015 hatte die Terrorgruppe Freital einen Sprengstoffanschlag auf den damaligen Stadtrat Michael Richter verübt. Aus Angst vor weiteren Anschlägen verließ er Sachsen.

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