Süddeutsche Zeitung

Waffenladung für Syrien an Bord?:Deutscher Frachter verschwindet vom Radar

Lesezeit: 1 min

Während ein mit Waffen beladener deutscher Frachter auf dem Weg nach Syrien verschollen ist, sollen Regierungstruppen abermals die Protesthochburg Homs unter Beschuss genommen haben. Trotz der brüchigen Waffenruhe haben sich erste UN-Beobachter auf den Weg nach Syrien gemacht.

Rätsel um die Atlantic Cruiser: Auf dem deutschen Frachter sollten Berichten zufolge Waffen an das Regime von Präsident Baschar al-Assad nach Syrien geliefert werden - doch das Schiff ist seit geraumer Zeit auf dem Mittelmeer nicht mehr zu orten.

Die Bundesregierung soll Berichte prüfen, wonach das Schiff mit den Waffen Richtung Syrien unterwegs gewesen sein soll. Die Waffen stammten vermutlich aus Iran und sollen mit mehreren Schiffen nach Dschibuti gebracht worden sein. Aktivisten machten die Waffenlieferung publik; wenig später soll das Schiff abgedreht haben.

Eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte auf Anfrage in Berlin, die Bundesregierung gehe allen Hinweisen auf Verstöße gegen das Waffenembargo nach. Dabei nutze sie alle Einflussmöglichkeiten. Nach derzeitiger Kenntnis der Bundesregierung habe ein deutscher Eigentümer das Schiff verchartert. Das Charter-Unternehmen wiederum habe das Schiff unter die Flagge eines Drittstaates gestellt.

Der Frachter hatte nach Angaben der syrischen Oppositionellen 7200 Tonnen Waffen sowie Munition an Bord. Er habe aus Dschibuti kommend am Freitag Kurs auf den syrischen Hafen Tartus genommen, wo er am Samstagmittag hätte eintreffen sollen. Am Samstag änderte die Atlantic Cruiser jedoch nach Informationen von Ortungsdiensten ihren Kurs.

Beobachter auf dem Weg nach Damaskus

Unterdessen ist die erste Gruppe von sechs Beobachtern der Vereinten Nationen auf dem Weg in die syrische Hauptstadt Damaskus. Die UN-Beobachter seien "morgen mit blauen Helmen vor Ort", sagte Sprecher Ahmad Fawzi in Genf. Die Gruppe würde schnell um bis zu 25 bis 30 weitere Personen aus der Region und andernorts aufgestockt. Am Samstag hatte der Weltsicherheitsrat erstmals seit Beginn der Kämpfe in Syrien vor mehr als einem Jahr in einer gemeinsamen Resolution ein sofortiges Ende der Gewalt und den Beginn von Friedensgesprächen gefordert.

Ungeachtet einer offiziellen Waffenruhe haben syrische Regierungstruppen nach Angaben der Opposition abermals die Protesthochburg Homs angegriffen. Auf die Viertel al-Chalidija und al-Bajada seien Mörsergranaten gefeuert worden, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte unter Berufung auf Augenzeugen mit. Zudem habe es am Stadtrand von Aleppo heftige Gefechte zwischen Sicherheitskräften und Armee-Deserteuren gegeben. Das Polizeirevier der Stadt sei in der Nacht mit Bomben angegriffen worden, hieß es weiter. Am Samstag sollen nach Angaben der Opposition bei Militäreinsätzen 20 Menschen getötet worden sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1332873
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/dapd/Reuters/wolf
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.