Süddeutsche Zeitung

VW:Gier hat einen Namen

Der Vorstandsvorsitzende von VW kassiert ein sehr hohes Gehalt - gerade weil der Konzern sich in der Dieselaffäre falsch verhält.

Von Marc Beise

Einem Spitzenmanager, dem sein völlig überzogenes Gehalt vorgeworfen wird, kann kaum ein erbärmlicheres Argument einfallen als dieses: "Dafür ist der Aufsichtsrat zuständig." Tatsächlich war sich der Vorstandsvorsitzende von VW, Matthias Müller, der für 2017 insgesamt 10,2 Millionen Euro Einnahmen erhält, nicht zu schade, genau so zu argumentieren. Formal richtig, in der Sache eine Katastrophe.

Während VW von früherem Missmanagement und Betrug gebeutelt ist, stopft sich der Vorstand die Taschen voll, als sei nichts geschehen - darauf muss man erst einmal kommen. Natürlich hätte Müller auf einen Teil seines Gehalts verzichten können, natürlich hätte der Aufsichtsrat ein Zeichen der Mäßigung setzen müssen. Stattdessen argumentieren die Herren zahlenlastig: Weltweit verkaufen sich die Autos des Konzerns so gut wie nie zuvor, VW hat trotz der gewaltigen Strafzahlungen in den Vereinigten Staaten einen Milliardenüberschuss erzielt - also stehen den Spitzenmanagern vertraglich hohe Summen zu; wo also ist das Problem?

Es ist genau hier: Würde VW, was seine verdammte moralische Pflicht wäre, auch seine deutschen Dieselkunden für den Wertverlust ihrer Autos entschädigen oder wenigstens die teure Umrüstung finanzieren, wäre der Gewinn kleiner - dann allerdings auch die Bezüge des Vorstandes. Kein Wunder, dass Müller diese Idee weit von sich weist. Die Kunden können nur hoffen, dass der Konzern noch zur Besinnung kommt.

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Quelle:
SZ vom 14.03.2018
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