Süddeutsche Zeitung

Verteidigungsminister Guttenberg:Anders als Jung

Erst bricht er das "Kriegs"-Tabu seines Vorgängers, nun wird Verteidigungsminister Guttenberg offenbar den von Oberst Klein in Afghanistan angeordneten Luftangriff kritischer bewerten als Franz Josef Jung.

Erst am Mittwoch hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ein Tabu seines Vorgängers Franz Josef Jung (CDU) gebrochen und im Zusammenhang mit dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan von "Krieg" gesprochen. Jetzt plant Guttenberg offenbar, den von dem deutschen Oberst Georg Klein angeordneten Luftangriff auf zwei entführte Tanklastwagen in Afghanistan kritischer zu bewerten, als sein Vorgänger Franz Josef Jung.

Die Leipziger Volkszeitung berichtet, dass die politische Spitze des Ministeriums auf Distanz zur Version von Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und Jung gehen will, wonach Klein "militärisch angemessen" reagiert habe. Bereits an diesem Donnerstag wolle Guttenberg die Obleute der Bundestagsfraktionen im Verteidigungsausschuss treffen.

US-Kampfjets hatten am 4. September auf Anforderung des deutschen Oberst Georg Klein zwei Tanklastzüge bombardiert, die von Taliban gekapert worden waren und dann in einem Flussbett feststeckten. Unter Berufung auf den Nato-Bericht erklärte das Ministerium in der vergangenen Woche, die genaue Zahl der Opfer des Luftschlags sei nicht zu ermitteln.

Die Zahl der Toten und Verletzten liege zwischen 17 und 142, darunter 30 bis 40 Zivilisten. Die Bundeswehr sah sich durch den Bericht entlastet. Die Opposition im Bundestag hält diese Bewertung nach Einsicht in den Bericht für unzulässig.

Generalinspekteur Schneiderhan hatte nach einer ersten Auswertung der Nato-Untersuchung erklärt, er habe keinen Grund daran zu zweifeln, dass Klein militärisch angemessen gehandelt habe. Ein Ministeriumssprecher kündigte am Mittwoch an, Guttenberg wolle eine eigene Einschätzung des Nato-Berichts vornehmen und dann das Parlament informieren.

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dpa/AFP/woja
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